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6. Die Rinucci Brüder: Neapel sehen und sich verlieben

6. Die Rinucci Brüder: Neapel sehen und sich verlieben

Titel: 6. Die Rinucci Brüder: Neapel sehen und sich verlieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Gordon
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Telefon läutete. „Wenn es Sandro ist, lass mich bitte kurz mit ihm reden“, bat er sie.
    „Ich bin sicher, es ist jemand anders.“ Sie griff nach dem Telefon, das auf dem niedrigen Tisch neben dem Sofa stand. „Hallo? Oh, Mario.“
    Sie schien erfreut zu sein, und Francesco richtete sich auf.
    „Er ist Journalist und war heute Nachmittag auch dabei“, flüsterte sie, während sie mit der Hand die Sprechmuschel bedeckte. „Mario, kann ich dich morgen zurückrufen?“, wandte sie sich wieder an den Anrufer. „Ah ja, ich verstehe. Wann ist Redaktionsschluss? Okay, wenn du mir eine gute Story versprichst. Sandro war ganz aus dem Häuschen, ich bin grün und gelb vor Neid, aber das nächste Mal bin ich an der Reihe. Vielleicht springe ich aus einem Hubschrauber oder einem Ballon … Ja, du kannst es bringen.“
    Als das Gespräch beendet war, spürte sie, wie angespannt er auf einmal war.
    „Was ist los, Francesco?“
    „Du willst doch nicht etwa auch unter die Fallschirmspringer gehen, oder?“
    Nach kurzem Zögern entgegnete sie ruhig: „Ist das eine Frage, oder willst du es mir verbieten?“ „Liebes, wir hatten uns vorgenommen, dieses Mal alles anders zu machen. Du hast deinen Spaß gehabt und mich oft genug mit deinen Eskapaden in Angst und Schrecken versetzt.“
    „Ich habe meinen Spaß gehabt?“, wiederholte sie empört. „So siehst du das also.“
    „Du hast es doch selbst als Spaß bezeichnet.“
    „Ja, es macht mir natürlich Spaß, aber es geht mir nicht nur um den Spaß. Ich lasse mich weder von dir noch von anderen als ‚Behinderte‘ abstempeln und mir vorschreiben, was ich tun darf und was nicht.“
    „Das habe ich begriffen. Ich habe mich mit allem abgefunden, du konntest machen, was du wolltest, und nachdem wir darüber geredet haben, dachte ich …“
    „Du hast geglaubt, ich würde nachgeben, ist es das?“
    „Nein, so habe ich es nicht gemeint. Ich dachte nur, du hättest eingesehen …“
    „Ich habe nichts dagegen, dass wir ehrlich zueinander sind“, unterbrach sie ihn. „Aber ich habe verdammt viel dagegen, dass du mich für völlig übergeschnappt hältst, wenn ich es wage, anderer Meinung zu sein als du. Damit das klar ist: Du bist von uns beiden derjenige, der einiges einsehen muss.“
    Mit der Katastrophe vor Augen versuchte Francesco zu retten, was zu retten war. Doch aus lauter Angst, sie zu verlieren, geriet er in Panik und vergaß alle guten Vorsätze. „Ich finde es unvernünftig, dass du so weitermachen willst wie bisher“, fuhr er sie an. „Eines Tages kommst du dabei um. Soll ich einfach zuschauen und so tun, als wäre es mir egal? Ich liebe dich, nur deshalb wehre ich mich gegen deine riskanten Abenteuer.“
    „Du bist ein Kontrollfreak“, warf sie ihm aufgebracht vor. „Du würdest mir am liebsten alles verbieten und hast kein Gespür dafür, dass ich ein Recht auf ein eigenes Leben habe. Ich lasse mich von dir nicht einengen, und ich lasse mir von niemandem Vorschriften machen.“ Plötzlich wurde ihr bewusst, was gerade mit ihnen geschah, und sie rief entsetzt aus: „O nein, nicht schon wieder!“
    „Lass es uns vergessen“, schlug er vor. „Ehe das Telefon geläutet hat, …“
    „… haben wir uns Illusionen hingegeben“, beendete sie den Satz für ihn. „Das konnte nicht gut gehen.“
    „Dass wir uns lieben, würde ich nicht als Illusion bezeichnen“, wandte er ein.
    „Liebe stellt sich oft als Illusion heraus. Vielleicht sollten wir ehrlich sein und zugeben, dass wir uns nur etwas vormachen.“
    „Das klingt ja schrecklich. Bist du etwa der Meinung, es würde keine Liebe geben?“
    „Vielleicht bin ich unfähig, so zu lieben wie andere“, erwiderte sie verbittert. „Tiefseetauchen und Fallschirmspringen sind kein Problem für mich, doch eine normale Beziehung aufzubauen, fällt mir schwer. Es muss immer alles nach meinem Kopf gehen, das ist für einen anderen Menschen schwer zu ertragen. Vielleicht bin ich zu egoistisch. Aber anders kann ich nicht leben, ich hätte das Gefühl zu ersticken.“
    „Du bist nicht egoistisch. Es ist nur … Ach, lass es uns vergessen.“

„Wir können es nicht vergessen, es wird immer zwischen uns stehen.“ Sie drehte sich um, damit er die Tränen in ihren Augen nicht sah.
    „Mein Liebling, bitte.“ Er legte ihr die Hand auf die Schulter und versuchte, Celia zu sich umzudrehen. „Lass mich los!“ Sie löste sich aus seinem Griff und rannte aufgewühlt davon, ohne darauf zu achten, wohin sie lief.

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