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60 - Der verlorene Sohn 01 - Der Herr der tausend Masken

60 - Der verlorene Sohn 01 - Der Herr der tausend Masken

Titel: 60 - Der verlorene Sohn 01 - Der Herr der tausend Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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will. Er wird nicht kommen; er wird die besten seiner Leute schicken. Er kann sich ja noch gar nicht auf dich verlassen. Er stellt dich auf die Probe, und dieser Probe wegen wird er nicht seine Person, seine Freiheit, sein ganzes Werk auf das Spiel setzen.“
    Adolf zog ein etwas beschämtes Gesicht. Er sagte:
    „Durchlaucht, Verzeihung! Ich sehe wieder einmal ein, daß Sie stets und immer unser Meister sind!“
    „Du meinst also, daß ich recht habe?“
    „Gewiß!“
    „So werde ich dir ferner sagen, wie alles kommen wird. Längst vor drei Uhr wird mein Palais von den Leuten des Hauptmanns umzingelt sein. Sie werden sich im Garten und überall verstecken. Sie erwarten, bei mir einen glänzenden Fang zu tun; daher werden sie zahlreich kommen. Bei ihnen wird allerdings der Hauptmann sein; aber in das Innere des Hauses wird er sich nicht wagen.“
    „Das leuchtet mir allerdings ein.“
    „Einer seiner besten Leute wird an das Tor kommen; aber sobald du öffnest, werden mehrere hinzutreten. Sie werden sich deiner Person versichern, um dich sofort zu töten, wenn sie eine Spur von Verrat merken.“
    „Ah, das klingt gefährlich!“
    „Ist es aber nicht, da ich mich ruhig bestehlen lassen werde.“
    „Aber, mein Gott, die Kostbarkeiten?“
    „Pah! Sie werden sich täuschen. Was wirklich kostbar und unverschlossen ist, das werden wir entfernen. Sie werden weiter nichts finden als meine Juwelen.“
    „Diese sind aber Millionen wert!“
    „Die ich im Schrank habe, ja. Aber du wirst jetzt zu dem kleinen Juwelenhändler gehen und die Geschmeidesachen holen, die ich ihm zur Reparatur gegeben habe; dann –“
    „Ich war bereits bei ihm.“
    „Ach! War er fertig?“
    „Ja. Ich habe die Sachen mit.“
    Er ging in das Nebenzimmer zurück und holte die beiden Kästen herein; dann gab er seinem Herrn die Schlüssel. Dieser öffnete und packte den Inhalt aus, um Stück für Stück genau zu untersuchen. Adolf stand ganz geblendet dabei. Das war ein Schatz, ein Reichtum, dessen Höhe er nicht im Entferntesten zu taxieren vermochte. Als der Fürst das letzte Stück betrachtet hatte, legte er es befriedigt fort und sagte:
    „Alle diese Sachen werden mir heute nacht gestohlen werden.“
    Adolf konnte nicht an sich halten. Er sagte:
    „Durchlaucht, wenn Sie diese Kostbarkeiten nun dann nicht wieder zu erlangen vermögen?“
    „Pah!“ lächelte der Fürst. „Wie hoch schätzest du ihren Wert?“
    „Auf Millionen natürlich!“
    „Wenn das wirklich wäre, so würde ich ihren Verlust nicht riskieren. Alle diese Sachen zusammen sind nicht tausend Gulden wert.“
    Der Diener warf einen langen, erstaunten Blick auf seinen Herrn. Dieser nickte ihm vergnügt zu und meinte:
    „Und diese tausend Gulden wende ich daran, um zu erfahren, wer der Hauptmann eigentlich ist. Was du hier siehst, ist alles, alles unecht. Dieses Gold wird in vier Wochen schwarz sein; die Perlen sind nachgemacht, und die Steine sind nichts als Glasfluß, allerdings höchst täuschend gearbeitet. Meine echten Kleinodien werden fortgeräumt und die falschen an ihre Stelle gelegt. Der Hauptmann wird aus seinen Himmeln fallen, wenn er erkennt, daß er betrogen wurde.“
    „Ah, Durchlaucht, da wird mir das Herz wieder leicht. Das ist ein Streich, wie nur Sie ihn ersinnen konnten. Wann räumen wir diese Sachen in den Schrank?“
    „Jetzt noch nicht. Ich vermute, daß vorher eine Person kommen wird, der ich die echten zeigen muß. Wenn mich meine Berechnung nicht täuscht, werde ich heute den Besuch einer Dame bekommen. Ich werde mich mit ihr in meinem Zimmer unterhalten. Du wartest im Vorzimmer. Wenn ich klingele und ein Glas Wasser verlange, so ist dies ein Zeichen für dich, an deinen Posten zu gehen –“
    „An welchen?“ fiel der Diener ein.
    „Du bringst mir das Glas Wasser und sagst mir dabei, daß der Haushofmeister mir die gewünschte Rechnung vorlegen wolle. Du kehrst in das Vorzimmer zurück, verläßt dasselbe aber so leise wie möglich. Dort steckst du dich unter den Tisch, dessen Decke dich vollständig verbergen wird. Du nimmst eine solche Stellung ein, daß du den Geschmeideschrank im Auge hast, und wartest, was da kommen werde. Du kennst Stück für Stück der Kleinodien, welche sich dort befinden?“
    „Sehr genau.“
    „Sollte etwas passieren, so siehst du dann nach, was fehlt, schreibst es mir auf, steckst den Zettel in ein Kuvert als einen Brief, welcher soeben abgegeben wurde. Ist es nötig, so schreibe ich die Antwort, welche du

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