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54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

Titel: 54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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daß die Verlobung gefeiert wird?“
    „Ja. Meinetwegen gleich die Hochzeit! Nun soll mein Wein, den ich noch habe, zu Ehren kommen, und ich lasse einen ganzen Ochsen braten. Den Befehl dazu werde ich sofort erteilen.“
    Jetzt erlangte alles ein sehr festliches Gepräge. Und während der Graf und Florin in die Räucherkammer geschafft und dort eingeschlossen wurden, brannte man draußen vor dem Haus ein großes Feuer an, an dem der Ochse nach tungusischer Weise gebraten werden sollte.
    Bula, der Fürst, rief seine Leute herbei und opferte ihnen auch ein ganzes Rind und mehrere Schafe. Bald erfüllte der Bratenduft die ganze Gegend, und wo es vor kurzem so kriegerisch ausgesehen hatte, da saßen jetzt die Menschen glücklich und in Frieden beieinander.
    Da gab es zu fragen und zu antworten, zu erzählen und zu berichten.
    Vor allem war es Steinbach, auf den die allgemeine Aufmerksamkeit gerichtet war. Das Geheimnis, das seine hohe imposante Person umgab, verdoppelte die Ehrerbietung, die man ihm widmete.
    Er bemerkte das gar wohl und bemühte sich, soviel wie möglich, das allgemeine Interesse von sich abzulenken. Aus diesem Grund vertauschte er die Uniform mit einem gewöhnlichen Anzug und zog sich in den Garten zurück, um über das Geschehene nachzudenken.
    Steinbach sollte nicht lange allein auf der Bank sitzen, an der vorhin die Erkennungsszene zwischen Semawa und ihrem Vater stattgefunden hatte.
    Das herrliche Mädchen hatte ihre Zeit bis jetzt natürlich ihrem Vater gewidmet. Nun aber dachte sie auch an den Geliebten. Als sie ihn nirgends erblickte, begab sie sich nach dem Garten. Ihr Herz sagte ihr, daß er ganz gewiß an dem Ort zu finden sein werde, wo er ihr den Vater wiedergegeben hatte.
    Als er sie kommen sah, stand er auf, ergriff ihre Hände und zog sie neben sich nieder.
    „Suchst du mich, Gökala?“ fragte er.
    „Oskar, ich wollte mit dir sprechen, und doch weiß ich nicht, wie ich das, was ich empfinde, in Worte fassen soll.“
    Er zog sie an sich und antwortete:
    „So fasse es gar nicht in Worte. Solche Seligkeiten sind nicht auszudenken und also noch viel weniger auszusprechen. Das fühle ich ja auch selbst.“
    Er küßte sie innig auf den rosigen Mund.
    „Mein herrliches, herrliches Wesen!“ fuhr er mit leise bebender Stimme fort. „Und doch wollte ich dich bitten, mir eine Frage zu beantworten: Ahnt dein Vater, daß wir uns liebhaben?“
    „Er ahnt es nicht nur, sondern er weiß es.“
    „Von dir?“
    „Ja. Ich habe es ihm gesagt.“
    „Und wie ist seine Entscheidung ausgefallen?“
    Sie schlang beide Arme um ihn und antwortete:
    „Ganz nach dem Wunsch meines Herzens. Er war so glücklich, als er hörte, daß mir dein Herz gehört. Er sagte, es gäbe keinen Würdigeren, als du wärst. Wirst du nun auch mit ihm davon sprechen?“
    „Ja, aber nicht jetzt. Erst mögen sich die Wogen legen, die noch durch unsere Seelen fluten. Dann will ich ihn um deine Hand bitten.“
    In süßem Geplauder saßen so die beiden Liebenden noch einige Zeit beieinander, bis sie gestört wurden. Die Eltern von Alexius Boroda kamen. Sie waren in den Garten gegangen, um sich für einige Zeit dem bewegten Leben zu entziehen, das jetzt in der Nähe des Hauses herrschte. Fühlten sie doch das Bedürfnis, sich gegenseitig über die glückliche Wendung auszusprechen, die ihr Schicksal am heutigen Tag genommen hatte.
    Als sie die beiden sitzen sahen, wollten sie sich entfernen, aber Steinbach bat sie, näher zu kommen. Sie befolgten diese Aufforderung in ehrerbietiger Weise und nahmen neben dem Paar Platz.
    Die alten glücklichen Leute wollten sich abermals in Dankesworten ergehen, aber Steinbach schnitt ihnen die Rede ab und fragte:
    „Sind Sie auch jetzt noch gewillt, mit mir zu reisen?“
    „Oh, gern, wenn Sie es uns erlauben!“ entgegnete Alexius' Vater.
    „Ich erlaube es nicht nur, sondern ich sage Ihnen aufrichtig, daß es mich freuen würde, Sie bei mir haben zu können. Außerdem möchte ich meinen guten Sam nicht vermissen, und ich weiß doch sicher, daß er bei Ihnen bleiben würde, wenn Sie nicht mit mir reisen. Und noch eine Frage: Haben Sie sich schon schlüssig gemacht über das, was Sie in der Heimat beginnen werden, und über den Ort, an dem Sie sich niederlassen wollen?“
    „Wir haben noch nicht darüber nachgedacht.“
    „Nun, was das betrifft, so möchte ich Sie bitten, Ihre Entscheidung einstweilen noch nicht zu treffen. Vielleicht mache ich Ihnen später einen Vorschlag, den Sie

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