595 Stunden Nachspielzeit - Humorvoller Roman (German Edition)
Konditionen ein, spielt das keine Rolle.«
»Du riskierst deine Zukunft.« Mit dem Zeigefinger deutet sie zur Decke. »Eure Zukunft.«
»Ich möchte dir nicht alles erläutern. Vertrau mir einfach. Außerdem bin ich ein verdammt guter Pokerspieler.« Was in einem echten Duell noch zu beweisen wäre.
Sie seufzt. Ein Seufzen, dem ich entnehme, dass sie lediglich einen kleinen Schubs benötigt.
Nach dem Frühstück vergewissere ich mich im Internet, dass der Hype um Sven Frost nicht aufgehört hat. Dann greift Arabella zum Handy und sucht Dimitris Nummer aus ihren Telefonbucheinträgen. »Du musst das nicht tun.«
»Ich will es so.«
Unglücklich hält sie sich das Telefon ans Ohr. »Dimitri? Arabella hier.« Sie lauscht, schüttelt den Kopf. »Nein!«, widerspricht sie ihm energisch. »So funktioniert das nicht.« Wieder redet er auf sie ein. »Stopp!«, unterbricht sie ihn irgendwann. »Deswegen melde ich mich nicht bei dir. Neben mir sitzt jemand, der sich mit dir unterhalten möchte.« Ehe er darauf reagieren kann, reicht sie mir das Smartphone.
»Hallo? Hallo?«, höre ich eine ölige Stimme mit russischem Akzent.
»Sven Frost!« Ich versuche, möglichst hart zu klingen.
»Frost? Es ist doch kein Winter!« Er lacht über seinen schalen Witz. »Wer bist du? Ihr neuer Zuhälter?«
»Ihr Freund!« Ich zwinkere Arabella zu.
»Ihr Freund? Wie süß. Verliebt in eine Nutte? Das sollte man vermeiden. Bringt nur Ärger.«
»Ich habe von der Pokerrunde gehört.«
»Pokerrunde?«, fragt er vorsichtig. »Ich weiß von keiner Pokerrunde. Bist du ein Bulle? Wenn ich mich erkundige, ob du einer bist, musst du dich zu erkennen geben.«
»Ich bin kein Polizist. Aber ich bin ein begeisterter Zocker. Und erfolgreicher Schriftsteller. Also verkauf mich nicht für dumm. Die Runde steigt am Samstag um fünfzehn Uhr in Gudruns Etablissement.«
»Hat das Vögelchen etwa gezwitschert? Na ja, ich bevorzuge Frauen mit vollem Mund. Die können nicht quatschen.« Wiederum amüsiert er sich königlich.
»Ich will an diesem Duell teilnehmen.«
»Sorry«, erwidert er gelassen. »Geschlossene Gesellschaft. Nur Gudrun und ich.«
»Dann hetze ich euch die Polizei auf den Hals!«, warne ich ihn.
Arabella reißt besorgt die Augen auf.
»Drohst du mir?«, zischt er leise.
»Nein. Ich möchte mich lediglich heute Nachmittag mit dir treffen, um die Bedingungen für meine Teilnahme auszuhandeln.«
Am anderen Ende der Leitung bleibt es still. Ich lasse ihm Zeit, meinen Vorschlag zu überdenken.
»Unter einer Voraussetzung«, sagt er schließlich.
»Welche?«
»Deine Liebste ist bei unserer Begegnung anwesend.«
»Einverstanden«, sage ich, ohne mich rückzuversichern.
»Siebzehn Uhr.« Er nennt mir den Treffpunkt.
***
Am späten Vormittag schlendere ich durch eine Thalia-Filiale. Einer Gewohnheit folgend lande ich in der Kinderbuchabteilung. Das gehört ebenfalls zu meinen Süchten: Ich kann keinen Buchladen betreten, ohne mich zu vergewissern, ob sie Bücher von mir vorrätig haben. Da ich bislang bloß in kleineren Verlagen veröffentlicht habe, endeten diese Inspektionen im Regelfall deprimierend.
Heute schlägt mein Herz vor Freude schneller, als ich das Cover von
Konstantin Klever
auf einem Stapel entdecke.
Tamara
liegt direkt daneben, zwei weitere Romane stehen zudem im Regal.
Bestens gelaunt laufe ich zur Kasse, hinter der mich eine junge Frau Anfang zwanzig freundlich anlächelt. Ich erwarte beinahe, mit Namen angesprochen zu werden, aber so weit scheint mein Ruhm noch nicht zu reichen.
»Kann ich Ihnen helfen?«
»Was machen Sie eigentlich mit den Plakaten der Spiegelbestsellerliste?«
»Aufhängen«, antwortet sie überrascht.
»Ich meinte die nicht mehr aktuellen Listen. Die aus den Vorwochen«, konkretisiere ich.
»Die entsorgen wir.«
»Gibt es welche, die sie bisher nicht entsorgt haben?«
Sie setzt kein sonderlich intelligentes Gesicht auf, bietet mir jedoch an, bei einer Kollegin nachzufragen. In der Zwischenzeit durchforste ich die preisreduzierten Mängelexemplare. Als die Buchhändlerin kurz darauf auf mich zukommt, hält sie ein Poster in der Hand.
»Von letzter Woche«, erklärt sie. »Können Sie behalten.«
Glücklich wie ein Kind an Weihnachten strahle ich sie an.
Nachdem ich die Liste zu Hause eingescannt habe, setze ich drei meiner Romane mithilfe eines professionellen Bildbearbeitungsprogrammes auf die Plätze eins, drei und sieben. Sollte sich Dimitri ein wenig auskennen, fliegt der
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