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54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

Titel: 54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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leise Rot, das ihre Wangen durchschimmerte, wich. Die Blicke der beiden Menschen hingen aneinander.
    „Du bist allein?“ fragte Steinbach den Greis. „Ich glaubte, dich zu stören.“
    „Nein, Nena ist fort. Es ward mir unendlich weh in seiner Nähe. Mein Herz hätte stillstehen mögen“, antwortete der Gefragte.
    Bei dem Klang dieser Stimme lauschte Semawa auf.
    „Oskar!“ rief sie, den ängstlich-fragenden Blick auf Steinbach richtend. „Das ist, das ist –“
    Dann ging ein Zittern durch ihren schönen Körper, und sie sank vor dem Greis nieder, schlang die Arme um seine Knie und brach in ein lautes Schluchzen aus.
    Dann hob sie die tränenden Augen zu ihm empor und rief in einem Ton des Entzückens und zugleich des Schmerzes:
    „Vater! Mein armer, armer, lieber Vater!“
    „Mein Gott! Ist's möglich? Ist's wahr? Semawa! Allah, Herr des Himmelsund der Erde. Ich – ich – ich sterbe.“
    Der Maharadscha breitete die Arme aus und wankte wie ein Trunkener. Da fuhr seine Tochter empor, umfaßte ihn mit den Armen, um ihn zu halten, und rief:
    „Nein, nicht sterben, sondern leben, leben! Sei stark, sonst sterbe ich mit dir.“
    Sie hielten sich umschlungen und wankten so miteinander zur Bank, auf die sie niederfielen, Laute des Schmerzes und doch auch der höchsten Wonne ausstoßend.
    Steinbach, für den sie jetzt kein Auge hatten, schlich sich abermals davon. Das war ein heiliger, erhabener Augenblick, dessen Weihe er durch seine Anwesenheit nicht beeinträchtigen wollte. Er ging nach dem Wohnhaus zurück, um Vater und Tochter Zeit zu geben, die hochgehenden Wogen ihrer Gefühle sich beruhigen zu lassen.
    In diesem Augenblick war der Hufschlag eines Pferdes zu hören, und als die Anwesenden durch das Fenster blickten, sahen sie den Grafen absteigen. Das Pferd, auf dem er ritt, war nicht das seinige. Wenn man es ihm geborgt hatte, so mußte das bei dem jetzt eingetretenen Pferdemangel zu verwundern sein. Vielleicht hatte es einen wichtigen Grund dazu gegeben. Daß dies wirklich der Fall war, sollte man sogleich erfahren.
    Indem der Graf das Tier draußen anband, sagte Steinbach:
    „Sam, ich verschwinde hier in das Nebengemach. Er kommt wohl herein und soll mich nicht sofort sehen. Du bist in alles eingeweiht und magst ihn auf dich nehmen. Ich werde alles hören und zur geeigneten Zeit hereintreten. Dann gehst du hinaus, sorgst dafür, daß Jim und Tim hinter der Stubentür stehen, um ihn nicht hinauszulassen, holst Nena, den Maharadscha und Gökala herbei, und diese treten der Reihe nach, so wie ich sie jetzt genannt habe, herein, wenn ich die Tür öffne.“
    Nach dieser Anordnung begab sich Steinbach in die Schlafstube des Bauern, und zwar gerade zur rechten Zeit, denn kaum war er verschwunden, so kam auch der Graf herein.
    „Peter Dobronitsch“, sagte Polikeff in seiner verächtlichen, hochmütigen Weise, als er das Wohnzimmer des Bauern betrat. „Wieviel Pferde hast du auf der Weide?“
    „Wer bist du, weil du das wissen willst?“
    „Bist du denn blind und taub gewesen, daß du das noch nicht weißt? Ich bin Graf Polikeff.“
    „Selbst wenn du wirklich Graf Polikeff wärst, was ich nach deinem ordinären Auftreten sehr bezweifeln muß, hast du mir nichts zu befehlen. Wenn ein Petersburger Laternenputzer käme, um mir Befehle zu erteilen, wäre es gerade ebenso und genau dasselbe.“
    „Hund“, fuhr der Graf auf.
    „Du! Schimpf nicht!“ warnte der Bauer. „So einen Kerl, wie du bist, lasse ich von meinen Knechten durchprügeln, wenn er mich beleidigt. Sage noch ein solches Wort, so rufe ich sie herein.“
    Der Graf ballte die Hände und trat einen Schritt auf Dobronitsch zu. Da aber dieser seinerseits auch eine drohende Haltung annahm, so besann er sich eines besseren. Er war hier ganz allein, den sämtlichen Bewohnern des Gutes gegenüber. Er hätte also auf alle Fälle den kürzeren gezogen. Darum zwang er sich zur Ruhe. Aber seine Stimme zitterte vor Wut, als er sagte:
    „Das sollst du mir entgelten. Du bietest mir, einem hohen Edelmanne, Prügel an. Ich werde dich dafür peitschen lassen. Für jetzt aber fordere ich Gehorsam. Du hast mich auf deine Weide zu führen, damit ich die Pferde zähle und bestimme, welche nach der Stanitza gebracht werden sollen.“
    „Nichts, gar nichts hast du zu bestimmen. Die Pferde gehören mir. Übrigens bist du hier fremd und ohne alle Macht. Mich bringst du nicht zum Fürchten.“
    „Das alles kommt auf dein Konto, das ich dir herunterprügeln

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