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56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

Titel: 56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Fluch ausstieß.
    „Was gibt es abermals?“ fragte er.
    „Jetzt hatte ich ein wenig Luft“, antwortete der Kutscher. „Es kam ein Reiter, mit welchem der Kapitän sich bis jetzt unterhalten hat. Diese Zeit habe ich benutzt, um die Pferde nach dem Garten zu bringen. Mit dreien ist es mir gelungen, aber das vierte befindet sich noch im Stall.“
    „Der Kapitän schleicht wieder?“
    „Freilich.“
    „Das könnte man ihm verleiden. Dauert es lange, das vierte Pferd nach dem Garten zu bringen?“
    „Höchstens fünf Minuten.“
    „Kann man aus dem Garten fortreiten, ohne gehört zu werden?“
    „Ja, sobald das große Tor von innen geöffnet wird.“
    „Wo schleicht der Kapitän.“
    „Jetzt meist außen um die ganze Besitzung herum.“
    „Wäre da der Hund nicht zu gebrauchen?“
    „Sapristi! Ja, an den habe ich doch gar nicht gedacht.“
    „Also. Er mag ihn festhalten, so lange als es für uns notwendig ist.“
    „Das werde ich sofort besorgen. Ziehen Sie sich einstweilen um, Herr von Königsau, und tragen Sie auch den Damen die Kleider hinab. Ihr jetziger Anzug und die Frauenanzüge, welche ich geborgt habe, werden in die Mäntel geschnallt. Alles übrige Besitztum der Damen bleibt hier. Sind Sie hinreichend mit Geld versehen?“
    „Vollständig.“
    „Sonst hätte ich Ihnen einiges zur Verfügung gestellt.“
    Er entfernte sich rasch aber leise wieder und begab sich zunächst nach dem Stalle, in welchem Tiger an der Kette lag. Er machte ihn los und sagte zu ihm:
    „Komm, mein Hund. Du sollst den Kerl noch einmal fassen, aber still, ganz still, damit kein Lärm entsteht. Übrigens wirst du uns dann begleiten, denn du bist ein tapferer Kerl und kannst uns von großem Nutzen sein.“
    Er schlich mit ihm hinaus und legte sich draußen hinter einem der Nebengebäude auf die Lauer. Er hatte ungefähr eine Viertelstunde gewartet, als er leise Schritte hörte. Er legte sich auf den Boden, um den Nahenden möglichst gegen den Himmel betrachten zu können. Trotz der Dunkelheit erkannte er in demselben den Kapitän. Er ließ ihn vorüber.
    „Halte ihn!“ gebot er dann leise dem Hund.
    Das Tier schnellte sich mit einigen weiten Sätzen vorwärts. Ein unterdrückter Schrei, der Fall eines Körpers und dann ein grimmiges Knurren war alles, was man hörte; dann war es still.
    Jetzt wußte der Kutscher sich sicher und den unbequemen Späher unter der besten und schärfsten Bewachung. Er kehrte nach dem Stall zurück und führte das Pferd nach dem Garten. Dann koppelte er die Tiere zusammen und führte sie aus dem Garten hinaus nach einer einzelnen Linde, welche in einiger Entfernung vom Meierhof auf dem Feld stand.
    Nun wendete er sich wieder rückwärts, ging erst zu sich selbst, um alles, was er für nötig hielt, zu sich zu stecken, und stieg dann auf das Dach hinauf. Dort fand er Königsau bereits in der Dragoneruniform.
    „Ist alles gut gegangen?“ fragte dieser.
    „Ja.“
    „Der Kapitän liegt fest?“
    „Ja; der Hund hat ihn. Wie weit sind die Damen?“
    „Sie sind auch bereit. Es ist schneller gegangen, als ich dachte.“
    „So will ich sie holen.“
    Florian stieg zur Leiter hinab und brachte bald die beiden verkleideten Frauen hinauf. Er zog die Leiter nach und schloß dann die Treppenöffnung zu. Die Leiter legte er neben die Esse, daß es den Anschein hatte, als sei sie von einem Schornsteinfeger gebraucht worden.
    „Jetzt bitte ich, mir zu folgen“, sagte er dann. „Aber möglichst leise, damit wir nicht bemerkt werden.“
    Die drei anderen schritten unter seiner Führung über das Dach hinüber und kamen an den Hauptausgang, von da auf die Treppe, in einen finsteren Korridor, auf welchem sie sich bei den Händen fassen mußten, sodann auf eine Nebentreppe, in einen kleinen Hof, aus demselben in den Garten und von da hinaus auf das Feld.
    „Wo sind die Pferde?“ fragte jetzt Königsau. „Ich dachte, sie in dem Garten zu finden.“
    „Ich habe sie weiter fortgeschafft, weil mir das sicherer erschien.“
    Nach diesen Worten führte der Kutscher die anderen zu der Linde, wo er jeder Person das betreffende Pferd anwies.
    „Jetzt bitte ich, einige Augenblicke zu warten. Ich muß Richemonte freilassen.“
    „Warum?“
    „Weil ich meinen Hund mitnehmen will. Er kann uns nützlich werden.“
    Er schlich sich wieder zurück. In der Nähe der Stelle angekommen, an welcher Richemonte lag, trat er fester auf und tat ganz so, als ob er eben um die Ecke herum komme.
    „Holla! Was ist das?“

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