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53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

Titel: 53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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getan?“ sagte Steinbach zum Apachen.
    „Rache!“ antwortete dieser kurz.
    „Das war jetzt nicht an der Zeit!“
    „Die Marter war auch nicht an der Zeit.“
    „Lieber solltest du ihn töten!“
    „Töten? Mein weißer Bruder weiß nicht, was ich erduldet habe. Andere haben noch mehr erlitten. Ein schneller Tod ist keine Strafe dafür. Ich habe ihm den Skalp genommen. Er mag heulen, bis ihm eine andere Kopfhaut wächst. Ich werde hier bei ihm wachen, wenn mein Bruder emporsteigen will.“
    „Gut! Aber quäle ihn nicht!“
    Steinbach stieg mit Günther an der Leiter empor. Sie hatten noch nicht viele Sprossen zurückgelegt, so hörten sie den Apachen sagen:
    „Mach den Mund zu, sonst schließe ich ihn dir!“
    Der Skalpierte aber brüllte weiter.
    „So werde ich dich zum Schweigen bringen.“
    Ein Röcheln erfolgte.
    „Um Gottes willen, er erwürgt ihn!“ sagte Langendorff, indem er im Steigen innehielt.
    „Nein“, antwortete Steinbach.
    „Du hörst es ja. Das ist ein Todesröcheln!“
    „Hab keine Sorge. Der Apache will nicht den Tod seines Peinigers; er will ihn am Leben lassen, damit derselbe die Schmerzen durchkosten muß, die die entsetzliche Kopfhautwunde verursacht. Er erdrosselt ihn sicherlich nicht, sondern er preßt ihm nur die Gurgel zusammen, damit er nicht länger so schreien und brüllen kann. Komm!“
    Sie stiegen weiter. Es ging bedeutend hoch hinauf. Endlich, als sie das Ende der Leiter erreichten, befanden sie sich unter einem Dach, das, nur an den vier Ecken von Holzsäulen getragen, der Luft freien Zutritt gestattete. Die Sterne des Himmels leuchteten von den vier offenen Seiten herein. Und beim Schein dieses Sternenschimmers und der Laterne erkannten sie eine männliche Person, die am Ausgang des Schachtes saß. Als Steinbach oben angekommen war, fragte dieselbe sofort:
    „Was geschieht da unten, Apache? Wer schreit so?“
    Die Frage war in der Indianersprache getan worden. Steinbach antwortete spanisch:
    „Juanito ist skalpiert worden.“
    „Von wem?“
    „Von dem Apachen.“
    „Donnerwetter!“
    Der Mann sprang empor und sagte, als nun auch Langendorff herausstieg:
    „Wie, Ihr seid nicht der Apache? Ihr seid Weiße! Der Hund von Juanito ist skalpiert? Oh, der Apache hat sich längst befreien und rächen wollen! Ist das geschehen? Wirklich? Oh, dann dürfen vielleicht auch wir hoffen!“
    „Ja. Ich komme, um Euch zu melden, daß Ihr frei seid, Señor.“
    „Herrgott! Ist es möglich?“
    „Ja.“
    „So sei dem Himmel Dank! Ich stand bereits in fürchterlicher Angst, daß es mir so gehen würde, wie den anderen, die sich hier oben befinden.“
    „Wie denn?“
    „Oh, das läßt sich gar nicht beschreiben. Ich bin erst seit kurzer Zeit hier.“
    „Ah! Heißt Ihr etwa Hauser?“
    „Ja, Señor.“
    „So habe ich Euch zu grüßen.“
    „Von wem?“
    „Von Magda.“
    „Ah! Ist sie – ist sie – ist sie hier –?“
    „Nein. Sie ist fort, wird aber bald zurückkehren, um Eure Befreiung mit Euch zu feiern. Und sodann habe ich Euch noch von einer anderen Dame zu grüßen, nämlich von Eurer –“
    „Frau? Von meiner Frau?“ fragte Hauser.
    „Nein.“
    „O weh! Ich freute mich bereits.“
    „Wie könnte ich Euch von Eurer Frau grüßen? Ihr habt ja gar keine Frau!“
    „Ich? Freilich habe ich eine! Und leider ist sie hier ebenso gefangen wie ich!“
    „Macht keinen Spaß!“
    „Es ist mein Ernst. Ich kenne Euch nicht; ich weiß nicht, wie Ihr hierher und hier heraufgekommen seid; ich werde es aber wohl erfahren. Wie kommt es, daß Ihr meiner Versicherung, daß ich eine Frau habe, keinen Glauben schenkt?“
    „Weil ich weiß, daß Ihr da nur flunkert. Seid Ihr getraut?“
    „Ja.“
    „Das wundert mich sehr.“
    „Wieso? Warum?“
    „Das wäre doch eine Mesalliance.“
    „Ich verstehe Euch noch immer nicht.“
    „Eine solche Dame heiratet doch nicht so leicht unter ihrem Stand.“
    „Stand? Welchen Stand meint Ihr?“
    „Sollte die Frau Baronin Anna von Adlerhorst wirklich ihren Diener geheiratet haben?“
    „Herr, mein Heiland –!“
    „Seht, wie Ihr erschreckt!“
    „Was redet Ihr!“
    „Die Wahrheit! Aber fürchtet Euch nicht, mein lieber Hauser. Ich suche die Frau Baronin seit langen Jahren und fühle mich unendlich glücklich, daß ich sie nun gefunden habe.“
    „Señor, Ihr irrt Euch! Ihr irrt Euch ganz gewaltig!“
    „Schon gut! Sprechen wir nicht davon. Nur das eine will ich Euch sagen: Ich bin ein Deutscher wie Ihr.“
    „Ein

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