Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

Titel: 56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
überfallen würde. Seine Einbildungskraft war dabei so lebhaft beschäftigt, daß er seine Pistole zog und das Pferd zu größerer Eile trieb.
    Die Schatten der Nacht neigten sich tiefer und tiefer herab. Es war nun vollständig dunkel geworden, so daß er den Weg nicht mehr zu erkennen vermochte. Er verließ sich ganz auf das Pferd, dessen Huftritte auf dem weichen Boden des Waldweges fast gar kein Geräusch hervorbrachten.
    Da war es ihm, als ob sein immer vorauslauschendes Ohr ein dumpfes Rollen vernommen hatte. Da vorn blitzte zu gleicher Zeit ein Schuß auf, dem mehrere andere folgten, so daß die Echos derselben vervielfältigt durch den Wald erdröhnten. Weibliche Stimmen riefen um Hilfe.
    Da spornte er sein Pferd zu größter Eile.
    Jetzt tauchten vor ihm zwei dünne, schwache Lichter auf, sie kamen aus den beiden Laternen des überfallenen Wagens. Ein Gedanke kam ihm. Der Galopp seines Pferdes mußte ihn den Vagabunden verraten. Er erhielt dann jedenfalls ihre Schüsse, ehe er in der Dunkelheit imstande war, einen von ihnen zu erkennen und auf ihn zu schießen. Jetzt aber hatten sie sein Nahen jedenfalls noch nicht bemerkt.
    Er hielt sein Pferd an, band es an den nächsten Baum und nahm die Pistolen des Barons aus den Satteltaschen. Er steckte sie in die Außentaschen seines Rockes und nahm seine eigenen in die Hände. Dann eilte er vorwärts, indem er während des Laufens die Hähne aufzog.
    Als er abstieg, war er vielleicht zweihundert Schritte von dem Wagen entfernt. Er brauchte keine Minute, um diese Strecke zurückzulegen. Der weiche Boden dämpfte den Schall seiner Schritte. Als er nahe genug war, um die Szene zu erkennen, hielt er an und schlich sich im Dunkeln nun langsamer näher.
    Er hörte die Stimme von Frau Richemonte, welche soeben versicherte:
    „Aber wir haben in Wahrheit kein Geld bei uns!“
    „Vornehme Damen und kein Geld? Hahaha!“ rief eine rauhe Stimme. „Steigt aus! Wir werden alles durchsuchen, Euch auch und Eure Kleider. Ist eine halbwegs hübsche unter euch, so wird sie für euch alle bezahlen, wenn Ihr kein Geld habt.“
    Frau Richemonte wurde herausgezogen. Dann leuchtete der Kerl mit der einen Wagenlaterne abermals in das Innere des Wagens hinein.
    „Alle Wetter!“ rief er. „Die ist hübsch, die ist reizend! Ein solches Püppchen haben wir noch nicht gefunden. Heraus, mein Schatz! Heraus!“
    Das eine Pferd lag erschossen am Boden; das andere stand schnaubend und zitternd daneben. Der Kutscher saß auf seinem Bock und rührte sich nicht, und um den Wagen herum standen neun dunkle, martialische Gestalten, welche neugierig versuchten, in den Wagen zu blicken.
    „Ja, heraus mit ihr, wenn sie hübsch ist!“ rief einer, sich näher drängend. „Das gibt endlich einmal ein Vergnügen, wie es unsereinem willkommen ist.“
    Er langte in den Wagen hinein, um Margot mit herauszuziehen. Sie stieß einen Ruf des Entsetzens aus und versuchte, sich zu wehren.
    „Das nützt dir nichts, feines Liebchen!“ lachte der eine. „Heraus mußt du, dann halten wir Hochzeit zwischen neun Bräutigams und einer Braut.“
    „Und ich gebe meinen Segen dazu, ihr Halunken!“
    Königsaus erster Schuß krachte; der zweite folgte augenblicklich. Die beiden Kerls, welche dem Wagenschlag am nächsten standen, stürzten, zu Tode getroffen, zur Erde nieder.
    „Hugo, mein Hugo! Ist es möglich?“ jubelte Margot auf.
    Sie hatte die Stimme des Geliebten erkannt, obgleich es ihr unerklärlich sein mußte, ihn gerade hier gegenwärtig zu sehen.
    „Ja, ich bin es, Margot. Keine Angst weiter!“ antwortete er.
    Während dieser Worte schoß er zwei andere nieder, ließ die abgeschossenen Pistolen fallen und zog die geladenen hervor. Die Vagabunden waren von seinem Erscheinen so sehr überrascht, daß sie im ersten Augenblick ganz vergaßen, sich zur Wehr zu setzen. Jetzt aber bemerkten sie, daß sie nur einen einzelnen Gegner vor sich hatten. Da erhob einer sein Gewehr zum Kolbenschlage und rief:
    „Hund, das sollst du büßen. Deine Pistolen sind nun abgeschossen. Fahr zur Hölle!“
    „Fühle, ob sie abgeschossen sind!“ antwortete Königsau.
    Er hielt ihm, ehe der beabsichtigte Hieb herniedersausen konnte, den Lauf vor die Stirn und jagte ihm eine Kugel durch den Kopf.
    Da erscholl aus dem Wagen ein schriller Aufschrei:
    „Gott! Hugo, hinter dir!“
    Er drehte sich auf diesen Zuruf Margots blitzschnell um und hatte gerade noch Zeit, sich auf die Seite zu werfen. Einer der Kerls hatte von hinten auf

Weitere Kostenlose Bücher