Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

Titel: 54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
ihn lehren, daß er zu gehorchen hat!“
    Der Oberleutnant hatte sich jetzt entschlossen, der Aufforderung des Grafen Folge zu leisten.
    Er zog den Säbel und befahl:
    „Folgt mir!“
    Die Kosaken wandten sich nach der Tür, unter der der Bauer stand, das geladene Doppelgewehr in der Hand, das Mila ihm schnell gebracht hatte. Hinter ihm hielten seine männlichen Dienstboten, die bewaffnet herbeigeeilt waren.
    Der Graf hatte sich an die Seite des Offiziers gestellt. Seine Augen blitzten vor Grimm über die Abweisung, die ihm von Peter Dobronitsch geworden war.
    „Schießt den Menschen nieder!“ gebot er. Und sich zu Dobronitsch wendend, sagte er: „Ergib dich, sonst bist du binnen einer Sekunde eine Leiche!“
    Der Bauer antwortete lachend:
    „So schnell geht das nicht! Ich bin Besitzer dieses Hauses und kann jeden unberufenen Eindringling, nötigenfalls mit der Waffe in der Hand, abwehren. Du wirst bald sehen, daß ein Halunke ein noch ganz anderer Kerl ist, als du bist.“
    „Ich bin der Graf Polikeff, wie ich dir bereits gesagt habe!“
    „Was geht das mich an! Ob du ein Stromer bist oder ein Graf, das ist mir ganz gleich. Du hast mir nichts zu befehlen. Pack dich fort!“
    Da trat der frühere Derwisch, der bis jetzt von dem Angekommenen gar nicht beachtet worden war, heran und sagte:
    „Haut den Kerl in Stücke! Er ist ein Ungehorsamer, ein Empörer! Auch gegen mich hat er sich obstinat betragen!“
    Der Graf sah den Sprecher an und erkannte ihn. Erstaunt trat er einen Schritt zurück und rief:
    „Alle Teufel! Du hier, du!“
    „Ja, ich bin Peter Lomonow, Kaufmann aus Orenburg. Ich begebe mich unter deinen Schutz gegen diesen aufrührerischen Menschen.“
    Der Derwisch nannte seinen Namen, natürlich nur zu dem Zweck, daß der Graf sogleich erfahre, für wen und was er sich hier ausgegeben habe.
    „Ich werde dich beschützen“, antwortete Polikeff. „Später sprechen wir weiter miteinander. Also fort von der Tür!“
    Diese Aufforderung war an den Bauern gerichtet, dem er sich bei diesen Worten drohend näherte. Dobronitsch aber legte das Gewehr an und antwortete:
    „Keinen Schritt weiter, sonst schieße ich dich nieder wie einen Räuber, der mich überfallen und bestehlen will. Weg also von hier! Eins – zwei –!“
    Der Graf, der glauben mußte, daß der Bauer Ernst machen werde, versteckte sich jetzt sofort hinter den Kosaken. Da richtete deren Anführer die stolzen Worte an den Bauern:
    „Mensch, bist du denn toll? Siehst du denn nicht, wer wir sind! Mach uns Platz!“
    „Ihr gingt mich bis jetzt noch gar nichts an! Ich hatte es nur mit dem Menschen zu tun, der sich einen Grafen nennt und sich doch wie ein Flegel beträgt“, entgegnete ihm Peter Dobronitsch. „Ich brauche nicht einen jeden Lumpen zu mir zu lassen. Oder sprich, ob mir dieser Kerl etwas zu befehlen hat!“
    „Das wollen wir jetzt nicht näher erörtern, denn ich sage dir allen Ernstes, er ist ein Graf!“
    „Ich glaube es nicht. Sein Betragen ist nicht dasjenige eines so vornehmen Herrn!“
    „So! Aber daß ich Offizier bin, das glaubst du doch wohl auf alle Fälle?“
    „Ja. Du bist Kosakenoberleutnant. Aber wo stehst du in Garnison?“
    „In Platowa.“
    „So gehe dorthin, wenn du Gehorsam fordern willst. Hier hast du nichts zu befehlen!“
    „Mensch! Du bist wirklich nicht bei Sinnen!“
    „Ich bin so sehr bei Sinnen, daß ich ganz genau weiß, daß ich nach Werchnei Udinsk, aber nicht nach Platowa gehöre. Nun weißt du, woran du mit mir bist.“
    „Ah! So willst du auch mir den Eintritt in dein Haus verwehren, mir und meinen Leuten?“
    „Ja.“
    „Und wenn ich ihn erzwinge?“
    „Du wirst ihn nicht erzwingen! Ich verteidige mein Haus gegen jeden unberechtigten Angriff. Ich bin nur ein Bauer, aber ich kenne meine Rechte!“
    Jetzt wandte sich der Leutnant zu dem Grafen zurück und flüsterte ihm zu:
    „Der Kerl ist allerdings in seinem Recht. Hätte ich nur einen einzigen Mann der hiesigen Besatzung da, so müßte er diesem gehorchen. Wir sind blamiert, und daran ist kein anderer schuld als du. Du hättest nicht als Gebieter auftreten sollen. Peter Dobronitsch ist Herr seiner Besitzung. Hättest du höflicher mit ihm gesprochen, so wären wir nicht blamiert worden.“
    „Soll ich etwa so einen Kerl gute Worte geben? Sein ganzes Verhalten beweist, daß sich der flüchtige Kosak bei ihm befindet.“
    „Und ich glaube, gerade weil er seine Ehre in dieser Weise wahrt, hat er mit dem Entflohenen nichts zu

Weitere Kostenlose Bücher