6. Die Rinucci Brüder: Neapel sehen und sich verlieben
nicht gut für dich. Es hat lange gedauert, bis ich das eingesehen habe, und ich hätte dir nicht vorschlagen dürfen, dich statt auf einen Blindenhund auf mich zu verlassen. Am besten behältst du ihn, solange du ihn brauchst. So treue, zuverlässige Freunde findet man selten.“
„Also gut, ich teile Signor Feltona meine Entscheidung mit.“ Sie hielt seinen Arm fest. „Ich finde den Weg allein, aber ich brauche deine moralische Unterstützung.“
„Dann bin ich wenigstens zu etwas nütze. Bringen wir es hinter uns.“
Bei dem Anblick, der sich ihm im Wohnzimmer bot, blieb er verblüfft stehen. Antonio Feltona hatte auf dem Sofa Platz genommen. Jacko saß vor ihm und blickte ihn unverwandt an.
„Was ist los?“ In Celias Stimme schwang leichte Ungeduld.
„Die beiden sitzen da, als gehörten sie zusammen.“
Hoffnungsvoll sah Signor Feltona auf, doch als er Francescos und Celias Gesichter sah, schwand seine Hoffnung.
„Bitte …“, war alles, was er herausbrachte.
„Ich kann Ihnen Jacko heute nicht mitgeben“, erklärte Celia. „Aber ich werde mich um einen anderen Hund bemühen, sodass sie ihn vielleicht bald zurückhaben können. Mehr kann ich leider nicht für Sie tun.“
Der Mann ließ die Schultern sinken. „Ich verstehe. Meine Kinder lieben ihn so sehr, darf ich ihnen Hoffnung machen?“
„Ich verspreche Ihnen, mich um einen anderen Hund zu bemühen“, wiederholte sie. „Es tut mir leid, etwas anderes …“
„Okay, dann verabschiede ich mich jetzt.“ Der Mann stand auf und wandte sich zum Gehen. Doch in diesem Moment fing Jacko an zu winseln. „Schon gut, alter Junge. Du musst noch eine Zeit lang hier bleiben.“ Er kniete sich neben den Hund und umarmte ihn. „Bald bist du wieder zu Hause, versprochen.“ Dann richtete er sich auf und ging zur Tür. „Auf Wiedersehen.“
Jacko rührte sich nicht von der Stelle, aber er jaulte so herzzerreißend, dass es ihnen allen durch Mark und Bein drang.
„Warten Sie!“, rief Celia.
Signor Feltona stand wie angewurzelt da, während sich Freude und ungläubiges Erstaunen auf seinem Gesicht zeigten.
„Sie können ihn mitnehmen“, fuhr sie fort. „Er gehört zu Ihnen und sehnt sich nach seinem früheren Zuhause. Ich kann ihn nicht zwingen, bei mir zu bleiben.“
„Meinen Sie das wirklich ernst?“
„Natürlich. Nehmen Sie ihn mit, es ist in Ordnung.“
„Und Sie? Ich meine, wie kommen Sie zurecht?“ Antonio Feltona hatte plötzlich ein schlechtes Gewissen.
„Keine Sorge, mein Freund hilft mir, bis ich einen anderen Hund habe.“
„Danke, herzlichen Dank“, bedankte er sich überschwänglich und rief Jacko zu sich, der freudig angesprungen kam.
Celia kniete sich mitten in den Raum, um sich von dem Hund zu verabschieden. Sogleich kam er freiwillig zurück und ließ sich umarmen. Sie barg das Gesicht an seinem weichen Fell, und als sie ihn losließ, stupste er sie mit der Schnauze an und legte die Pfote in ihre Hand.
Er versteht alles, er weiß, dass sie es für ihn getan hat, dachte Francesco gerührt.
„Ich wünsche dir viel Glück, mein guter Hund.“ Sie streichelte ihn zum letzten Mal und begleitete ihn und seinen Besitzer zur Tür.
Francesco folgte ihr und merkte, dass sie die Tränen nur mühsam zurückhalten konnte. Als sie die Tür hinter den beiden geschlossen hatte, lehnte sie sich dagegen und gab ihrer Traurigkeit nach. „Das war mutig und großherzig von dir“, versuchte er, sie zu trösten.
„Nein. Ich hätte ihn schon am Anfang hergeben müssen. Es war grausam, dass ich den armen Hund gegen seinen Willen bei mir behalten wollte.“
„Immerhin hast du dich noch anders entschieden.“
„Eigentlich wollte ich mir nicht selbst schaden. Aber ich spürte, wie unglücklich er war, und das konnte ich nicht ertragen.“
„Ich bin froh über deine Entscheidung.“
„Aber vergiss nicht, welche Folgen es mit sich bringt“, mahnte sie ihn.
„Gleich morgen kümmerst du dich um einen anderen Hund, und bis du einen hast, bin ich dein Jacko.“
„Dir ist hoffentlich klar, worauf du dich einlässt.“
„Ich bin zu allem bereit.“
„Wahrscheinlich bin ich verrückt, dass ich auf das Angebot eingehe.“
„Kann schon sein. Machst du mir einen Kaffee?“
Als sie kurz darauf in der Küche saßen, forderte er Celia auf: „Erzähl mir, was ich machen muss.“ „Sehr wichtig ist, dass du mir aufs Wort gehorchst“, erwiderte sie mit gespieltem Ernst.
„Und dass ich mich brav neben dich auf den Boden
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