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56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

Titel: 56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ist's wahr?“ rief der Mann erschrocken, denn wenn Napoleon selbst sich der Damen annahm, so war der Fall doppelt bedenklich.
    „Kennen Sie dieselben?“
    „Die Frau Baronin de Sainte-Marie, Majestät!“
    „Gut! Wäre nicht ein tapferer Kavalier dazugekommen, so lebten sie wohl nicht mehr. Draußen liegen die Leichen der Kerls und zwei erschossene Pferde. Bringen Sie das in Ordnung. Wieviel Truppen sind nötig, um den Wald zu säubern?“
    „Wenigstens eine Kompanie, Sire!“
    „Sollen Sie haben, bereits morgen. Was werden Sie zunächst tun?“
    „Es wird nötig sein, ein Protokoll aufzunehmen, Sire.“
    „Haben Sie Papier?“
    „Leider habe ich keins mit.“
    „Gourgaud, mein Schreibzeug!“
    Der General holte Napoleons Reiseschreibzeug nebst Papier aus dem Wagen herbei. Der Kaiser wendete sich an den Maire und sagte:
    „Setzen! Papier nehmen und schreiben! Werde das Protokoll selbst diktieren!“
    Dies geschah. Es war ganz so des Kaisers Art und Weise, sich mit einer solchen Angelegenheit zu befassen. Er wollte damit seinen Untertanen zeigen, daß er ihren Beruf vollständig kenne, überblicke und verstehe. Darum hatten seine Beamten so großen Respekt vor ihm, und daher gab es in dem Apparat seiner Verwaltung so große Ordnung.
    Die Feder des Maire flog förmlich über das Papier. Es war ihm noch nie vorgekommen, daß ihm ein Kaiser diktiert hatte; darum lief ihm der Schweiß von der Stirn.
    Endlich war er fertig. Der Kaiser nahm das Protokoll, las es durch und fügte noch den eigenhändigen Befehl in Betreff der notwendigen Truppen in der Höhe einer ganzen Kompanie bei. Dann unterzeichnete er.
    „Fertig!“ sagte er. „Morgen kommen die Soldaten. Übermorgen muß der Wald gesäubert sein. Verstanden?“
    „Ich gehorche mit Freuden, Sire!“ antwortete der Maire, indem er sein Sacktuch zog, um sich den Schweiß von der Stirn zu wischen.
    „Aufbrechen also!“
    Bei diesen Worten bot der Kaiser Margot ihren Überwurf wieder an, den er ihr eigenhändig um die vollen, weißen Schultern hängte. Dann reichte er ihr den Arm, um sie zum Wagen zu führen.
    Ney und Grouchy folgten mit ihren Damen; dann setzte sich der Zug unter der militärischen Bedeckung der zwölf alten Gardisten wieder in Bewegung. – – –
    Kurz nachdem Napoleon in die Gaststube getreten war, erschien hinter dem Haus die dunkle Gestalt eines Mannes, welcher auf jemand zu warten schien.
    Er stampfte leise, aber ungeduldig mit den Füßen. Da öffnete sich die Hintertür des Hauses, und die Tochter Barchands schlich sich herbei.
    „Berrier, seid Ihr da?“ flüsterte sie.
    „Ja“, antwortete er.
    „Wartet Ihr bereits lange?“
    „Länger als mir lieb ist.“
    „Ah! Aber ich konnte nicht eher.“
    „Was für Herrschaften sind es?“
    „Oh, Berrier, Ihr werdet es gar nicht glauben –“
    „Keine Einleitung! Ich habe keine Zeit. Sind es die Marschälle?“
    „Ja, zwei Marschälle.“
    „Ney und Grouchy?“
    „Ich kenne sie nicht. Es ist noch ein General dabei und dann noch einer, den Ihr nicht erraten werdet.“
    „Wer ist's?“
    „Ratet!“
    „Donnerwetter, ich habe dir bereits gesagt, daß ich keine Zeit habe! Rede!“
    „Der Kaiser selbst ist dabei.“
    „Der Kaiser? Napoleon selbst?“ flüsterte der Mann.
    „Ja.“
    „Weißt du es genau?“
    „Ja.“
    „Aber, du kennst ihn doch nicht!“
    „Oh, ich habe sein Bild hundertmal gesehen; er gleicht demselben ganz genau.“
    „Wie ist er gekleidet?“
    „Er trägt hohe Stiefel, einen grauen Rock, weiße Weste und ein kleines Hütchen.“
    „Die Beschreibung stimmt; aber ein Irrtum ist doch noch möglich. Man sagte noch heute am Vormittag, daß der Kaiser sich in Paris befinde. Das ist allerdings außerordentlich! Auf die Anwesenheit des Kaisers sind wir ja gar nicht vorbereitet. Was ist da zu machen?“
    „Ihr wolltet die Marschälle überfallen? Aber den Kaiser nicht?“
    „Der Gedanke wäre ja ganz und gar verwegen und außerordentlich!“
    „Der Kaiser zahlt ebensogut ein Lösegeld wie die anderen; er muß sogar doppelt so viel geben.“
    „Du magst recht haben, obgleich es ein verfluchter Gedanke ist, den Kaiser zu überfallen. Übrigens brauchen wir ihn ja nicht zu beschädigen. Wir schießen auf die Pferde.“
    „Zunächst auf die Soldaten.“
    „Er hat Soldaten mit?“
    „Ja. Reiter; acht oder zehn habe ich gesehen.“
    „Das wären ihrer noch nicht zu viele. Wir sind jetzt neunzehn Mann.“
    „Übrigens sind drei Damen bei dem

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