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57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

Titel: 57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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auch das Duell. Nun, mein Herr von Goldberg, nennen Sie mir einmal einen Gegenstand, welcher interessanter ist als eine rohe oder kindische Provokation.“
    Er nickte ihr mit einem ahnenden Lächeln zu und antwortete:
    „Darf ich es da nicht am besten gleich wagen, den interessanten Gegenstand zu nennen?“
    „Ja. Aber ich bitte mir aus, nicht im besonderen, sondern nur im allgemeinen zu sprechen.“
    „Ah, meine schöne Hedwig, Sie haben mich im Verdacht, daß ich sofort eine gewisse Person nennen würde?“
    „Ja, ich habe Sie da sogar in einem sehr dringenden Verdacht.“
    „Warum?“ fragte er leise flüsternd, indem er sich ganz nahe zu ihr hinüberbog.
    Sie versetzte ihm einen leisen, scherzenden Schlag mit dem Fächer und antwortete:
    „Diese Deutschen sind allesamt rechte, echte Bären, und Sie insbesondere sind –“
    Sie stockte.
    „Was? Was bin ich?“ fragte er.
    Sie blickte ihn wie furchtsam von der Seite an und antwortete rasch:
    „So ein ganz gewaltiger Doppelbär.“
    Er fuhr in scherzhaftem Schreck zurück und sagte:
    „Mademoiselle, Sie kommen ganz von unserem Thema ab.“
    „O nein, mein Herr, wir sind dabei.“
    „Das sehe ich nicht ein. Oder meinen Sie vielleicht, daß nur ein Duell zwischen Doppelbären interessant ist?“
    „O nein. Ich möchte mich da gern eines deutschen Wortes bedienen. Wie übersetzen Sie das schöne französische Wort lourdaud in das Deutsche?“
    „Dieses Wort würde das schöne deutsche Wort Tolpatsch ergeben.“
    „Schön. Und wie würde das Eigenschaftswort davon lauten?“
    „Tolpatschig.“
    „Nun, so will ich Ihnen sagen, daß ein Duell zwischen Doppelbären höchst tolpatschig aussehen, also ganz und gar nicht interessant sein würde. Wir sprachen aber gar nicht von Bären, am allerwenigsten von Doppelbären.“
    „Wovon sonst, meine schöne Tadlerin?“
    „Nur Sie allein sind so ein langweiliger Mensch, welcher niemals bei einem Thema standhalten kann. Sooft ich mich mit Ihnen unterhalte, habe ich mir die größte Mühe zu geben, Sie bei der Sache festzuhalten.“
    Sie sprach das so ernsthaft aus, daß er lachen mußte.
    „Gut“, meinte er. „Halten wir jetzt also stand.“
    „Ja, ich fordere Sie allen Ernstes dazu auf. Der bekannte Bär kam nur deshalb zum Vorscheine, weil Sie mich fragten, weshalb ich Ihnen die Nennung einer ganz besonderen Person zutraue.“
    „Ah, jetzt endlich besinne ich mich. Ich habe Sie wirklich zu bitten, nachsichtig mit meinem allzu altersschwachen Gedächtnis zu sein –“
    „Altersschwach wohl nicht, aber sehr ungeübt“, fiel sie ihm in die Rede.
    „Mag sein. Also ich sollte keine Person nennen, sondern nur ganz im allgemeinen sprechen?“
    „Ja. Sie sollen mir einen Gegenstand nennen, welcher interessant ist.“
    „Nun, ist der Ausdruck Dame ein allgemeiner?“
    „Aus alter Rücksicht für Sie will ich das einmal zugeben.“
    „Und ist eine Dame interessant?“
    Sie blickte ihn erstaunt an und antwortete unter Kopfschütteln:
    „Natürlich. Was kann interessanter sein als eine Dame? Etwa ein Herr?“
    „Natürlich niemals!“
    „Nun also! Wie weiter?“
    „Sie schließen: Da eine Dame interessant ist, wird ein Duell auch interessant sein, wenn es wegen einer Dame vorgenommen wird.“
    „Ja, das ist meine Meinung.“
    „Ich möchte diesen Schluß einer kleinen Beschränkung unterwerfen?“
    „Welcher?“
    „Es gibt auch uninteressante Damen –“
    „Ah, das ist mir völlig neu.“
    „Ja. Ein Duell wegen einer solchen würde also nicht interessant sein.“
    „Sie sind abermals ein Bär! Nennen Sie mir eine einzige uninteressante Dame, dann will ich glauben, daß es solche gibt.“
    „Nun, würden Sie sich für eine Schlägerei wegen eines Apfelweibes interessieren?“
    „Fi donc! Nein!“
    „Wegen Ihrer Näherin?“
    „Vielleicht.“
    „Wegen Ihrer Zofe?“
    „Schon mehr?“
    „Wegen Ihrer Tante?“
    „Sehr!“
    „Wegen Ihrer selbst?“
    „Oh, ganz gewaltig!“
    „Ah“, lachte er; „damit sagen Sie nun selbst, was zu sagen Sie mir vorher so streng verboten haben.“
    „Was?“
    „Daß Sie die interessanteste Dame sind.“
    Wieder gab sie ihm einen Schlag mit dem Fächer, diesmal aber einen derberen.
    „Viel Ehre!“ meinte sie. „Apfelhändlerin, Näherin, Zofe, Tante, das ist die Gesellschaft, in welche Sie mich bringen. Sie sind zum dritten Mal ein Bär! Aber lassen Sie uns nicht scherzen. Sagen Sie mir lieber, ob Ihr Freund wirklich ein so guter Fechter und Schütze

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