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53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

Titel: 53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Zähnen hielt, hob die gefesselten Hände so hoch, daß er mit den Zähnen den Schlüssel in das Loch stecken konnte, und drehte. Seine Zähne waren gut. Sie hielten die Anstrengung aus; das Schloß wurde geöffnet, und seine Hände waren frei.
    Erleichtert aufatmend warf er die Handschellen zur Erde. Nun brauchte er sich nur zu bücken, um auch das Schloß zu öffnen, das ihn am Mauerhaken festhielt. Daß er diese Fessel zerdrehen müsse, hatte er nur gesagt, um nicht wissen zu lassen, daß er sich im Besitz des Schlüssels befand.
    Jetzt endlich war er frei; die Kette klirrte nieder. Die anderen hörten es.
    „Bist du los?“ fragte Roulin.
    „Ja.“
    „Gott sei Dank! Wir brauchen Licht. Brenne eins an!“
    „Wie denn?“
    „Du hast doch wohl die Lampen am Boden stehen sehen. Es sind dieselben, mit denen die Arbeiter sich leuchteten. Zunder, Stein, Stahl und Schwefelfaden liegen in dem Mauerloch gegenüber von mir.“
    Bill fand das Genannte, und bald brannte das Flämmchen einer der primitiven Lampen.
    „So ist es gut!“ sagte Roulin. „Jetzt gehe dort in die Ecke. Hinter dem Fuß der Leiter liegen einige kurze Eisenstäbe, mit denen du unsere Fesseln zersprengen kannst.“
    Bill lachte lustig vor sich hin.
    „Ihr meint, daß ich nun auch euch frei mache?“
    „Natürlich!“
    „Hm! So sehr natürlich ist das doch nicht.“
    „Warum?“
    „Erst muß ich wissen, ob Ihr mir auch wirklich die Wahrheit gesagt habt oder nicht. Erst will ich das Seil sehen und auch das Geldversteck.“
    „Es ist wahr. Mit dem unnützen Nachschauen verlieren wir nur kostbare Zeit.“
    „Möglich! Aber ich gehe sicher. Wartet also, bis ich wiederkomme!“
    Die Gefangenen gaben ihm jetzt gute Worte und wurden zornig; es half ihnen aber nichts. Bill kehrte sich nicht daran, sondern stieg, sie im Finstern zurücklassend, empor.
    Es ging sehr hoch empor und dauerte lange, ehe er an die betreffende Leitersprosse gelangte und den Stein hinter derselben untersuchen konnte. Richtig, er war herauszuziehen! Dahinter war die eiserne Tür und hinter dieser das Kästchen! Er öffnete es mit Hilfe des Schlüssels, zog das Schubfach heraus und prüfte den Inhalt.
    Er hätte vor Entzücken laut aufschreien mögen, denn das Kästchen enthielt fünftausend Dollar in guten Noten und verschiedene Ringe und Kostbarkeiten, die er funkelnden Auges betrachtete, ehe er alles in seine Tasche steckte.
    Nun brachte er, nachdem er zugeschlossen hatte, den Stein wieder in die Öffnung und stieg vollends empor.
    Oben endete die Eisenstange in einen ziemlich großen Knauf. Bill versuchte, denselben zu drehen. Nach einiger Anstrengung gelang es ihm. Er schraubte ihn los und erblickte wirklich das obere Ende des Seiles, das er augenblicklich aus der Röhre zog, indem er es aufrollte. Als er damit zu Ende war, suchte er am Schmelzofen den erwähnten Eisenhaken, den er auch fand. Es war wirklich alles in Ordnung. Mit dem Licht ging er dabei so vorsichtig um, daß der Schein desselben von unten gar nicht bemerkt werden konnte, falls es den wachenden Apachen ja einfiel, den Blick herauf nach der Spitze des Berges zu richten.
    Nun stieg er wieder hinab in den Stollen, wo seine Rückkehr mit größter Ungeduld erwartet worden war.
    „Endlich, endlich!“ sagte Roulin. „Du bist ja wohl über zwei Stunden fortgewesen. Was hast du gemacht?“
    „Luft geschnappt“, sagte er, indem er sich behaglich auf die unterste Leitersprosse setzte.
    „Hast du das Seil gefunden?“
    „Ja.“
    „Und die Kasse?“
    „Auch, Señor.“
    „So siehst du, daß ich die Wahrheit gesagt habe. Jetzt wollen wir an das Werk gehen.“
    „Bitte, wir wollen noch ein bißchen warten.“
    „Warum?“
    „Ich habe Zeit.“
    „Aber wir nicht, dummer Kerl!“
    „Hm! So ein dummer Kerl ist manchesmal klüger als der größte Schlaukopf. Wie wäre es denn, wenn ich allein abreise, meine Herren?“
    „Das wirst du nicht tun.“
    „Oho! Warum denn nicht?“
    „Du würdest dreitausend Dollar verlieren.“
    „Nein, sondern ich würde zweitausend Dollar verlieren, wenn ich euch hier losmachte. Vielleicht erhielte ich gar nicht einmal einen Dollar.“
    „Ich verstehe dich nicht.“
    „Nun, Ihr habt doch fünftausend Dollar in der Kasse, nicht?“
    „Donnerwetter.“
    „Gehe ich allein, so nehme ich sie mit. Nehme ich aber euch mit, so muß ich entweder zweitausend herausgeben oder gar die ganze Summe. Euch ist ja nicht zu trauen.“
    „Kerl, woher weißt du, wieviel Geld in dem

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