52 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 04 - Arizona
bekommen!“
„Macht Euch keine allzu großen Hoffnungen, Señorita. Ich habe ihn gesehen; weiter aber kann ich nichts von ihm sagen.“
„Aber seinen Namen kennt Ihr? Heißt er Heulmeier?“
„Nein.“
„Nicht? So wäre er es nicht? So wäre es nur ein wunderbares Naturspiel, eine außerordentliche Ähnlichkeit!“
„Vielleicht ist er es dennoch.“
„Aber wenn er anders heißt!“
Der junge Mann schien nicht ganz genau zu wissen, wie er antworten sollte. Gar zu sehr in Gedanken versunken, bemerkte Emeria dies gar nicht. Auch beachtete sie den Blick nicht, den er auf sie warf. Es lag viel Bedauern, Mitleid und Teilnahme in demselben. Endlich, erst nach einer Pause, antwortete er:
„Wenn auch die Namen verschieden sind, so ist doch vielleicht die Person dieselbe.“
„Schwerlich. Ist derjenige, den Ihr gesehen habt, Professor?“
„Nein. Er ist Minister.“
„Und wie heißt er?“
„Er ist ein Graf von Langendorff.“
„So ist er es nicht. Heulmeier und von Langendorff ist zu verschieden, und mein Geliebter ist Professor geworden, nicht aber Minister. Wie ist denn Euer Name?“
„Günther.“
„Ist dies nicht ein Vorname?“
„Ja. Er wird aber auch oft als Familienname gebraucht.“
„Und Ihr seid ein Deutscher?“
„Gewiß.“
„So seid Ihr ein Landsmann von ihm und könnt bei mir so viel Zuckerwasser trinken, wie Ihr nur wollt. Die Goldgräber haben nicht viel Geld übrig. Entweder finden sie nichts oder vergeuden das Gefundene schnell, wenn sie im Geschäft glücklich gewesen sind. Habt Ihr Geld?“
„Nun, ich besitze so viel, daß ich einstweilen wohl nicht Not zu leiden brauche.“
Er sagte dies lächelnd.
„Einstweilen, ja, das sagt genug. Ich will Euch ein kleines Honorar zuwenden. Wollt Ihr mir dieses Porträt überlassen?“
„Sehr gern.“
„Wieviel verlangt Ihr dafür?“
„Nichts. Ich schenke es Euch.“
„Oho! Ihr redet da aus einem großen Geldbeutel. Aber ich will mich nicht mit Euch zanken. Ich nehme also den Kopf an und danke Euch für das Geschenk. Hoffentlich ist es mir erlaubt, Euch einen Gefallen dafür zu erweisen. Ihr kommt doch öfter zu mir?“
„Möglich.“
„Bei wem wohnt Ihr denn?“
„Ich wohne noch gar nicht. Ich stehe erst im Begriff, mir ein Logis zu suchen.“
„Ihr werdet schwerlich eins finden, wo Ihr allein wohnen könnt. Diese Gegend ist jetzt so von Goldsuchern überfüllt, daß man froh ist, mit mehreren sein Bett zu teilen.“
„Das bin ich freilich nicht gewöhnt. Auch wollte ich nicht gern in der Stadt selbst wohnen.“
„Außerhalb derselben? Wo denn?“
„Nun. Aufrichtig gestanden, kam ich in der Hoffnung zu Euch, hier ein Logement zu finden.“
„Da habt Ihr Euch getäuscht. Ich habe keine Wohnung für Fremde. Und selbst wenn ich ein Zimmer übrig hätte, so würde ich es meinen Grundsätzen zufolge nur an einen vermieten, der meine Fragen beantworten kann. Ihr aber habt mir auf alle vier nicht eine einzige Antwort gegeben. Dies ist die Venta zur gelehrten Emeria, und ich darf meinem Haus und meiner Firma keine Schande machen.“
„So muß ich mich fügen, obgleich ich vielleicht in einem Giebelstübchen bei Euch Platz finden könnte.“
„Nein; da habt Ihr Euch getäuscht. Von wem wißt Ihr überhaupt, daß ich ein Giebelstübchen habe?“
„Von Señor Robin.“
Emeria machte eine Bewegung der Überraschung.
„Robin?“ sagte sie. „Es gibt nur einen Señor dieses Namens, und dieser wohnt draußen in den Mogollon-Bergen. Meint Ihr vielleicht diesen?“
„Ja.“
„Er ist ein Bekannter von Euch?“
„Ich traf ihn zufällig; aber er schickte mich zu Euch. Er meinte, ich brauchte Euch nur seinen Namen zu nennen, so würdet Ihr mir das Giebelstübchen geben.“
„Hm! Das ist etwas anderes. Ich habe Rücksicht auf ihn zu nehmen, und wenn er Euch zu mir geschickt hat, so werde ich Euch allerdings nicht fortweisen. Wollt Ihr Euch das Stübchen einmal ansehen, ob es Euch gefällt?“
„Ich bitte um die Erlaubnis dazu.“
„So kommt!“
Emeria schritt voran und führte ihren Gast eine Treppe empor, wo sie eine Tür öffnete. Da gab es einen kleinen, zwar dürftig ausmöblierten, aber ziemlich traulichen Raum. Günther sah ein Bett, einen Tisch, einen Stuhl, einen Spiegel und einen Schrank. Dies war alles, was man hier inmitten eines unkultivierten Landes verlangen konnte. Er erklärte, daß ihm das Stübchen gefalle und daß er es behalten werde, wenn sie es ihm vermieten wolle. Sie
Weitere Kostenlose Bücher