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54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

Titel: 54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gemacht?“
    Auf Georgs Gesicht lag bei dieser Frage der Ausdruck ängstlicher Besorgnis.
    „Wir haben uns alle sehr gefreut“, entgegnete Zykyma lächelnd.
    „Wirklich? Auch du?“
    „Ja, herzlich“, antwortete sie, ihn offen und freundlich ansehend. „Deine Überraschung wird sofort weichen, wenn ich dir meinen Verlobten vorstelle. Hier hast du ihn.“
    Zykyma ergriff bei diesen Worten Hermanns Hand und zog ihn herbei.
    „Du, Bruder? Du liebst Zykyma?“ rief Georg ganz erstaunt aus.
    „Ja, und vielleicht herzlicher, als du sie einst geliebt hast, denn du konntest sie vergessen, was bei mir niemals der Fall gewesen sein würde“, lachte der Gefragte.
    „Oh, von einem wirklichen Vergessen war ja keine Rede. Ich habe eine lange Zeit des Kampfes durchgemacht, danke aber Gott, daß es so gekommen ist. So werden wir nun nach so langem Leiden alle glücklich sein.“
    „Davon sind wir überzeugt. Aber jetzt zeige uns auch die Dame, der du dein Glück zu verdanken haben willst. Oder hast du sie nicht mit?“
    „O doch. Hier ist sie. Ich empfehle sie eurer Liebe und vor allen Dingen der deinigen, liebe Mutter.“
    Georg führte Karpala seine Mutter zu. Diese zog das schöne, junge Mädchen an ihr Herz, und darauf teilten sich auch ihre anderen Kinder in die Begrüßung ihrer neuen Anverwandten.
    Karpala hatte unterwegs einiges Deutsch gelernt und bat in rührenden, wenn auch gebrochenen Worten um Liebe und Nachsicht. Das klang so lieb und mild, daß ihre Bitte Tränen erweckte.
    „Hier Mutter – hier, Vater“, sagte sie, auf das fürstliche Tungusenpaar deutend.
    „Fürst Bula der Tungusen und Fürstin Kalyna, seine Gemahlin“, stellte Georg die beiden vor. „Sie sind aus Sibirien gekommen, um euch kennenzulernen.“
    Die beiden Dicken wurden mit solcher Herzlichkeit begrüßt, daß der Fürst, der nur einige wenige deutsche Worte behalten hatte, ausrief:
    „Freude – Wonne – Entzücken – Seligkeit!“
    Und die gute Kalyna wischte sich mit dem Ärmel ihres Reisemantels über die Augen und rief:
    „Sibirien – Deutschland – Tungusen – Hochzeit – Schwiegersohn!“
    Damit drückte sie wonnevoll alle an das Herz, die so unvorsichtig waren, sich in ihre Nähe zu wagen.
    „Halt!“ sagte da Sam. „Wenn alles sich umarmt, so will auch ich umschlungen sein, denn ich bin ja, wie ich Ihnen schon gesagt habe, der Onkel der Braut!“
    „Ein Sachse aus Herlasgrün, der Onkel einer tungusischen Fürstentochter?“
    „Ja. Ich habe sogar Zeugen dafür. Hier stehen mein Bruder und meine Schwägerin, die eigentlichen Eltern Karpalas, die die Wahrheit meiner Worte beschwören können. Es klingt das allerdings sehr romanhaft, ist aber dennoch wahr, wie Sie alle bemerken werden, wenn wir es erzählen.“
    Sam zog auch die anderen herbei, um sie vorzustellen und dabei seine gewohnten, possierlichen Bemerkungen zu machen.
    Es ist leicht zu denken, daß nun eine sehr lebhafte und aufregende Szene folgte. Es gab tausend Fragen und Erkundigungen, die, sich kreuzend, von Lippe zu Lippe flogen! Die Antworten konnten natürlich nur kurz und unzulänglich sein, und eine gewisse Ordnung trat erst ein, als man beim Wein Platz genommen hatte und Steinbach in kurzen Zügen berichtete, was geschehen war und wie man sich gefunden hatte.
    Sich ausführlich auszusprechen, das mußte man freilich auf später verschieben. Die Schicksale der Anwesenden waren ja so abenteuerliche und verschlungene gewesen, daß eine lange Zeit dazu gehörte, bis man sich gegenseitig genauer kennenzulernen vermochte.
    So vergingen einige sehr bewegte Stunden. Dann erst kam man dazu, der augenblicklichen Situation genauer zu gedenken.
    Normann erklärte die Lage, in der man sich befand, und Sam, der ja eigentlich der Arrangeur des Ganzen war, machte seine erläuternden Bemerkungen dazu.
    Steinbach aber, der sehr aufmerksam zuhörte, erklärte, als der Bericht zu Ende war:
    „Ich bin mit der Wendung, die die Sache heute genommen hat, sehr zufrieden. Diese Dame, die Schwester des Polizisten, muß ein sehr intelligentes Köpfchen besitzen. Sie und ihr Bruder haben um unsere beiden Feinde und ihren Verbündeten die Schlinge so gewandt gelegt, daß wir sie nur zuzuziehen brauchen, und es ist sehr gut, daß Ihr auf die Pläne dieser Menschen scheinbar eingegangen seid, denn dadurch bekommen wir die untrüglichsten Beweise gegen sie in die Hand. Wann wird die Polizistin sich hier wieder sehen lassen?“
    „Jedenfalls schon am Morgen.“
    „So

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