56,3° Im Schatten
Cognac trinkt und kein Bier, dass er in Wirklichkeit Ferdinand Blanc heißt und nicht Ferdl, das hab ich als Bürgermeister der saftigen Heimat nicht verkraftet, da hab ich ihn gemeuchelt, wer nicht für uns ist, ist gegen uns.“
Na prack, denkt sich der Biermösel, das wäre ja dann genau so, wie es die Roswitha ihm erklärt hat, ein astreiner politischer Mord, und wenn er es ehrlich gemeint hätte mit seiner Wette, dann müsste er ihr jetzt tausend weiße Rosen bringen, und wer weiß, wie es weitergeht, wenn er ihr erst einmal tausend weiße Rosen aufgetischt hat? Aus dieser Sackgasse des Lebens muss er sich dringend befreien, also:
„Und warum hast du ihn wirklich umgebracht?“
„Es war so, und ich bin froh, dass ich es endlich jemandem erzählen kann: Kaum fange ich an ,Heia Popeia, was raschelt im Stroh‘ zu singen, sagt er schon, dass ich singe wie …
„Na wie?“
„… wie du, wenn dir ein kleiner Pavarotti in die Hose geht. Da hab ich ihn gemeuchelt.“
Das hört sich schon besser an, denkt sich der Biermösel zufrieden, da kommen wir einer Art von Wahrheit schon näher. Seiner Schwester ist jedenfalls ganz schön die Fantasie durchgegangen, als sie „politischer Mord“ gesagt hat, zu viel „Gentlemanermittler Rock Rockenschaub löst auf alle Fälle alle Fälle“ gelesen, aber Herrgottnocheinmal, ein Ermittler liest nicht, ein Ermittler ermittelt!
So viel dazu.
Der Bürgermeister jammert dann noch ein bisserl, weil er bald vom Asphalt veschlungen und von der langen playlist im Bierzelt des Lebens gestrichen wird. Wenn es sich der Biermösel nämlich recht überlegt, dann hat er seinen kleinen Bruder doch sehr gerne gehabt, zumindest so gerne, dass er ihn nicht ungesühnt von einem dahergelaufenen Bürgermeister umbringen lassen will.
„Brudermörder!“
Und damit die Roswitha dereinst, wenn die Zeitungen darüber schreiben werden, endlich kapiert, was ein politischer Mord ist (ein Mord an einem Politiker nämlich!), fährt ihm der Biermösel mit der Fips noch ein paarmal über den Schädel drüber, sodass sich seine Sexmaske endgültig mit dem flüssigen Asphalt vermischt und damit auf ewig darin hängen bleibt, was ein furchtbarer und langwieriger Tod wäre. Also erlöst er ihn mit der einmaligen Mischung, die schon den Ramzi gefällt hat, und hoppala, plus 48,0 ° im Schatten.
Abschied
Nur der bis auf den allernotwendigsten Körperrest zusammengeschnittene Alte drüben im Siechenheim in Goisern fällt ihm dann noch ein, der mit ihm seine Erderwärmung feiern könnte und der obendrein sogar weiß, wie sich so ein Belagerungszustand anfühlt, seit er vier Jahre lang am Betriebsausflug von der depperten Drecksau Hitler nach Stalingrad hinüber teilgenommen hat, während dem sie auch fast die Welt vernichtet hätten und ihm die Geschoße um die Ohrwascherl gedonnert sind wie dem Biermösel jetzt das Propagandageheul der depperten Bundesregierung, immer wieder und immer lauter hört er sie durch die tausendfach angebrachten Lautsprecher im Wald „Bringt uns den Kopf vom Herzlosen Herzbuben!“ schreien.
Der Alte hat ja nie wirklich verwunden, dass ihm die Alte mit einem Franzosen davongerannt ist, darum wird er ihm, wenn er ihn gleich besuchen wird, auch lieber nicht erzählen, was er über sie und den Weiß Ferdl in Erfahrung gebracht hat. Aber fast noch weniger hat er natürlich verwunden, dass ihn sein Rotzbub damals in ein katholisches Siechenheim gesteckt hat, weil im Siechenheim für verdiente Gendarmeriepostenkommandanten gerade kein Platz mehr frei war. Bis oben hin angefüllt war die Bude schon mit frühzeitig durchgedrehten Alkoholikern, Depressiven und Selbstmordgefährdeten aus der Gendarmenbranche, sodass für den alten Kommunisten und Fliegenfischer leider nur noch bei den Katholischen drüben in Goisern ein Bett frei war, wo sie ihm dann nach und nach den ganzen Kommunistenkörper weggeschnitten haben auf der Suche nach der freigelegten katholischen Seele, heilige Maria, Mutter Gottes, irgendwo muss doch auch bei einem Biermösel die Seele drinnen sein, werden sie sich gedacht haben, aber bei einem Biermösel ist da nichts, nur die nachtschwarze Galle neben der komplett zerfressenen Leber!
Seit seinem letzten Besuch drüben im Siechenheim hat der Biermösel ja ein behördlich verbrieftes Hausverbot ausgefasst, weil er während der letztjährigen Fastenzeit aus den Betschwestern einen Haufen besoffen herumrennender Henderl gemacht hat, als er ihnen nach den vielen
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