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56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

Titel: 56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Blick, stutzte und sagte:
    „Florian, alle Teufel, wo soll dieser Ritt hingehen?“
    „Nach Sedan, Herr Baron“, antwortete der Gefragte, scheinbar noch immer mit seinem Pferd beschäftigt.
    „Warum so eilig?“
    „Hm! Weil die Pferde laufen.“
    „Wer war der Offizier mit den beiden jungen Kerls?“
    „Ich weiß nicht, sie sind ja nun vorbei.“
    „Du kamst doch mit ihnen.“
    „Nein, sie mit mir. Adieu, Herr Baron.“
    Damit nahm er sein Pferd in die Zügel und sprengte den anderen nach.
    Dieses kleine unangenehme Intermezzo hatte die Damen in den Galopp eingerichtet. Sie behielten denselben bei, und selbst als sie Sedan erreichten, hielten sie nicht an. An der Brücke stand ein Posten. Er präsentierte das Gewehr. Vorüber ging es, durch die Stadt hindurch, von Hunderten von Offizieren und Soldaten neugierig betrachtet und bewundert, drüben wieder hinaus und in demselben Tempo auf der Straße nach Bouillon zu.
    Je näher sie diesem Ort kamen, desto mehr verminderte sich dann allerdings die Eile; der Hauptwaffenplatz Sedan lag ja hinter ihnen, und den beiden Reiterinnen wurde es schwer, auszudauern. Königsau hielt den besorgten Blick auf Margot gerichtet. Sie war sehr blaß geworden, und eben, als sie durch Bouillon kamen, wankte sie im Sattel.
    „Es wird dir zu viel, Margot“, sagte er, sie schnell unterstützend. „Schmerzt deine Wunde?“
    „Nein, gar nicht“, antwortete sie mit einem leisen Lächeln. „Ich bin nur matt.“
    „Sehr?“
    „Sehr“, nickte sie.
    „Wir sollten hier absteigen, um dich auszuruhen; hier ist ein Einkehrhaus; aber die Leute kennen mich. Hältst du es nicht vielleicht noch zwei Minuten aus, bis wir die Stadt hinter uns haben?“
    „Vielleicht.“
    „Ich unterstütze dich.“
    Er bog sich zu ihr hinüber und legte den Arm um ihre Taille. Aber lange ging es nicht. Sie schloß plötzlich die Augen und wäre ganz sicher aus dem Sattel gefallen, wenn er sie nicht mit beiden Armen gehalten hätte.
    „Wasser!“ flüsterte sie.
    Er sprang ab, faßte sie an und trug sie nach dem Bach. Er war so um sie besorgt, daß er gar nicht bemerkte, daß zwei Leute dort auf der Wiese beschäftigt waren, der alte Wirt und seine Frau, bei denen er auf der Herreise eine Nacht geschlafen hatte.
    „Du, sieh!“ sagte die Frau, sich auf den Rechen stützend. „Dem jungen Soldaten wird es schlecht. So ein junges Blut schon in die Montur zu stecken.“
    „Ja“, nickte der Mann nachdenklich. „Aber der Offizier scheint ein guter Kerl zu sein. Er nimmt ihn vom Pferd. Ah, er trägt ihn sogar zum Wasser.“
    Da faßte die Alte den Greis beim Arm und sagte hastig:
    „Sieh dir den Offizier einmal an, Vater!“
    „Warum?“
    „Kennst du ihn?“
    „Hm. Den muß ich freilich schon gesehen haben.“
    „Natürlich hast du ihn gesehen.“
    „Wo denn?“
    „Bei uns.“
    „Bei uns ist doch nie ein Major eingekehrt“, meinte der Alte, sich die etwas blöd gewordenen Augen reibend.
    „Er war doch gar nicht als Major da.“
    „Als was denn sonst?“
    „Als Musikus. Besinnst du dich nicht auf ihn? Wir haben ihm ja die Geschichte von der Kriegskasse erzählt.“
    „Ach ja, der ist es; der ist es ganz gewiß! Also ein Offizier! Er hat uns getäuscht. Warum aber übernachtete er gerade bei uns?“
    Da faßte die Alte ihren Mann abermals und drückte ihm den Arm mit aller Gewalt.
    „Was gibt es denn?“ fragte er.
    „Siehst du es, siehst du?“
    „Was denn?“
    „Der junge Soldat ist ein Mädchen.“
    „Unsinn.“
    „Unsinn? Siehst du denn nicht die schönen, langen Haare, welche jetzt aufgegangen sind?“
    „Das sind Haare? Hm! Das ist eigentümlich.“
    Margots Schwäche war ebenso schnell gewichen, wie sie gekommen war. Königsau hatte ihr Gesicht mit Wasser besprengt und ihr einen Schluck eingeflößt; dann konnte sie von selbst aufstehen.
    „Ich danke dir!“ sagte sie. „Ich bin wieder wohl.“
    „Aber reiten kannst du noch nicht wieder.“
    „Es wird vielleicht doch gehen. Hilf mir wieder in den Sattel.“
    Er tat dies, und siehe da, das schöne Mädchen hielt sich von jetzt an wacker. Leider aber stellte es sich heraus, daß die Mutter sich von Minute zu Minute schwächer fühlte. Sie klagte zwar noch nicht, aber ihre Haltung zeigte, daß sie sich nach einer Stütze, oder nach Ruhe sehnte.
    Da bog Florian links ab, gerade an derselben Stelle, an welcher Königsau es auch getan hatte, als er den beiden Kriegskassendieben folgte. Dieser wendete sich daher überrascht mit der

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