595 Stunden Nachspielzeit - Humorvoller Roman (German Edition)
daran?«
Wie ein Unschuldslamm hebe ich die Hände. »Ich verspreche hoch und heilig, Arabella nie wieder anzufassen.«
»Danke.« Sie drückt mir einen Kuss auf die Lippen und huscht nach oben.
»Balkon?«, rufe ich ihr hinterher.
»Genau dahin werde ich mich jetzt mit meiner Schwester verziehen, um mich ausquetschen zu lassen. Wehe, du lauschst!«
»Reizvoller Gedanke!«
»Ich warne dich!«
»Träum süß!«
»Du auch!«
Ich warte, bis sie ihre Wohnung betreten hat, dann öffne ich meine Tür. In diesem Augenblick kommt Arabella nackt aus dem Badezimmer.
»Schon zurück?«, begrüßt sie mich. Aufgrund ihrer professionellen Erfahrung fällt ihr unverzüglich die Ausbuchtung in meiner Jeans auf. Sie grinst anzüglich. »Schwer verliebt, was?«
Statt mich weiter zu triezen, verschwindet sie ins Schlafzimmer. Ich hingegen bleibe noch eine Weile an die Tür gelehnt stehen. Hätte mein Leben nicht immer so sein können?
Eine Viertelstunde später erliege ich der Versuchung. Ich drehe den Türgriff in die waagerechte Position und versuche, lautlos nach draußen zu treten.
»Glaubst du, wir sind taub?«, erkundigt sich Katharina.
»Ich wollte deiner Schwester nur einen schönen Abend wünschen«, verteidige ich mich. »Hallo, werte Schwester. Ich bin der Mann, von dem gerade die Rede ist.«
»Und ich bin die Frau, die Ihnen als Babysitterin gelegentlich frei verfügbare Abende verschafft«, stellt sich mir eine angenehme Stimme vor. »Insofern will ich mehr über Sie herausfinden. Gehen Sie rein!«
»Aye, aye!«
***
Im Bett erzähle ich Arabella von dem Abend inklusive der Episode mit dem Journalisten. Danach gibt sie mir einen Kuss auf die Wange und dreht sich von mir weg. Sie verzichtet aufs Kuscheln, sie verzichtet auf unmoralische Angebote. Außerdem trägt sie ein züchtiges Nachthemd. Ich bewundere ihr Einfühlungsvermögen.
Während ich auf den Schlaf warte, lasse ich die romantischen Momente der Verabredung Revue passieren. So heftig hat es mich selbst bei Melanie nicht erwischt. Wieder ist es eine alleinerziehende Mutter, doch diesmal haben wir keine gemeinsame Zukunft. Wenn sie am Sonntag bei mir klingelt, werde ich ihr nicht öffnen. Wahrscheinlich wird sie deswegen zunächst sauer sein, mich für einen wankelmütigen Feigling halten. Vielleicht wird sie irgendwann aus Sorge die Polizei rufen.
Arme Kathi, es tut mir leid, ich wollte nicht, dass wir uns ineinander verlieben.
Um mich von diesen Schuldgefühlen abzulenken, überdenke ich Arabellas Situation. Sie wirkt in den letzten Tagen angespannt, die Sache mit Dimitri beschäftigt sie stärker, als sie zugibt. Wie kann ich ihr helfen?
Mit dem Plan, ihn für mein Ableben verantwortlich zu machen, komme ich nicht weiter. Eine Obduktion würde meinen natürlichen Tod beweisen. Ob es Karmaprobleme verursacht, wenn ich ihn zu einem Messerkampf auffordere, seine Hand packe und in die Klinge laufe? Mir das Messer so oft in die Brust ramme, wie ich es schmerzensbedingt aushalte? Was ungefähr einmal der Fall sein dürfte und am Ende nur zu einem oberflächlichen, nicht tödlichen Kratzer führen würde. Also auch keine Lösung.
Damit Arabella ihr derzeitiges Leben weiterführen könnte – sofern sie sich gegen eine Beendigung ihrer Tätigkeit entscheidet –, müsste Gudrun die Pokerrunde gewinnen. Eine Ahnung sagt mir, dass sich der Russe nur auf die Revanche eingelassen hat, weil er ziemlich sicher ist, nicht zu verlieren. Ob seine Gegnerin eine schlechte Zockerin ist? Laut Arabella war sie beim Onlinepoker meist auf der Verliererstraße unterwegs. Ich hingegen habe häufig gewonnen, ohne jemals zu viel Geld zu riskieren.
Und wenn ich anstelle von Gudrun spielen würde? Eine Idee formt sich in meinem Kopf.
Der große Bluff
»Könntest du Dimitri für mich anrufen?«, bitte ich Arabella am Morgen. »Ich muss mit ihm reden.« Auch nach dem Aufwachen fühlt sich der Plan großartig an.
»Weshalb?«, wundert sie sich. »Willst du ihm drohen?« Unterschwellig gibt sie mir zu verstehen, dass ich nicht weiß, worauf ich mich einlasse.
»Wirke ich auf dich wie jemand, der Drohungen ausstößt?«
Sie lächelt. »Süß von dir, dich um meine Probleme zu sorgen, aber ich komme allein damit klar.«
»Vertrau mir. Mit etwas Glück gelingt es mir, Gudruns Eigentum zurückzugewinnen.«
»Wie?«
Ich erkläre ihr meine Gedankenspiele der letzten Nacht, ohne sie vollständig zu überzeugen.
»Du könntest verlieren.«
»Lässt er sich auf meine
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