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54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

Titel: 54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ihnen sprechen, um mich zu überzeugen, ob sie wirklich die Gesuchten sind. Und um da keine Fehler zu begehen, muß ich natürlich orientiert sein.“
    „Daran liegt mir freilich nichts.“
    „So ziehen Sie Ihren Auftrag zurück!“
    „Fällt mir gar nicht ein! Zumal jetzt, da ich Ihnen bereits eine Summe vorausbezahlt habe.“
    „Nun, so dürfen Sie sich auch nicht weigern, mir Vertrauen zu schenken.“
    Der Pascha wehrte sich noch kurze Zeit, mußte aber doch einsehen, daß der Agent recht hatte, und erzählte ihm nun das, was in Konstantinopel geschehen war, allerdings nicht ausführlich, sondern sehr flüchtig und lückenhaft.
    Der andere hörte ihm aufmerksam zu, nickte oder schüttelte zuweilen den Kopf und sagte endlich:
    „Sie sind in Ihren Mitteilungen sehr zurückhaltend gewesen; aber das genügt. Ich bin Jurist und weiß mir das zu ergänzen, was Sie weggelassen haben.“
    „Wann werden Sie für mich zu wirken beginnen?“
    „Sofort.“
    „Recht so! Darf ich wissen, wie der Anfang sein wird?“
    „Das weiß ich selbst noch nicht. Zunächst muß ich mir die Sache natürlich sehr reiflich überlegen. In das Zeug stürzen darf ich mich nicht. Die Lösung dieser Aufgabe bietet ganz besondere Schwierigkeiten und erfordert infolgedessen die reiflichste Überlegung.“
    „Sie werden mich natürlich, sobald Sie einen Erfolg haben, sofort benachrichtigen. Ich schlage vor, daß wir uns schreiben, wann und wo wir uns sehen wollen. Wir können ja einen Ort wählen, an dem uns niemand bemerken kann.“
    „Kennen Sie einen?“
    „Ja. Man nennt ihn Oskars Ruhe, weil er ein Lieblingsort des Prinzen ist, der bekanntlich Oskar heißt. Der Ort ist sehr leicht zu finden. Er liegt auf der Höhe, dem Schloß gegenüber. Es führt ein schmaler, vielfach gewundener Pfad durch den Wald zu ihm empor, und mehrere Wegweiser sorgen dafür, daß man sich nicht verlaufen kann.“
    „Schön! Also wenn einer von uns den anderen sprechen will, so schreibt er ihm eine Zeile. Der Brief braucht nur die Zeit zu enthalten, in der die Zusammenkunft stattfinden soll. Das übrige ist ja bekannt. Oder – mir kommt da ein Gedanke. Wir können die Sache noch viel mehr vereinfachen. Wir können das Briefschreiben ganz vermeiden. Verkehren Sie oft im Pavillon?“
    „Wenn es in unserem Interesse liegt, werde ich gern oft kommen.“
    „Schön. Kennen Sie die Norddeutsche Allgemeine Zeitung? Sie befindet sich unter den hier gehaltenen Blättern. Ich werde täglich dreimal hierher gehen, des Morgens, des Mittags und des Abends. Tun Sie das ebenso! Wer den anderen sprechen will, braucht nur diese Zeitung zu lesen und an den Rand derselben diejenige Ziffer mit Bleistift zu schreiben, welche die Stunde bezeichnet, in der die Zusammenkunft auf Oskars Ruhe stattfinden soll.“
    „Schön! Dieser Gedanke ist sehr gut. Eine solche Ziffer kann keinem Menschen auffallen. Die Hauptsache ist, daß der Mann da, der immer hinter seiner Zeitung steckt, uns wirklich nicht verstanden hat.“
    „Kein Wort. Der Kerl sieht überhaupt gar nicht etwa so geistreich aus, daß wir uns vor ihm fürchten müßten. Ich darf mich also empfehlen?“
    „Ja. Denken Sie also fleißig nach!“
    „Gewiß. Ich hoffe, daß mir noch heute ein Gedanke kommt, in welcher Weise wir diese Angelegenheit anzufassen haben.“
    „Soll mich freuen. Also Klugheit und Verschwiegenheit! Das bitte ich mir aus.“
    Der Agent entfernte sich. Der Pascha blieb noch ein Weilchen sitzen und ging dann auch.
    Kaum hatte sich der Pascha entfernt, so rief der Fremde den Kellner herbei, um zu bezahlen.
    „Kannten Sie die beiden Herren, die hier beieinander saßen?“ fragte er ihn.
    „Nur den einen. Den langen, hageren. Er ist Agent, war früher Gerichts- oder auch Polizeibeamter, ist aber abgesetzt worden.“
    „Wo wohnt er?“
    „Im Hotel zum Schwan. Er heißt Schubert.“
    „Danke.“
    Der Fremde bezahlte seine Zeche und ging dann auch, und zwar schnellen Schrittes, davon. Er wollte dem Pascha folgen, um ihn zu beobachten.
    „Eigentümlicher Zufall!“ sagte er zu sich. „Jedenfalls meinen sie denselben Steinbach, den auch ich kenne. Also ich habe kein geistreiches Gesicht! Ich sehe dumm aus! Schön! Ihr sollt euch schon noch über meine Dummheit wundern!“
    Er bekam den Pascha bald wieder zu Gesicht und hielt sich so hinter ihm, daß er ihn nicht aus dem Auge verlieren konnte, nahm sich aber sehr in acht, seine Aufmerksamkeit zu erregen.
    Der Pascha schlenderte nach dem Bahnhof,

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