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54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

Titel: 54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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unerlaubte Gewalttätigkeit Ihnen in die Hände spielen?“
    „So ist es!“
    „Wie heißen denn diese interessanten Damen?“
    „Tschita und Zykyma.“
    Um die Augen des Agenten zuckte es leise. Ein Menschenkenner hätte, dies bemerkend, sofort vermutet, daß er diese Namen, oder wenigstens einen derselben bereits gehört habe.
    „Zwei schöne, wohlklingende Namen“, sagte er. „Ich bezweifle nur, daß sie dieselben auch jetzt noch tragen. Sie werden sich jedenfalls längst andere beigelegt haben. Und wer sind denn die Entführer?“
    „Es sind mehrere. Zunächst dieser Maler Normann, der es auf Tschita abgesehen hatte –“
    Der Pascha bemerkte nicht, daß der Agent ganz leise, wie in Gedanken, mit dem Kopf nickte, sonst hätte er annehmen müssen, daß derselbe jedenfalls etwas von Normann und Tschita wisse. Er fuhr fort:
    „Sodann ein gewisser Hermann Wallert, der seine Aufmerksamkeit auf Zykyma gerichtet hatte. Nebenbei glaube ich, daß dies ein falscher Name ist. Er muß Hermann von Adlerhorst heißen.“
    „Das verwickelt sich ja immer mehr!“
    „Ferner glaube ich, daß auch jener verkappte Diplomat Steinbach mitbeteiligt war. Ganz sicher aber ist es, daß Lord Eaglenest den Raub begünstigte. Er hat sämtliche Personen auf seiner Jacht entführt. Aber ich muß sie wiederhaben!“ knirschte der Pascha. „Meine Liebe haben sie verloren; aber rächen will ich mich. Darum, und einzig nur darum suche ich sie! Und ich würde viel, sehr viel geben, wenn ich sie fände!“
    „Es freut mich, daß ich Sie so verständig sprechen höre. Noch weiß ich nicht, ob ich Ihren Auftrag annehme; aber wenn ich es tue, so werde ich mir viele, viele Mühe geben müssen. Ich werde Hunderte von Agenten in Bewegung zu setzen haben, kostspielige Reisen machen und große Gratifikationen zahlen müssen. Meine Auslagen werden also höchst bedeutend sein, und da muß ich natürlich die Überzeugung besitzen, daß ich keine Verluste erleide.“
    „Davon ist keine Rede. Wieviel verlangen Sie?“
    „Zunächst einen Vorschuß von fünftausend Mark als Sicherstellung für meine Auslagen.“
    „Einverstanden! Ich zahle sie sofort.“
    Der Pascha zog die Brieftasche hervor und zählte dem Agenten die Summe in Banknoten auf den Tisch. Der Mann hatte seit langer Zeit nicht fünftausend Mark beisammen gesehen. Seine Hände zitterten leise, und seine Augen funkelten, als er diese Summe schnell in seine Tasche barg. Er war ja jetzt bereits überzeugt, daß er keinen Pfennig Auslagen haben werde.
    „Die eigentliche Aufgabe zerfällt in zwei verschiedene Teile“, fuhr er fort. „Erstens habe ich die Verschwundenen aufzusuchen und zweitens, sie in Ihre Gewalt zu bringen.“
    „Aber so, daß ich sie sicher nach Konstantinopel schaffe!“ fiel der Pascha ein.
    „Einverstanden, obgleich mir dadurch das Unternehmen außerordentlich erschwert wird. Ich möchte mir für jeden Teil dieser Aufgabe ein Honorar erbitten. Also wenn ich sie entdeckt habe, zahlen Sie die erste Rate von zehntausend Mark.“
    „Auch damit einverstanden. Sie sehen, daß ich nicht knausere. Ich will mich rächen, und wenn Sie mir dies ermöglichen, zahle ich gern. Wieviel verlangen Sie denn, wenn Sie mir dieselben sicher ausgeliefert haben?“
    „Ebensoviel.“
    „Also wieder zehntausend. Es ist sehr hoch begriffen, fünfundzwanzigtausend Mark in Summa; aber ich will sie zahlen. Wann werden Sie beginnen?“
    „Sofort. Nur muß ich Sie vorher ersuchen, mir einige der näheren Umstände anzugeben und die betreffenden Personen zu beschreiben.“
    Der Agent zog sein Notizbuch hervor, um sich die Bemerkungen einzutragen.
    Die beiden waren völlig überzeugt, daß der ihnen so nahe sitzende unbekannte Gast gar nichts von ihrer Unterhaltung verstehen könne, und hatten sich jetzt überhaupt in ihr Gespräch so vertieft, daß sie es nicht beachteten, als er aufsah und mit seinem Stuhl eine näherrückende Bewegung machte. Er saß mit dem Rücken nach ihnen, scheinbar noch immer in seine Zeitung vertieft, doch hatte er den Kopf ein wenig zur Seite gewandt und hielt ihnen das eine Ohr zugekehrt. Er lauschte so aufmerksam, daß ihm keines ihrer Worte zu entgehen vermochte.
    Der Agent notierte sich alles sehr genau. Dann erklärte er:
    „Die Beschreibung allein genügt nicht. Ich soll diese Leute aufsuchen, Ihnen sogar die beiden Damen in die Hände spielen. Ich muß da unbedingt wissen, in welchem Verhältnis sie zu Ihnen gestanden haben und noch stehen. Ich muß mit

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