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61 - Der verlorene Sohn 02 - Der Schmugglerkönig

61 - Der verlorene Sohn 02 - Der Schmugglerkönig

Titel: 61 - Der verlorene Sohn 02 - Der Schmugglerkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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können.“
    „Wieso?“
    Sie teilten ihm mit, was sie vorhin von einem Brief oder einem Boten von jenseits der Grenze gesprochen hatten. Er hörte ihnen aufmerksam zu und sagte dann:
    „Ihre Ansicht ist keine üble, nur fehlt meiner Meinung nach ein Punkt, der gerade sehr notwendig ist.“
    „Sie werden so freundlich sein, uns denselben mitzuteilen. Sie wissen ja, daß wir eine sehr gute Überzeugung hegen in Beziehung Ihres Scharfsinns und Ihrer Umsicht.“
    Der alte Seidelmann, welcher diese Worte sprach, machte dabei eine Handbewegung nach dem Wald hinaus. Winkler war der bedeutendste und verwegenste Schmuggeleiunternehmer jenseits der Grenze. Er lächelte geheimnisvoll, zwinkerte mit den Augen und fragte:
    „Sie denken jetzt wohl an den Grenzoffizier, welchen man kürzlich da draußen bei den Bäumen gefunden hat?“
    „Hm! Sprechen wir nicht davon!“
    „Es ist allerdings besser, solche Episoden unerwähnt zu lassen; aber ich muß doch konstatieren, daß es von Ihnen sehr klug war, die Winke, welche ich Ihnen gab, so genau zu befolgen.“
    „Gut! Bleiben wir nun bei der Sache! Also, welches ist der Punkt, von welchem Sie vorhin sprachen?“
    „Was kann diesem Hauser geschehen, wenn man einige Ellen Spitzen bei ihm findet? Sie werden konfisziert, und er hat Strafe zu zahlen. In Beziehung des Briefes wird er sich herauszubeißen wissen. Hält man ihn fest, so wird er sich aussuchen lassen. Findet man dann die Spitzen wirklich bei ihm, so bricht ihm das den Hals noch lange nicht. Ja, man kann solche Sachen nicht einmal genau berechnen. Es können immerhin Umstände eintreten, welche seine Unschuld wahrscheinlich machen oder sogar beweisen.“
    „Oh, ich bin sehr vorsichtig gewesen“, meinte Fritz. „Kein Mensch könnte sagen, daß man ihm die Spitzen heimlich eingenäht habe oder gar, daß dies von mir geschehen sei.“
    „Trau, schau, wem! Der Teufel hat oft gerade da sein Spiel, wo und wann man am allerwenigsten an ihn denkt. Allzu große Sicherheit hat schon manchen gescheiten Kerl ins Verderben gebracht. Wie nun, wenn man zufällig solche Spitzen bei Ihnen sieht oder findet?“
    „Wer sollte sie gerade bei uns suchen? Überdies haben wir sie so außerordentlich gut versteckt, daß kein Mensch sie zu finden vermag. Und zur allergrößten Sicherheit werde ich sogar den Zwirn, mit dem ich Hausers Rock wieder zugenäht habe, an demselben Ort verstecken.“
    „Das ist vorsichtig gehandelt. Ich kann es loben. Die Hauptsache aber wäre, daß Hauser sich nicht gutwillig untersuchen ließ, sondern sich widersetzte oder einen Fluchtversuch machte.“
    „Daran haben auch wir gedacht. Er würde sich da bedeutend kompromittieren. Aber, wie soll man das erreichen?“
    „Hm! In der Welt ist alles möglich. Ein gescheiter Kerl darf kein Dummhut sein! Lassen Sie mich nachdenken!“
    Er schritt einige Male im Zimmer auf und ab. Dann blieb er plötzlich vor Fritz stehen und sagte:
    „Könnte man vielleicht diesen Menschen treffen, so wie ganz und gar zufällig und möglichst nicht hier im Ort, sondern irgendwo anders? Aber dies müßte bald sein, vielleicht morgen?“
    „Sehr leicht, sehr leicht“, antwortete Fritz rasch. „Er trägt morgen seinen Maskenanzug zurück.“
    „Nach der Kreisstadt?“
    „Ja.“
    „Wann?“
    „Er wird nach dem Mittagessen aufbrechen. Ich hörte das, als er es zu dem Mädchen sagte!“
    „Hm! Wissen Sie, wo der Maskenverleiher wohnt?“
    „Ganz genau!“
    „Gibt es keine Restauration in der Nähe, von welcher aus man das Haus des Verleihers beobachten könnte?“
    „Gerade gegenüber liegt der Gasthof ‚Zum Grauen Wolf‘.“
    „Das ist schön. Beschreiben Sie mir diesen Hauser genau.“
    Fritz tat dies, und dann sagte Winkler:
    „Das genügt, ihn sofort zu erkennen. Haben Sie nicht eine Perücke und einen Vollbart, welche beide mir passen würden?“
    „Gewiß! Es ist genug Vorrat vorhanden, und zwar für alle möglichen Arten von Köpfen und Physiognomien.“
    „Schön! So werde ich diesen Hauser einmal auf mein Konto nehmen. Er soll an mich denken!“
    „Ah, Sie selbst wollen sich dieser Sache annehmen?“
    „Warum nicht? Ich werde ihn so düpieren, daß ihm die Augen übergehen. Ich bin ja ebenso beteiligt wie Sie. Sie werden das nachher erfahren, wenn ich Ihnen die weitere Veranlassung meiner Anwesenheit mitteile. Es ist mir ein vortrefflicher Gedanke gekommen. Sie wissen genau, daß Hauser im Sold des Fürsten des Elends steht?“
    „Ja. Er sagte es zu seinem

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