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60 - Der verlorene Sohn 01 - Der Herr der tausend Masken

60 - Der verlorene Sohn 01 - Der Herr der tausend Masken

Titel: 60 - Der verlorene Sohn 01 - Der Herr der tausend Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Thema, welches ihn höchlichst interessierte. Doch wollte er sich dies nicht anmerken lassen. Er sagte daher im barschen Ton:
    „Was geht der mich an! Was habe ich mit dem zu schaffen!“
    „Vielleicht wenig oder gar nichts, unter Umständen aber auch sehr viel. Darf ich dem Herrn Baron vielleicht eine kleine Geschichte erzählen?“
    „Hole Euch der Teufel! Ich bin kein Freund von Euren Dorfgeschichten!“
    „Oh, es ist keine Dorf- sondern eine Räuber- und Schloßgeschichte, die Ihnen sehr gefallen wird.“
    Der Baron kannte die Art und Weise dieser Gebirgsleute. Sie wissen, was sie wollen, und sind dann schwer von ihrem Vorhaben abzubringen.
    „Na, da erzählt meinetwegen Euer dummes Zeug“, sagte er. „Ich hatte gradso eine Art von Langeweile. Vielleicht vertreibt mir Eure Kloster-, ach so, Eure Räubergeschichte die schlimme Laune. Aber ich mache Euch darauf aufmerksam, daß ich kein Freund von allzu langen Geschichten bin.“
    „Oh, gnädiger Herr, was ich erzählen will, das wird gewiß sehr kurzweilig werden. Sie wissen doch, daß die Verhandlung gegen den Brandt in drei Tagen ist?“
    „Ja.“
    „Sie müssen auch dabei sein?“
    „Natürlich.“
    „Denken Sie, daß er verurteilt wird, daß er wirklich schuldig ist?“
    „Hören Sie, Wolf, wie kommen Sie mir vor? Was wollen Sie mit Ihren Fragen? Welches ist überhaupt der Zweck Ihrer Gegenwart?“
    „Nun, ich wollte Sie gern fragen, ob es nicht jetzt noch möglich ist, sich in dieser Geschichte als Zeuge zu melden.“
    Er erhob rasch den Kopf, warf einen forschenden Blick zu dem Sprecher hinüber und antwortete:
    „Das können Sie. Haben Sie vielleicht etwas Neues erfahren?“
    „Nein; aber etwas Altes könnte ich erzählen.“
    „Was?“
    „Nun, Sie wissen, daß wir Schmiede zuweilen ein Stück Naturholz brauchen. Man geht da in den Wald und schneidet es sich ab, wo es nichts kostet; das hilft mir wirtschaften. Nun brauchte ich an dem Tag, an dem die beiden Mordtaten vorkamen, das Holz zu einem neuen Schiebkarren. Ich ging also mit meinem Sohn hier hinaus, um mir ein passendes Stämmchen auszusuchen.“
    Das war dem Baron doch zuviel. Dieser Mensch kam, um ihn zum Vertrauten seiner Spitzbübereien zu machen!
    „Kerl“, rief er zornig, „was fällt dir ein, mir das zu erzählen! Soll ich dich als Holzdieb arretieren lassen?“
    „O nein, Herr Baron. Dazu sind Sie zu fein und nobel. Lassen Sie mich weiter erzählen! Wir kamen in die Nähe der Tannenschlucht. Da stand der Brandt mit Baronesse Alma. Sein Gewehr lehnte an einem Baum. War es nicht so?“
    Der Baron war bleich geworden. Was wollte der Mann? Was wußte er?
    „Sie träumen wohl?“ stieß Helfenstein hervor.
    „Nein. Damals war es mir allerdings vor Schreck, als ob ich träume. Die Baronesse ging, zu dem Brandt aber trat der Hauptmann von Hellenbach. Da kam noch einer; der nahm das Gewehr, schoß dem Hellenbach zwei Kugeln in die Brust, warf das Gewehr weg und sprang davon. Nach einer Minute aber war er wieder da und trat als Kläger auf.“
    „Mensch, halte den Mund!“ rief der Baron, indem er aufsprang und dem Schmied mit der Faust drohte.
    „Oho!“ antwortete dieser, „mit einer Schmiedefaust fangen Sie nichts an, Hauptmannsmörder!“
    „Kerls! Ihr seid verrückt!“
    „Mag sein. Aber ehrliche Leute sind wir doch, denn wir kommen, um Ihnen ganz aufrichtig zu sagen, daß wir im Begriff stehen, nach der Hauptstadt zu gehen, um zu bezeugen, daß der Brandt unschuldig ist.“
    „Ihr irrt! Er ist der Mörder!“
    „O nein. Wir haben alles gesehen. Sie sind der Mörder!“
    „Das ist nicht wahr. Es müßte einer gewesen sein, der mir ähnlich ist.“
    „Oh, für so dumm dürfen Sie uns nicht halten! Damit bringen Sie es bei uns nicht weit!“
    Er ging einige Male im Zimmer auf und ab. Er sah ein, daß er verloren sei, wenn diese beiden Männer gegen ihn zeugten.
    „Ihr könnt euch gar nicht mehr melden!“ meinte er.
    „Warum nicht?“
    „Weil ihr dafür bestraft würdet, daß ihr bisher geschwiegen habt.“
    „Unsinn! Ein solcher Zeuge kommt immer noch zur rechten Zeit. Übrigens könnten wir sagen, daß Sie gedroht hätten, Sie würden uns erschießen, wenn wir es verraten.“
    „Kerls, ihr seid ja die richtigen, echten Bösewichter!“
    „Aber doch keine Mörder!“
    „Aber warum kommt ihr denn da zu mir, um mir zu sagen, was ihr zu tun beabsichtigt?“
    „Hm!“ meinte der Schmied unter einem schlauen Lächeln. „Vielleicht gehen wir doch nicht nach der

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