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53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

Titel: 53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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anerkennst.“
    Gökala antwortete nicht, sondern trat an das Fenster und kehrte dem Grafen den Rücken zu. Dieser zog das Etui aus der Tasche und brannte sich ungeniert eine Zigarre an, ganz so, als ob er sich in seiner eigenen Behausung befände.
    Wohl über zehn Minuten vergingen. Dann wurden laute Stimmen und hin- und hereilende Schritte hörbar. Endlich wurde die Tür aufgerissen, und die Frau trat herein. Sie hatte ein sehr echauffiertes, ja sogar erschrockenes Aussehen.
    „Verzeihung!“ sagte sie. „Soeben bemerken wir, daß weder mein Mann noch mein Sohn ihre Betten berührt haben. Sie sind nicht zu sehen und nicht zu finden.“
    „Eigentümlich!“ entgegnete der Graf lächelnd. „Wollen Sie mir erlauben, einmal die Schlafzimmer zu betreten? Ich spreche diesen Wunsch in Ihrem eigenen Interesse aus.“
    Diese Worte sagte der Graf in einem höflicheren Ton als vorher. Dennoch gab die Frau des Kreishauptmanns nicht sogleich die gewünschte Antwort. Darum fuhr er fort:
    „Ich müßte sonst wirklich denken, daß hier eine Absicht vorliegt, mich zu täuschen.“
    Das nahm sie als eine Beleidigung auf und erwiderte:
    „Ich bin natürlich bereit, mich einer jeden berechtigten, das heißt obrigkeitlichen Haussuchung zu unterwerfen. Sie aber sind mir leider vollständig fremd.“
    Der Graf machte eine ironische Verbeugung und erwiderte:
    „Ganz wie Sie wollen. Ich kann mich natürlich nicht ohne Ihre gütige Erlaubnis in Ihre Gemächer drängen, bin also auch nicht imstande, den für Sie unangenehmen Ereignissen, vor denen wir stehen, eine friedliche Lösung zu geben. Sie stellen sich auf den Kriegsfuß zu mir; gut, so mag der Kampf beginnen. Der Sieg wird mir gehören, und Sie ihn mit der Absetzung des Herrn Hauptmannes bezahlen.“
    „Was sagen Sie?“ fragte da die Frau erschreckt. „Mein Mann abgesetzt?“
    „Ja, wenn nämlich Ihr Mann früher Saltikoff hieß und sich jetzt Rapnin nennt.“
    „Das ist allerdings der Fall.“
    „So habe ich mich also an die richtige Adresse gewandt. Dennoch bin ich galant genug, Ihnen meine Gegenwart nicht aufzuzwingen. Ich verzichte auf Ihre Gastfreundschaft und ziehe mich zurück. Im Gasthof werde ich bereitwilligere Aufnahme finden als hier, und Sie werden dann auch keine Berechtigung besitzen, irgendeine Bereitwilligkeit von mir zu erwarten, der ich der einzige bin, der Ihren Mann retten kann!“
    „Dann bitte ich Sie dringend, sich ja nicht nach dem Gasthof zu begeben. Unser ganzes Haus steht Ihnen zur Verfügung, und Sie werden sehen, daß Sie uns höchst willkommen sind. Bemühen Sie sich mit mir nach den Gemächern, die ich Ihnen anweisen werde. Freilich befinden wir uns hier in Sibirien, und ich kann Ihnen also nicht den Komfort bieten, den Sie sicherlich gewöhnt sind.“
    Sie wollte aus der Tür schreiten, da wurde an dieselbe geklopft, und ein Leutnant trat so eilig ein, daß er den Gruß vergaß, und erkundigte sich:
    „Der Herr Rittmeister?“
    „Ist nicht hier“, antwortete die Kreishauptmännin.
    „Oder der Kreishauptmann?“
    „Auch nicht anwesend.“
    „Alle Teufel! Da befände ich mich in einer schauderhaften Verlegenheit. Draußen am Gefängnis stehen zwei Posten, die ich nicht ablösen kann, ohne den Herrn Kreishauptmann und den Herrn Rittmeister um die Erlaubnis dazu gebeten zu haben. Die beiden Herren haben nämlich den Posten den strengen Befehl erteilt, nicht von der Stelle zu gehen, bis sie wiederkommen.“
    „Gott sei Dank! Das gibt eine Spur!“ rief die Frau erleichtert. „Wann ist es denn gewesen, daß mein Mann und Sohn mit den Posten gesprochen haben?“
    „Das weiß der Teufel! Ich habe die Kerle ausfragen wollen, aber keine Antwort erhalten. Haben Sie keine Ahnung, wohin sie sich begeben haben können?“
    „Nicht die mindeste.“
    „So muß man suchen.“
    „Ich bitte sehr, dies sofort zu tun und mich über das Resultat schnell zu benachrichtigen.“
    Der Offizier entfernte sich, und die Frau führte den Grafen und Gökala nach den für sie bestimmten Gastzimmern.
    Als der Leutnant unten aus dem Hause trat, waren drei Männer gerade im Begriff, zur Tür hereinzukommen. Er machte ein finsteres Gesicht, denn es waren Sam, Jim und Tim. Er war ja gestern auch auf dem Tanzsaal gewesen und hatte also alles gesehen und gehört, was dort geschehen war.
    „Was wollen Sie?“ fuhr er die Eintretenden an.
    Der dicke Sam blickte ihm lächelnd ins Gesicht und fragte nun seinerseits:
    „Wohnen Sie in diesem Hause?“
    „Nein.

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