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600 Stunden aus Edwards Leben

600 Stunden aus Edwards Leben

Titel: 600 Stunden aus Edwards Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Lancaster
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erst, bevor ich ins Bett gehe, aber ich denke, dass ich es heute eher tun muss, damit ich den Kopf wieder frei bekomme und mich auf das Große Projekt konzentrieren kann.
    Ich habe schon einen dicken grünen Aktenordner mit Briefen an Jerry Jones, den Besitzer der Dallas Cowboys.
    Mr Jones,
    ich bin sicher, Sie wissen, warum ich Ihnen heute schreibe. Ihre Dallas Cowboys haben gegen die St. Louis Rams ganz erbärmlich gespielt, und ich beginne zu fürchten, dass sie es nicht in die Play-offs schaffen. Immerhin wird Tony Romo noch weitere zwei Wochen ausfallen.
    Ich kann Ihnen Tony Romos Verletzung nicht zur Last legen. Verletzungen sind ein Teil des Spiels, und niemand kann voraussehen, wann sie passieren. Das könnte ich an Ihrer Stelle nur schwer hinnehmen, da ich Tatsachen bevorzuge und Dinge, auf die ich mich verlassen kann. Sie scheint die Unvorhersehbarkeit von Verletzungen jedoch nicht weiter zu stören.
    Ich kann Ihnen jedoch zur Last legen, dass Brad Johnson als Quarterback kaum geeignet scheint. Dies ist etwas, das Sie bei der Teamzusammenstellung hätten merken und berücksichtigen müssen, da es immerhin halbwegs wahrscheinlich ist, dass ein Ersatz-Quarterback gelegentlich spielen muss. Und da Tony Romo verletzt ist, geht es nicht mehr nur um Wahrscheinlichkeit, sondern um Realität.
    Zum Schluss muss ich auch Ihrer Defense einen Teil der Schuld zuweisen. Ich habe Großmütter gesehen, die härter werfen als einige Ihrer Spieler. (Das stimmt so natürlich nicht. Ich habe noch nie eine Großmutter werfen gesehen, und ohne eine bestimmte Anzahl körperlicher Experimente kann ich nicht sicher sagen, ob irgendeine Großmutter tatsächlich härter wirft als Ihre Spieler. Dies ist nur ein literarisches Stilmittel, Hyperbel genannt.)
    Vielen Dank im Voraus für Ihre Aufmerksamkeit hinsichtlich dieser dringenden Thematik.
    Mit freundlichen Grüßen,
    Edward Stanton
    Nachdem ich den Brief an Jerry Jones abgeheftet habe – den achtunddreißigsten, den ich an ihn geschrieben habe –, fällt mir ein, dass ich noch nicht fertig bin mit Schreiben. Ich schreibe mehr Menschen als je zuvor, und es ermüdet mich.
    Ich logge mich bei
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ein und verfasse eine Nachricht an Joy.
    Hallo, Joy,
    ja, ich stimme zu, dass wir ein Treffen ins Auge fassen sollten. Allerdings muss ich erwähnen, dass ich Garth Brooks nicht mag. Ich hoffe, dass dies kein Hindernis darstellt, mich zu treffen.
    Mit freundlichen Grüßen,
    Edward Stanton

    Den Kopf frei von der unangenehmen Geschichte mit den Dallas Cowboys und der Angst wegen einer Antwort an Joy, kann ich meine ganze Aufmerksamkeit nun auf das Große Projekt richten. Ich bohre und säge und verbinde und schraubendrehe (was eigentlich kein Wort ist) und denke nur wenig darüber nach, dass die Angst wegen einer Antwort an Joy zwar verschwunden, die Angst vor einem möglichen tatsächlichen Treffen aber noch da ist.
    Die Arbeit geht schnell voran; es war gut, dass ich vorher ein paar Skizzen angefertigt habe. Es ist von Vorteil, dass ich gut mit Werkzeugen umgehen kann. Ich sage das nicht, um anzugeben. Es ist eine Tatsache, und ich bevorzuge Tatsachen. Als ich vor einundzwanzig Jahren zur
Billings West High School
ging, war Werken das einzige Fach, das ich mochte. Dort spielten soziale Unterschiede keine Rolle. Die einzige Frage war, ob man die Arbeit tun konnte, und ich konnte. In meinem letzten Jahr ernannte Mr Withers mich sogar zum Assistenten. Bei meinem Abschluss sagte er meinen Eltern, ich sei der beste Schüler gewesen, den er je gehabt habe. Mein Vater strahlte vor Stolz. Manchmal bekomme ich jetzt noch Nachrichten von Mr Withers. Ich denke, er war vielleicht der Einzige, der mich an der
Billings West High School
überhaupt bemerkt hat, wobei ich eigentlich eine Umfrage bei allen Leuten von damals machen müsste, um es sicher zu wissen, und dafür habe ich gerade keine Zeit.
    Vielleicht wäre ich gern Werklehrer geworden, aber ich denke nicht, dass ich mit den ungezogenen Kindern und den Eltern und dem ganzen Papierkram und den Anforderungen des Schulleiters zurechtgekommen wäre. Ich bin sogar sehr sicher. Ich denke, auf der ganzen Welt gibt es nicht genug Fluoxetin oder von Dr. Buckley nicht genug Weisheit, um mir dabei zu helfen.
    Als die Arbeit erledigt ist, rolle ich das Große Projekt die Keller-treppe hoch, zur Hintertür hinaus und in die Garage. Es ist Zeit zu streichen – das Große Projekt, nicht die Garage. Die Garage ist morgen an der

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