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60 - Der verlorene Sohn 01 - Der Herr der tausend Masken

60 - Der verlorene Sohn 01 - Der Herr der tausend Masken

Titel: 60 - Der verlorene Sohn 01 - Der Herr der tausend Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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beschäftigen?“
    „Das ist mein Wunsch. Chemie ist meine Leidenschaft.“
    „Und dabei ein Gewerbe treiben, welches Ihnen genug Zeit für Ihr Steckenpferd gibt und Sie auch gut ernährt?“
    „Natürlich!“
    „Dazu gehört Geld!“
    „Ich habe eine Kleinigkeit erspart, und der alte Apotheker wird auch etwas hergeben müssen, wenn ich seine Jette heirate.“
    „Gewiß. Aber wird das ausreichen?“
    „Ich hoffe es!“
    „Ich befürchte das Gegenteil. Übrigens, sagen Sie mir einmal aufrichtig, ob Sie das Mädchen oder vielmehr diese kleine Jette aus aufrichtiger Liebe heiraten würden?“
    „Hm!“ brummte Adolf verlegen.
    „So ein Prachtkerl wie Sie! Könnten Sie nicht eine andere bekommen, lieber Freund?“
    „Aber nicht mit Geld!“
    „Pah! Wer von der Natur so ausgestattet wurde wie Sie, der bekommt allemal ein Mädchen, welches nicht ganz ‚ohne‘ ist. Und wie ich den Alten kenne, hat er kein großes Vermögen. Selbst wenn er es hätte, würde er sich hüten, Ihnen allzusehr unter die Arme zu greifen. Er ist zäh, wenn auch nicht so sehr, wie Ihr millionenreicher Fürst von Befour.“
    „Herr, wollen Sie mir Sorge machen?“
    „Nein. Ich will Ihnen nur als Freund die Wahrheit vor die Augen führen. Wie nun, wenn Sie dann die Frau haben, welche Sie des Geldes wegen nehmen, und der Alte gibt nichts heraus?“
    „Das wäre verteufelt ärgerlich!“
    „Gewiß! Übrigens gibt es auch noch andere Mittel, Ihren Zweck zu erreichen.“
    „Ich kenne kein einziges!“
    „Aber ich!“
    Er machte dabei eine sehr geheimnisvolle Miene. Adolf betrachtete ihn aufmerksam und erwartungsvoll und fragte:
    „Wollen Sie mir das nicht sagen?“
    „Gern! Aber, lieber Freund, können Sie schweigen?“
    „Ich bin niemals eine Plaudertasche gewesen!“
    „Sprachen Sie nicht davon, eine Restauration oder so etwas Ähnliches zu errichten?“
    „Das ist mein Ideal!“
    „Nun, ich weiß einen, der Ihnen die Mittel dazu geben würde!“
    „Sapperment!“
    „Der Ihnen so viel geben würde, daß Sie auch nebenbei Chemie treiben könnten, Ihr Steckenpferd, wie Sie sagen.“
    „Dieser Mensch wäre geradezu ein Engel!“
    „Das wohl nicht. Er würde es nicht tun, ohne Gegenleistungen zu beanspruchen.“
    „Ich würde alles tun!“
    „Auch wenn das, was er verlangte, nicht ganz mit den Gesetzen in Einklang zu bringen wäre?“
    „Pah! Was ist ein Gesetz!“
    Diese Worte wurden in wegwerfendem Ton gesprochen. Der Baron war sehr erfreut darüber. Er fragte:
    „Wie meinen Sie das?“
    „Ich meine, daß das Gesetz eine von Menschen gegebene Satzung ist. Als es gemacht wurde, hat man mich nicht um Erlaubnis gefragt; soll ich nun fragen, wenn es mir nicht paßt, wenn mir gerade das Gegenteil von Nutzen ist?“
    „Ich sehe, daß Sie kein dummer Kerl sind. Wollen einmal aufrichtig sprechen. Haben Sie von dem Hauptmann gehört?“
    „Ja. Aber was wissen Sie denn von ihm? Ich denke, Sie sind fremd hier?“
    „Hat er nicht auch auswärts seine Leute?“
    Adolf machte ein erstauntes Gesicht. Er blickte den andern mit dem Ausdruck beinahe freudiger Überraschung an und fragte:
    „Wollen Sie damit sagen, daß –“
    „Nun, daß –?“ lachte der andere.
    „Daß Sie mit dem Hauptmann zu tun haben?“
    „Hm! Wenn das nun so wäre?“
    Da sprang Adolf auf, schlug mit der Faust auf den Tisch und rief, indem seine Augen vor Freude leuchteten:
    „Sapperment, da wären Sie mein Mann!“
    „Pst! Sachte, sachte! Die Wände scheinen hier ein wenig dünn zu sein!“
    „Das ist wahr! Aber, Donnerwetter! Welch ein Glück, daß ich Sie heute getroffen habe!“
    „Warum?“
    „Weil ich längst den Wunsch gehegt habe, einmal mit dem ‚Hauptmann‘ zusammenzutreffen!“
    „Ich bin es aber doch nicht!“
    „Aber Sie haben mit ihm zu tun!“
    „Auch das habe ich nicht direkt gesagt!“
    „Ich weiß es. Man muß da vorsichtig sein. Aber Sie sagten vorhin, daß wir aufrichtig miteinander sein wollen, und ich wiederhole jetzt dieses Wort. Wir sind hier allein, und kein Mensch kann uns hören. Sagen Sie mir einmal ganz offenherzig, warum Sie den ‚Hauptmann‘ erwähnt haben?“
    „Weil ich weiß, daß er sehr gut bezahlt.“
    „Das steht zu erwarten.“
    „Daß er seinen Leuten emporhilft. Es würde ihm ein leichtes sein, Ihnen eine hübsche Restauration zu verschaffen.“
    „Aber was er dafür verlangen wird!“
    „Oh, nicht viel. Ich glaube, daß es ihn freuen würde, zu hören, daß Sie sich gern mit Chemie

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