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54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

Titel: 54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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lassen werde. Da du behauptest, daß ich hier nichts zu sagen habe, so will ich dir mitteilen, daß ich als Bevollmächtigter des Majors hier stehe, Halunke.“
    „Schweig“, donnerte Dobronitsch. „Selbst wenn du mit einer solchen Vollmacht versehen wärst, würde sie bei mir nichts fruchten. Ich bin ein freier Bauer, aber kein Grenzkosak und nicht verbunden, Kriegsdienste zu tun und bei mir nach Belieben remontieren und requirieren zu lassen. Die Kosaken erhalten ihr Land und ihre Naturalien geschenkt, wofür sie Militärdienst tun müssen. Ich habe mein Land gekauft und bezahlt und brauche nicht ein Pferd herzugeben. Wer es haben will, der mag es von mir im freien Kauf erhandeln, und dennoch verkaufe ich keins. Ich brauche sie selbst. Wenn du nichts weiter willst, so sind wir also fertig.“
    „Nein, wir sind noch nicht fertig. Ich werde sofort nach der Stanitza reiten und dann mit militärischer Hilfe zurückkommen.“
    Der Graf drehte sich, im höchsten Grad ergrimmt, nach der Tür um. Er wollte gehen. Dort stand aber Sam, der ihn in seinem freundlichsten Ton anredete:
    „Warte noch einen Augenblick. Ich möchte genau wissen, wann du von hier wieder abreisen willst. Ich habe nämlich die Absicht, in deiner Gesellschaft von hier fortzureiten.“
    „Du Lump!“
    Der Graf spuckte aus.
    „Das ist's ja eben“, lachte Sam. „Weil ich ein Lump bin, will ich mit dir. Wir passen zueinander.“
    Da holte der Graf mit der geballten Hand aus, um Sam zu schlagen. Doch der Dicke hatte augenblicklich sein Messer in der Hand und rief:
    „Nimm dich in acht. Dieses Ding ist spitz. Wer mich haut, der wird gestochen. Das ist bei mir so Sitte. Also nimm dich wohl in acht.“
    „Pack dich fort. Ich will hinaus.“
    „Bleib nur noch ein wenig da! Ich habe dich so sehr liebgewonnen, daß ich nicht von dir lassen kann, und eben darum werden wir beieinander bleiben, wenn du aus dieser schönen Gegend scheidest.“
    „Du bist verrückt.“
    „Mag sein. Und weil die Verrückten die Eigenschaften haben, ihre tollen Ideen festzuhalten, so werde ich auch nicht von der meinigen lassen. Ich bin doch nur deinetwegen hierhergekommen. Ich soll dich nach Platowa bringen.“
    „Welch ein Gedanke!“
    „Nicht wahr, ein brillanter Gedanke! Ich freue mich fürchterlich darauf, wie gut wir uns unterwegs unterhalten werden. Freilich wirst du es auf dieser Reise nicht ganz so bequem haben, wie du es gewohnt bist. Ich muß dir zu meinem Leidwesen die Hände binden und dich auf das Pferd fesseln. Sonst aber soll es dir an gar nichts fehlen.“
    Der Graf erbleichte. Er hatte durch den einstigen Derwisch von Sam und den beiden Amerikanern genug gehört, um zu wissen, was diese Worte zu bedeuten hatten. Er befand sich allein. Die Kosaken, die ihn bisher begleitet hatten, waren fort. Die einzige Hilfe konnte ihm der Major leisten, und dieser befand sich in der Stanitza. Es gab sich gewiß keiner der Bewohner des Hauses her, als Bote diesen Offizier von seiner Lage zu benachrichtigen. Er war also ganz und gar auf sich selbst angewiesen.
    Wie sich nun aus dieser Klemme ziehen?
    Er glaubte am weitesten zu kommen, wenn er versuchte, dem Dicken möglichst zu imponieren. Er betrachtete ihn also mit einem höchst maliziösen Lächeln vom Kopf bis zu den Füßen und fragte dabei:
    „Kleiner, das klingt ja gerade, als ob ich von dir arretiert werden sollte! Bist du denn Polizist? Mit welchem Recht willst du eine Arretur vornehmen? Bist du von irgendeiner Behörde dazu aufgefordert worden?“
    „Natürlich! Meine Behörde heißt Steinbach.“
    Obgleich der Graf diese oder doch eine ähnliche Antwort erwartet hatte, fühlte er sich von derselben doch höchst unangenehm berührt und hatte ganz das Gefühl, als ob er eine Schlinge um seinen Hals sich zusammenziehen sehe.
    „Den kennst du wohl?“ fragte Sam.
    „Laß mich in Ruhe! Ich kenne keinen Steinbach!“
    „Und hast ihn doch in Konstantinopel durch Rurik, deinen Genossen, ermorden lasen wollen!“
    „Was faselst du? Laß mich endlich hinaus!“
    „Und sodann bei den Sallah-Beduinen hast du ihm auch nach dem Leben getrachtet!“ fuhr Sam fort, ohne die Aufforderung des Grafen, ihn gehen zu lassen, zu beachten.
    „Was gehen mich deine Beduinen an! Ich habe während meines ganzen Lebens keinen solchen Kerl zu sehen bekommen.“
    „Auch nicht, als du mit Ibrahim Pascha bei ihnen warst? Besinne dich doch einmal darauf!“
    „Lächerlich! Ich habe keine Lust, deine Albernheiten anzuhören. Ich

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