60 - Der verlorene Sohn 01 - Der Herr der tausend Masken
Topp?“
„Topp!“
Sie schlugen ein. Der Baron behielt die Hand des Polizisten in der seinigen, blickte ihm fest in die Augen und sagte:
„Aber gehen Sie diesen Pakt nicht etwa leichtsinnig ein. Ich habe Ihnen gesagt, daß es sich um Leben und Tod handelt!“
„Ich weiß es!“
„Das heute abend soll nur eine Probe sein. Hegen Sie, um Gottes willen, keine hinterlistigen Absichten! Das Schwert wird vom ersten bis zum letzten Augenblick über Ihrem Haupt hängen!“
„Ich habe keine Angst!“
„Das ist mir lieb um Ihretwillen. Das Palais ist an seinen Parterrefenstern mit eisernen Läden verschlossen. Ich weiß auch, daß die Türschlösser patent sind. Durch Gewalt ist kaum einzudringen. Sie werden öffnen?“
„Ja. Ich werde dafür sorgen, daß ich die Schlüssel habe.“
„Wann?“
„Das ist allerdings unbestimmt. Der Fürst pflegt sehr spät nach Hause zu kommen und dann noch einige Zeit zu arbeiten.“
„Das tut nichts. Es ist jetzt sehr lange Nacht. Wird es vielleicht um drei Uhr passend sein?“
„Ich hoffe es.“
„Gut! Das Palais liegt etwas von der Landstraße zurück, von welcher es durch einen Vorgarten getrennt wird. Punkt drei Uhr. Wenn es diese Stunde auf der Hauptkirche schlägt, wird ein Mann langsam und leise vorübergehen –“
„Ich werde da am Gittertor stehen.“
„Ja. Der Mann wird gerade vor diesem Tor sein weißes Taschentuch verlieren. Die Gasflammen brennen. Sie müssen also das Tuch bemerken. Es ist das Zeichen, daß es derjenige ist, auf den Sie zu warten haben.“
„Soll ich ihn anreden?“
„Ja. Sie werden das tun. Er darf dies nicht, da zufälligerweise ein anderer als Sie dort stehen könnte.“
„Was soll ich sagen?“
„Sie fragen ihn leise, ob er vom Hauptmann kommt. Das Übrige wird sich dann ganz von selbst ergeben.“
„Schön! Ich werde dafür sorgen, daß wir die Inspektion des Palastes ganz ungestört vornehmen können.“
„Pflegt der Fürst seine Möbel fest zu verschließen?“
„Ja. Nur in dem Zimmer, in welchem er sich zeitweilig befindet, wendet er diese Vorsicht nicht an.“
„Sie meinen?“
„Daß zum Beispiel die Schränke und Kästen seines Studierzimmers so lange offenstehen, als er sich in demselben befindet.“
„Und daß also auch die Kästen seines Schlafzimmers unverschlossen sind, während er schläft.“
„Ja.“
„Das ist günstig. Hat er einen leisen Schlaf?“
„Im Gegenteil einen sehr festen. Er ist des Morgens schwer zu erwecken. Man muß oft zweimal kommen.“
„Auch das ist vorteilhaft. Über unser Vorhaben gibt es für jetzt weiter nichts zu bemerken. Aber einige anderweitige Fragen möchte ich noch an Sie stellen. Geht Ihr Herr viel aus?“
„Fast gar nicht.“
„Auch nicht im geheimen?“
„Das fällt ihm natürlich nicht ein!“
„Haben Sie von dem Fürsten des Elends gehört?“
„Natürlich! Alle Welt hat von ihm gehört.“
„Ich will Ihnen gestehen, daß ich den Gedanken hatte, er und Ihr Herr können eine und dieselbe Person sein.“
Da schlug Adolf ein lautes Gelächter an und antwortete:
„Welch ein Gedanke! Der und der Fürst des Elends sein! Nehmen Sie es mir nicht übel; aber das ist doch zu drollig! Dieser Geizhals und solche Ausgaben machen, wie sie der Fürst des Elends macht!“
„Vielleicht stellt er sich nur geizig, um die Spur von sich abzulenken! Das ist doch möglich.“
„Nein. Das muß ich am besten wissen.“
„Allerdings! Sie sind sein Diener. Sie müßten es also genau wissen, wenn er sich heimlich in der Stadt herumtriebe.“
„Sicher! Wenn Sie ihn da in Verdacht haben, so geben Sie diesen Gedanken getrost auf!“
„Ich will Ihnen glauben. Nun aber ist meine Zeit verflossen. Sie sehen ein, daß gewisse Vorbereitungen für heute abend zu treffen sind. Ich gehe also; Sie aber können getrost noch bleiben und gemütlich austrinken!“
„Gern, aber – die Bezahlung?“
„Hier ist Geld. Sie sehen, daß ich nicht knausere. Und der ‚Hauptmann‘ hat noch ganz andere Mittel, Sie zu belohnen. Also, ich verlasse mich auf Sie. Adieu!“
„Adieu!“
Der Baron ging. Er hatte einige Goldstücke auf den Tisch geworfen. Adolf nahm sie in die Hand, betrachtete sie und murmelte: „Nicht übel! Ich hätte nicht geglaubt, heute so eine wichtige Bekanntschaft zu machen. Wäre es dunkel, so würde ich diesem Kerl nachschleichen, um zu sehen, wohin er geht. Na, er kommt ja heute abend wieder. Ich muß auf alle Fälle wissen, wer er ist.“
Er nahm das
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