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56,3° Im Schatten

56,3° Im Schatten

Titel: 56,3° Im Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Rebhandl
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Strumpfhose heraus, gekauft in einer Zeit, als noch der Permafrost das Land von unten herauf regiert hat, eine aus schwarzer Wolle mit reißfestem Elastan in den besonders beanspruchten Knieregionen, und eine von den vielen, die er sich der Anni nie zu schenken getraut hat.
    „Kommst du dann endlich?“, schreit er dann ungeduldig zur Roswitha in die Küche hinein, „kommst du dann endlich und brandmarkst mich?“
    Drei Uhr früh, denkt sich der Biermösel dann, als er die Kuckucks­uhr an der Wand schlagen hört. Bald wird sich ein weiteres Teilchen in das Puzzle seines genialen Planes fügen, wenn der Bierfahrer Ramzi aus Ägypten mit seinem Turban aus Seide im finsteren Wald drinnen um die Ecke biegt und seinen Bierwagen an den Straßenrand stellt, so wie er das immer macht, wenn er sich zum Gebet niederkniet, nur dass der Bierwagen dieses Mal prallgefüllt sein wird mit Freibier, das die depperte Bundesregierung dem Trottelvolk versprochen hat, der Biermösel hat alles genau geplant.
    Kaum ist die Roswitha mit dem glühenden Schürhaken zu ihm in die Wirtsstube herausgekommen, formt der Biermösel mit seinen Riesentrümmerpratzen schon zwei formvollendete „H“ daraus, selbstverständlich ohne Handschuhe, eines für „Herzloser“ und das andere für „Herzbube“.
    „Wieso zwei ,H‘, du Trottel?“, fragt die Roswitha.
    „Gute Frage“, sagt der Biermösel, aber bei der Hitze weiß auch bei ihm die rechte Hand nicht mehr, was die linke tut.
    Dann zieht er sich – und jetzt bitte alle die Augen zuhalten, die ein bisserl zarter besaitet sind! – die Strumpfhose wieder hinunter und macht den einmalig weißen, einwandfrei knochigen Arsch frei, dann bockt er sich auf und stellt sich vor, dass er das Rindvieh im Western ist und die Roswitha der Vorarbeiter auf der Ranch.
    „Und jetzt?“, fragt sie, während ihr der kalte Schweiß auf die Stirn tritt und draußen eine fast vollkommene Finsternis den Auerhahn ummantelt, nachdem der Vollmond schon wieder hinter dem Gebirgskamm verschwunden ist und die Sonne im Osten noch in ihren Starlöchern scharrt, und nur der Todesschrei von im Waldbrand verendenden Mäusen durchbricht noch manchmal die heilige Stille.
    „Zuerst links!“, sagt der Biermösel feierlich zur Roswitha, und sie brennt ihm zunächst zögerlich, dann aber beidhändig mit dem glühend heißen Schürhaken das erste „H“ in die linke Arschbacke hinein. Den darauf folgenden Schmerz vermag der Biermösel noch halbwegs zu unterdrücken, kraft seines Willens, aber auch dank der ganzen gesoffenen Biere, die seine Hirnhälften und -lappen in eine einmalig betäubende Tinktur gebettet haben. Das hilft ihm jetzt sehr, als der Dampf seiner verbrannten Haut an der linken Arschbacke den beißenden Geruch der verbrannten Wälder, der von draußen durch die Fensterritzen hereinströmt, verdrängt, heilige Scheiße, denkt er still bei sich, die Haut am Arsch stinkt halt wirklich immer am meisten!
    „Und jetzt?“, fragt die Roswitha, mit ihrem empfindlichen Magen schon einem kompletten Zusammenbruch nahe.
    „Jetzt rechts!“
    Und dann tut es richtig weh. Keine gesoffenen Biere der Welt, kein reiner Alkohol und kein Joe in der Hängematte vermögen diesen einmaligen Schmerz im Arsch zu betäuben. Die Roswitha hat ihm das zweite „H“ bis zu den Knochen in den Arsch hineingebrannt, und sein furchtbarer Schrei tötet dann endlich alles Leben im Umkreis von drei Kilometern.
    „Aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaauuuuuuuuuuuuuuaaaaaaa!“
    Als neu gebrandmarkter Terrorist läuft der Herzlose Herzbube dann ein paarhundertmal um den Auerhahn herum, und die Flüchtlingsfamilie Bolivár aus den Anden drüben mit ihren Mondgesichtern aus Leder, die dem anhaltenden Schrei aus dem Wald herausgefolgt sind und jetzt begeistert „No nos moverán!“ singen, wird sich jetzt vielleicht denken, dass heute der Biermösel den Cowboy bei den Winnetou-Festspielen gibt und die Roswitha den verfolgenden John Wayne, der ihn mit dem Lasso in der Hand wieder einfangen will, weil sie ohne die kühlende Wirkung seiner ständigen Ausdünstung nicht mehr leben möchte.
    Nach einer halben Stunde aber wird es ihr zu blöd, und sie fällt den neugeborenen Superterroristen einfach mit einem gut platzierten Ellenbogencheck. Dann schultert sie die Waffe eines ganzen unterdrückten Volkes und trägt sie in den Keller hinunter, wo sie den Superterroristen Arsch voran in den Krautbottich hineinsetzt, in dem sie sonst immer herumwatet, wenn es das

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