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54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

Titel: 54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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reden?“
    „Nur Familiensachen.“
    „Also nicht Gefährliches?“
    „Ganz und gar nicht.“
    „Dreihundert Mark! Das sind hundert Taler! Auch schon ein Geld! Und ich bin arm, so arm. Lieber Herr, ich könnte mich wohl dazu entschließen, wenn ich die Bedingung machen dürfte, daß ich mit dabeisein kann.“
    „Natürlich!“
    „Ich muß mich überzeugen können, daß nichts Unrechtes vorgenommen wird. Dazu ist meine Gegenwart nötig. Und noch eins: Sie müssen mir versprechen, daß Sie wirklich nichts anderes beabsichtigen, als nur mit ihm zu sprechen.“
    „Um Sie darüber zu beruhigen, gebe ich Ihnen mein Ehrenwort, daß wir bloß mit ihm sprechen werden. Genügt Ihnen das?“
    „Ja. Also der betreffende Herr, den Sie nicht nennen wollen, kommt auch mit?“
    „Natürlich bringe ich ihn mit. Er ist ja die Hauptperson. Wo wird die Unterredung stattfinden?“
    „Kommen Sie Punkt ein Uhr an das kleine Pförtchen der Gartenmauer, das nach dem Schloßberg führt. Ich werde mich dort einfinden.“
    „Schön! Ich verlasse mich darauf. Und damit Sie sehen, daß wir prompt bezahlen, will ich Ihnen hiermit hundert Mark geben. Die anderen zweihundert erhalten Sie, wenn die Unterredung beendet ist.“
    Der Agent zog die Hundertmarknote aus der Brusttasche und gab sie dem Schließer. Dieser zeigte ein ganz entzücktes Gesicht und bedankte sich in den lebhaftesten Ausdrücken bei ihm. Dann meinte er:
    „Bitte, gehen Sie nicht durch den Schloßhof. Es ist besser, wenn man Sie gar nicht sieht. Ich werde Sie durch das vorhin erwähnte Pförtchen hinauslassen. Sie können sich dasselbe gleich merken, damit Sie es im Finstern finden.“
    Der Schließer führte den Agenten in den Garten zurück und ließ ihn durch die kleine Mauerpforte hinaus, die er wieder hinter ihm verschloß.
    „Vortrefflich!“ sagte der Agent zu sich, als er den Schloßberg hinabging. „Daß die Sache so schnell und so gut klappen würde, habe ich mir freilich nicht gedacht. Daß wir mit dem Derwisch reden können, ist bereits tausend Mark wert. Dieser alte Schließer wird schon noch die Hand zur wirklichen Flucht bieten.“
    Der Agent bemerkte gar nicht, daß ihm zwei Männer folgten, die nicht neben-, sondern hintereinander gingen. Da seine Sendung so vortrefflich geglückt war, beschloß er, zur Feier dieses Erfolges eine Flasche Wein zu trinken, und trat in ein Etablissement, das zwar nicht zu den glänzend eingerichteten gehörte, aber dadurch bekannt war, daß man dort einen echten und unverfälschten Tropfen bekomme.
    Die beiden Männer sahen ihn hineingehen. Der vordere von ihnen blieb stehen und wartete, bis der hintere herankam.
    „Es geht vortrefflich“, sagte er. „Dieser kleine, dicke Sam Barth ist ein Schlaukopf, der selbst uns Geheimpolizisten zu raten aufgeben könnte. Auf seinen Plan muß dieser Agent Schubert unbedingt hereinfallen. Ich gehe voran. Du kommst nach, aber nicht sofort, denn das könnte ihm auffallen und als eine abgekartete Sache erscheinen. Eine Viertelstunde mußt zu vergehen lassen.“
    Derjenige, der diese Worte gesprochen hatte, war ein beleibter Herr von mittleren Jahren. Er hatte das Aussehen eines gutsituierten Bürgers, der in behaglichen Verhältnissen lebt. Für einen Geheimpolizisten aber hätte ihn wohl nicht so leicht jemand gehalten.
    Eben als er in den Flur des Hauses trat, kam der Wirt desselben zur Hoftür herein. Er wollte den Gast mit lautem Ruf bewillkommnen; dieser aber winkte ihm mit der Hand Schweigen zu und flüsterte:
    „Pst! Keinen Namen nennen! Sind viele Gäste drinnen?“
    „Nein; nur ein einziger. Die Leute kommen erst zu späterer Stunde.“
    „Gut! Dieser Mann darf nicht ahnen, wer ich bin und wie ich heiße.“
    „Ah! Ein Fang?“ fragte der Wirt, indem er pfiffig lächelte und dabei ein Auge zukniff.
    „Ja. Begrüßen Sie mich mit dem Namen Weber. Ich bin Getreide- und Mehlhändler.“
    Der Wirt nickte zustimmend und trat in die Gaststube. Der Polizist wartete noch eine Minute und folgte ihm dann nach.
    Der Raum war niedrig und klein. Er faßte nur so wenige Tische, daß man an dem einen ganz gut hören konnte, was an dem andern gesprochen wurde.
    Das paßte dem Polizisten. Er grüßte höflich und setzte sich an einen Tisch, der demjenigen des Agenten am nächsten stand. Der Wirt begrüßte ihn bei dem angegebenen Namen, brachte ihm das bestellte Glas Wein und fragte dann nach dem Gang der Geschäfte.
    Das gab Gelegenheit, den Agenten merken zu lassen, daß der neu

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