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56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

Titel: 56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sogleich eingespannt wird, Sire“, meinte die Baronin.
    „Das ist ungenügend, Madame“, antwortete der Kaiser. „Sie sind, den Kutscher gar nicht mitgerechnet, vier Personen, drei Damen und ein Herr. Mit nur einem Pferd würden Sie sich weiteren Gefahren aussetzen. Kapitän Sainte-Marie kann die Direktion Ihres Wagens übernehmen; zwei Personen sind genug für das eine Pferd; die drei Damen aber werden bei uns Platz finden. In La Chêne halten wir einen Augenblick an. Wie meinen Sie, Marschall?“
    Es war klar, daß er Margot in seinem Wagen zu haben wünschte, und doch war es Pflicht der Höflichkeit für ihn, die Baronin, welche doch seine Wirtin sein sollte, bei sich einsteigen zu lassen. Darum richtete er die letztere Frage an den Marschall. Dieser verstand ihn sofort und antwortete:
    „Sire, ich stimme Ihnen vollständig bei. Man muß den Damen jede weitere Unannehmlichkeit ersparen. Ich ersuche die Frau Baronin de Sainte-Marie, bei mir gütigst Platz zu nehmen.“
    Er sagte dies, indem er sich mit ausgezeichneter Höflichkeit vor der Baronin verbeugte. Marschall Grouchy war natürlich scharfsinnig genug, um zu bemerken, daß die Reihe jetzt an ihm sei. Er verneigte sich vor Frau Richemonte und bat:
    „Madame, darf ich Ihnen meinen Wagen zur Verfügung stellen? Geben Sie mir die Auszeichnung, Ihr Begleiter sein zu dürfen.“
    Sie antwortete gewährend. Da sagte Napoleon lachend:
    „Da sehen die Damen, daß der Feldherr wohl da ist, zu dirigieren; in der Eroberung aber kommen ihm seine Marschälle stets zuvor. Mademoiselle, für Sie hat man leider nur mich übriggelassen. Wollen Sie sich mir anvertrauen?“
    „Ich respektiere den Befehl meines Kaisers“, antwortete sie.
    Ihre Augen ruhten bei diesen Worten auf Königsau. Sie hatte das Wohlgefallen bemerkt, mit welchem Napoleon sie betrachtete; sie wußte, daß sie aus diesem Grund für ihn aufgehoben worden war. Am liebsten wäre sie mit dem Geliebten in der alten Karosse der Baronin gefahren, aber das war jetzt unmöglich. Darum sprach sie ihre letzten Worte als Zustimmung für den Kaiser und zugleich als Entschuldigung für sich, Königsau gegenüber.
    „Nun, so steigen wir ein, um aufzubrechen“, gebot der Kaiser.
    Die beiden Marschälle reichten ihren Damen den Arm, um sie zu geleiten, und der Kaiser tat dasselbe. Er hatte nicht allein in seinem Coupé gesessen. Nach ihm war ein zweiter ausgestiegen, welcher am Wagen stehengeblieben war und jetzt mit einem tiefen Honneur den Schlag öffnete.
    „General Gourgaud, der uns Gesellschaft leisten wird, Mademoiselle“, sagte Napoleon.
    Gourgaud war Generaladjutant des Kaisers, derselbe berühmte Offizier, welcher ihm später drei lange, einsame Jahre auf St. Helena Gesellschaft leistete und noch später mit Walter Scott den literarischen Zweikampf wegen der Geschichte des großen Kaisers hatte. Er war gegenwärtig zweiunddreißig Jahre alt.
    Erst jetzt war zu bemerken, daß die drei Wagen von zwölf Mann Eskorte begleitet wurden, welche aus Unteroffizieren eines Lancierregiments der alten Garde bestanden. Die Damen stiegen ein, nachdem die Leichen und die alte Karosse zur Seite gebracht worden waren, und dann setzten sich die Wagen in Bewegung.
    Da sie im raschen Trab dahinfuhren, so erreichten sie La Chêne sehr bald.
    Margot saß zur Linken des Kaisers, ihnen gegenüber der Generaladjutant. Da es dunkel war, so konnte von einer Gesichtsbeobachtung keine Rede sein; dennoch sorgte Napoleon, daß die Unterhaltung nicht stockte.
    Es war eine jener Unterhaltungen, wie sie zwischen Herren und Damen, welche sich noch nicht kennen, eingeleitet zu werden pflegen, vorsichtig, sondierend, höflich, möglichst geistreich und amüsant. Bei Napoleon hatte jedes Wort, selbst das einfachste und scheinbar unbefangenste, eine erhöhte Bedeutung. Margot bemerkte, daß er die Absicht hatte, sie zu examinieren. Sie antwortete offen und bescheiden, und seine Lebhaftigkeit schien anzudeuten, daß er eine immer höhere Teilnahme für sie empfand.
    So wurde La Chêne erreicht, und man stieg aus. Der Wirt schien ganz verwandelt zu sein, als er die Offiziere erblickte. Als er aber gar den Kaiser eintreten sah, knickte er vor Ehrerbietung fast zusammen. Er sah die goldstrotzenden Uniformen der Offiziere gar nicht mehr, sondern nur noch den einfachen Überrock Napoleons.
    Dieser gab den Arm Margots frei und wendete sich an ihn:
    „Der Wirt?“
    „Der bin ich, mein Kaiser!“
    „Den Maire, sofort!“
    Während der Wirt

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