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57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

Titel: 57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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rasch.
    „Sagten Sie nicht, daß Sie sich ganz und gar nicht um mich sorgen würden?“
    „Allerdings.“
    „Nun, ist das nicht der größte Grad von Gleichgültigkeit?“
    „Ganz und gar nicht.“
    „So begreife ich Sie nicht.“
    „Sie sind abermals und abermals ein Bär. Das begreifen Sie nicht? Wenn der Bär geht, um mit dem Wolf oder Fuchs zu kämpfen, wer wird da Sorge um ihn haben? Er muß und wird auf alle Fälle siegen.“
    Er schüttelte den Kopf.
    „Nie und nie werden Sie den Scherz lassen können“, klagte er. Da erweiterten sich ihre Augen; ihr Blick war groß und voll auf ihn gerichtet, und in tieferem Ton als gewöhnlich antwortete sie:
    „Oh, mein Herr, ich kann auch ernsthaft sein.“
    „Darf ich das glauben?“
    Sie nickte ihm freundlich zu und sagte:
    „Glauben Sie es. Ich kann sehr, sehr ernst sein, nämlich dann, wenn es wirklich gilt.“
    „Wenn das so ist, so erfüllen Sie mir eine einzige Bitte.“
    „Welche?“
    „Seien Sie auch jetzt einmal ernst, Mademoiselle Hedwig.“
    „Ist denn das so sehr notwendig?“
    „Ja; ich versichere es Ihnen.“
    „Nun gut, so will ich Ihnen diese Bitte erfüllen.“
    „Warum sagten Sie vorhin, daß Sie um mich keine Sorge haben würden?“
    Jetzt war sie es, welche ihr Händchen auf seinen Arm legte.
    „Ich will ernst sein, sehr ernst“, sagte sie, „und dennoch muß ich Sie abermals einen Bären nennen. Überlegen Sie sich doch meine Worte! Sind Sie denn nicht ein klein wenig Logiker?“
    Er schüttelte langsam und zweifelnd den Kopf, indem er antwortete:
    „Ich wollte, ich könnte Sie verstehen und begreifen.“
    „So bin ich wahrhaftig gezwungen, mich Ihnen verständlich zu machen. Wissen Sie, um wen man Sorge hat?“
    „Nun?“
    „Um Kinder –“
    „Ah.“
    „Ja, um Kinder, um unsichere und unzuverlässige Personen. Ich weiß nicht, ob ich recht habe und ob ich mich richtig ausgedrückt; aber um Personen, denen man ein volles Vertrauen schenkt, die man achtet oder hochachtet, kann man sich nicht sorgen.“
    „Aber das Weib eines Kriegers, der im Feld ist?“
    „Ist das Sorge, was sie fühlt? Ist es nicht vielmehr Angst?“
    „Mag sein. Also Sie sorgen sich nicht um jemand, den Sie achten und dem Sie vertrauen?“
    „Das habe ich gesagt.“
    „Auch nicht um jemand, den Sie lieben?“
    Da zog sie ihre Hand wieder von seinem Arm und antwortete:
    „Sie fragen zu viel, Monsieur.“
    Er haschte ihr Händchen wieder, hielt es fest und fuhr fort:
    „So sagen Sie wenigstens, ob Sie bereits jemand kennen, um den Sie sich nicht sorgen, weil Sie ihn lieben.“
    Da glitt ihr gewöhnliches schalkhaftes Lächeln wieder über ihr Gesicht.
    „Ja“, antwortete sie in versicherndem Ton.
    Er schien fast zu erschrecken und fragte leise und stockend:
    „Wer ist das, wer? Darf ich das erfahren?“
    „Ja, mein Herr; es ist ja kein Geheimnis.“
    „Nun, wer ist es?“
    „Ida, meine Schwester.“
    „Donnerw –“; fast hätte er diesen Fluch ausgestoßen. Er hielt aber die zweite Hälfte desselben glücklich zurück und fuhr fort:
    „Mein Gott, Komtesse, wollen Sie mich denn wirklich in Verzweiflung bringen? Ich versichere Ihnen, daß ich Ihre Schwester nicht gemeint habe.“
    Da endlich schien sie ihn zu verstehen; sie machte ein sehr ernsthaftes Gesicht und sagte:
    „Ah, jetzt erst weiß ich, woran Sie dachten!“
    Ihre Miene gab ihm Veranlassung, neue Hoffnung zu schöpfen, darum sagte er, zu ihr hinübergeneigt:
    „Gott sei Dank. Also, gibt es eine solche Person?“
    „Ja, Herr Lieutenant“, antwortete sie leise und ihm freundlich zunickend.
    „Wer ist es?“
    „Meine Tante, die Gräfin.“
    Das war ihm zu toll. Er öffnete bereits den Mund, um irgendein derbes Wort zu sagen, besann sich aber noch und hielt zurück. Doch drehte er sich um, um sich von ihr zu entfernen. Sie wollte ihn abermals festhalten, dies gelang ihr aber nicht, und so tat sie, was in diesem Fall am geratensten war. Sie folgte ihm, um an seiner Seite zu den beiden anderen zurückzukehren. Doch während der wenigen langsamen Schritte, die sie bis dahin taten, sagte sie:
    „Sie zürnen mir?“
    „Ja“, antwortete er kurz.
    „Habe ich das verdient? Womit?“
    „Ich glaubte, einen Stern in Ihnen zu finden. Sie aber sind der reine Irrwisch.“
    Nur der Ärger hatte vermocht, ihm dieses letztere Wort zu entreißen.
    „Mein Herr, Sie sind nun wieder und wieder ein Bär“, antwortete sie. „Vielleicht ist ein Irrwisch gerade für einen Bären ein Stern.

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