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60 - Der verlorene Sohn 01 - Der Herr der tausend Masken

60 - Der verlorene Sohn 01 - Der Herr der tausend Masken

Titel: 60 - Der verlorene Sohn 01 - Der Herr der tausend Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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freundlichst zugesagt und versprochen, außer seinem Sohn auch noch ein Fläschchen echten, guten Nordhäuser mitzubringen. Ein Spielchen verstand sich von selbst.
    Jetzt stand der Napfkuchen bereit; die Karte lag dabei und der Brief ebenso. Der Schmied konnte lesen; das verstand sich ja ganz von selbst, da er zugleich Schenkwirt war, und ihm oder seinem Sohne fiel also die Aufgabe zu, die Epistel des Hausknechtes zu enträtseln.
    Lange hatten die beiden vergeblich gewartet. Endlich erblickten sie die so sehr Ersehnten, welche mit langsamen, weiten Schritten dahergestiegen kamen. Sie wurden freundlich empfangen, und als der Schmied die Flasche aus der Tasche zog, war die Freude eine doppelte. Man setzte sich. Der Napfkuchen wurde angeschnitten. Zwar wollten beim Kauen die Zähne zusammenkleben, aber der Nordhäuser biß sie wieder auseinander. Da sah der Schmied den Brief liegen.
    „Aus der Residenz?“ fragte er.
    „Ja“, nickte die Alte ganz selig.
    „Schon gelesen?“
    „Nein. Er ist ja noch zu.“
    „Warum lest ihr ihn denn nicht?“
    „Hm!“ schmunzelte sie. „Mein Alter hat seine Brille verlegt, und in meiner Nasenquetsche ist ein Glas zerbrochen. Der Glaser hatte kein passendes. Wer soll da lesen!“
    „Na, so will ich euch helfen. Soll ich ihn aufmachen und vorlesen?“
    „Ja, sei doch so gut, Gevatter!“
    Der Brief steckte in keinem Kuvert; er bestand in einem dicken Bogen Notenpapier, welches zusammengelegt und mit Mehl und Wasser zugeklebt war. Der Schmied versuchte, das wieder auseinanderzubringen. Es gelang, und dann las er unter vielen Mühen folgendes:
    „Libber Vater und treue Mudter!
    Ich ergreife die zwei Väter, die ich gekaubt hawe, um Eich zu schreiwen, das Ihr gesund und wohl Ich Eich winsche; Graht so auch wie ich!!! Eier Geburzdach ißt zwaar nur dem Vater seiner, abber mein Hertze freiet sich doch könichlich, weil ich itzt entlich könichliger Diehner pin!!!!!!!! Ich habbe nähmlig Ine Stehle, bekomm alls Schliesßer beim könichligen Landesgerricht, wo itzt der Brandes Gußdav zum Dohte verurrdeilt wärden soll. Ich habbe es kut; abber Ich mechde dem Wagdmeißter 1 Sahk Kahrdoffeln schänken. Schiekt Mir 1 en Sahk Kahrdoffeln!!!! Die Stiffelbahndoffln gönnt Ihr behallden, weil Ich stähts inn Uhnifform seun muhst. Habt ihr viel Dohdte bei Euch? Grießt und kißt mir die Garliene und die Kußtel. Wellge von den 2 Ich heurade, daß weuß Ich noch niecht, denn Sieh möggens Ruig abwahrten!!!! Bleubt gedrei eiern guhten Soohn unt Krißtjan!!!!“
    Der Inhalt dieses Briefes brachte bei den Eltern natürlich große Freude hervor. Ihr Sohn Schließer beim königlichen Landgericht! Das mußte natürlich so bald wie möglich das ganze Dorf erfahren, aber sie konnten doch unmöglich die beiden Gäste verlassen!
    „Schließer beim Landgericht!“ meinte der Totengräber. „Das muß ein bedeutender Posten sein!“
    „Natürlich!“ antwortete der Schmied, indem er seinem Sohn einen heimlichen Blick zuwarf.
    „Da hat er wohl auch Brandts Gustav gesehen?“
    „Wahrscheinlich. Vielleicht ist er sogar in der Verhandlung gewesen, welche heut abgehalten wird.“
    „Dabei hätte ich auch sein mögen! Wie wohl das Urteil ausfallen wird?“
    „Er wird jedenfalls zum Tod verurteilt.“
    „Herrgott!“ meinte die Alte, indem sie die Hände zusammenschlug. „Ich will aber wetten, daß er unschuldig ist!“
    „Ich auch“, meinte ihr Mann, indem er zur Bekräftigung seiner Meinung einen Nordhäuser tötete.
    „Ich ebenso!“ fügte der Schmied bei. „Ein Trost ist es, daß man ihn nicht hinrichten wird. Der König muß ihn begnadigen.“
    „So kommt er wieder frei?“
    „Bewahre! Wer zum Tode verurteilt ist, kann nur zu lebenslänglichem Zuchthaus begnadigt werden.“
    „Herr Jesus! Ist das nicht noch schlimmer als der Tod?“
    „Freilich, freilich! Aber wer weiß, was geschieht! Der Brandt ist kein Dummkopf, der sich ruhig einstecken läßt.“
    Dabei warf er abermals einen heimlichen Blick auf seinen Sohn, den dieser mit einem leisen Nicken beantwortete. Dann fuhr er fort:
    „Was hat denn da im Brief euer Christian mit den Stiefelpantoffeln gemeint?“
    „Er hat sie hier gelassen, als er zum letzten Mal auf Urlaub zu Hause war. Wir sollten sie ihm nachschicken. Aber weil er jetzt nun in großer Uniform geht – hm, die Stiefelpantoffel müssen doch für einen königlichen Schließer nicht gut passen!“
    „Das glaube ich auch. Und was meint er mit den Kartoffeln?“
    „Hm! Das

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