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56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

Titel: 56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Hunderttausende, welche er befehligt hatte, einen jeden kannte, den er einmal gesehen hatte.
    „Marodeurs“, sagte er dann. „Kenne einige; haben gedient, aber schlecht.“
    Dann trat er auf Königsau zu, welcher sich unwillkürlich eine stramme, militärische Stellung gab, so, wie man vor einem Vorgesetzten zu stehen pflegt.
    „Wie heißen Sie?“ fragte er ihn.
    „Sainte-Marie.“
    „Offizier?“
    „Nein.“
    „Bloß Soldat?“
    „Auch nicht. Seekapitän von der Handelsmarine.“
    „Ach, schade! Sind ein Tapferer, ein Braver! Acht Mann getötet! In welcher Zeit?“
    „In ungefähr einer Minute.“
    „Fast unglaublich. Keine Lust, zu dienen?“
    „Ich glaube, Frankreich auch in meiner gegenwärtigen Stellung nützlich zu sein.“
    „Richtig, wahr! Aber hätte Ihnen ein Schiff anvertraut. Brauche solche Leute. Marine Frankreichs befindet sich noch in Entwicklung. Die Damen!“
    Königsau stellte die Damen vor, erst die Baronin, dann Frau Richemonte und zuletzt seine Geliebte, welche alle drei sich tief vor Napoleon verneigten.
    Er nickte ihnen in seiner kurzen Manier, aber freundlich zu; als sein Blick jedoch auf die schönen Züge des Mädchens fiel, griff er unwillkürlich an den Hut. Die seltene Zeichnung dieses reizenden Gesichtes fiel ihm auf.
    „Mademoiselle Richemonte?“ sagte er. „Welcher Name?“
    „Margot, Majestät“, antwortete sie.
    „Margot?“ sagte er. „Wo wohnen Sie, Mademoiselle?“
    „Ich bin mit Mama Gast bei der Frau Baronin auf dem Meierhof Jeannette bei Roncourt, Sire“, antwortete Margot.
    Ney bemerkte, welch sichtliches Wohlgefallen der Kaiser an dem Mädchen fand. Er ließ daher das Licht der Laterne, welche er noch immer in der Hand hielt, voll auf Margot fallen. Napoleons Auge ruhte mit Bewunderung auf ihrer herrlichen Gestalt; sein Auge leuchtete erregt. Er fragte:
    „Ah, Roncourt! Liegt der Meierhof nahe bei dem Ort?“
    „Nicht sehr fern.“
    Er wandte sich rasch an Ney, um sich zu erkundigen:
    „Marschall, sagten Sie nicht, daß Drouet sein Hauptquartier nach Roncourt gelegt habe?“
    „Ja, Sire“, antwortete der Gefragte. „Sein Hauptquartier ist in Roncourt; sein Stab liegt dort; er selbst aber wohnt auf dem Meierhof Jeannette.“
    „Also bei Ihnen, Baronin?“ fragte Napoleon rasch.
    „Ja, Majestät. Ich habe die Ehre, die Wirtin des Herrn Generals zu sein.“
    Da sah Napoleon zu Boden, warf dann einen raschen Blick auf Margot und fragte:
    „Ist der Meierhof ein bedeutendes Gebäude?“
    „Man könnte ihn ein Schloß nennen, Sire.“
    „Es sind zahlreiche Wohnungen da?“
    „Gewiß. Der frühere Besitzer liebte gesellschaftliche Vergnügen; er sah sehr oft viele Gäste bei sich, und sein Haus reichte zu, sie alle aufzunehmen.“
    „So kommt es Ihnen auf einen Gast mehr oder weniger nicht an?“
    „Gewiß nicht.“
    „Selbst, wenn ich es bin, der Sie um Gastfreundschaft ersucht?“
    Die Baronin erschrak. Sollte sie dies als Scherz oder Ernst nehmen? Zu scherzen beliebte der Kaiser jedenfalls nicht; die Situation war ja auch gar nicht danach angetan. Den berühmten Herrscher als Gast bei sich zu sehen, war – zwar eine der größten Auszeichnungen, welche es geben konnte – aber doch auch mit so sehr vielen Opfern und Umständlichkeiten verknüpft. Zudem bemerkte sie gar wohl, daß der eigentliche Grund von Napoleons Frage in Margots Schönheit zu suchen sei. Aber was sollte, was konnte sie antworten? Sie war gezwungen, ja zu sagen. Dennoch aber gab sie zunächst eine ausweichende Antwort.
    „Majestät“, sagte sie, „mein Haus ist zu einfach und gering, um den Herrscher Frankreichs und Eroberer der halben Welt in seinen Räumen aufnehmen zu können.“
    Da zog ein schneller, tiefer Schatten über Bonapartes Gesicht. Er antwortete:
    „Madame, man hat mich in letzter Zeit so wenig als Herrscher behandelt, daß ich nicht geneigt bin, große Ansprüche zu erheben. Ich bin Soldat und liebe die Einfachheit. Ich wollte heute nach Sedan, aber es ist bereits dunkel geworden. Sie selbst haben die Unsicherheit der Straßen erfahren; der Kaiser der Franzosen darf sich nicht der Gefahr aussetzen, von Wegelagerern getötet zu werden. Ich bitte also um ein Nachtlager auf dem Meierhof Jeannette!“
    Die Baronin verbeugte sich tief und antwortete zustimmend:
    „Alles, was ich besitze, steht zu Ihrer Verfügung, Sire!“
    „Gut!“ sagte er. „So haben wir jetzt zu fragen, wie die Damen diesen Ort verlassen können?“
    „Wir haben ein Pferd, welches

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