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61 - Der verlorene Sohn 02 - Der Schmugglerkönig

61 - Der verlorene Sohn 02 - Der Schmugglerkönig

Titel: 61 - Der verlorene Sohn 02 - Der Schmugglerkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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weit und breit keine Konkurrenz für sie, und so haben sie das Vorrecht in ihren ungewaschenen Händen. Es ist mit ihnen ganz dasselbe wie mit dem Kohlenbergwerk, bei welchem der Baron Franz von Helfenstein die Alleinherrschaft hat. Ein zweites Werk gibt es in der ganzen Gegend nicht; die Bewohner sind zu arm, um mit ihren meist zahlreichen Familien auszuwandern oder eine Gegend im Vaterland, wo sie Arbeit finden könnten, aufzusuchen, auch hängen die braven Leute an ihrer Heimat, trotz des Elends, an welchem sie da zu kauen haben, und so hat der Baron und der Seidelmann alle Welt in der Hand. Wem sie keine Arbeit geben, der muß entweder verhungern oder zu den Paschern gehen, und wem sein Lohn ohne allen Grund gekürzt werden soll, der muß es sich einfach gefallen lassen. Ich habe eine fürchterliche Liebe zu diesen Schuften. Sie allein sind Schuld an der immer mehr überhand nehmenden Verarmung. Sie allein haben es auf dem Gewissen, daß die Zahl der Schmuggler, der Wild- und Holzdiebe so auffällig wächst. Heiliges Hagelwetter, wie wollte ich mich freuen, wenn ich Gelegenheit fände, einem von ihnen einmal etwas am Zeug zu flicken! Ich wollte, ich könnte ihnen sämtliche Bäume meiner Forstungen um die Köpfe schlagen, aber die Äste und Zweige dürften es nicht sein, sondern ich würde gleich die Stämme nehmen, gerade wie Rübezahl, welcher ja auch an solchen Herren seinen Narren gefressen hat! Wenn ich den Baron, den Zahlmeister vom Schacht oder einen Seidelmann sehe, so wird es mir allemal warm unter der Jacke, die Kapuze will mir vom Kopf, und in den Fingern juckt es mich, als wenn ich ein ganzes Feld voller Brennesseln gegriffen hätte! Der Teufel hole dieses Gesindel; aber nicht etwa fein säuberlich unter den Armen darf er sie anfassen, sondern er muß vierzigtausend Satane mitbringen, von denen jeder ein einzelnes Haar dieser Schufte in die Krallen nimmt! Und dann muß es durch die Luft gehen, hurr, hurr, hopp, hopp, hopp, gerade wie in dem Gedicht von der Lenore, welches der Schiller gemacht hat, oder der Beethoven oder der alte Schweppermann; ich weiß es nicht genau; kurz und gut, ein berühmter Kerl ist es gewesen. Auch du sollst ihnen zum Opfer fallen, mein Junge. Du bist ein braver Kerl, ein guter Sohn und ein tüchtiger Arbeiter; das wissen wir alle. Was du heute geliefert hast, ist jedenfalls tadellos gewesen; aber wer weiß, welchen Grund dieser Seidelmann hat, dich in das Elend zu stürzen. Hast du ihn einmal beleidigt?“
    „Nie! Wenigstens weiß ich nichts davon.“
    „Oder bist du ihm irgendwie im Weg?“
    „Wie sollte das der Fall sein! Sein Weg ist ja ein ganz anderer, als der meinige.“
    „Das ist wahr. Aber einen Grund hat er jedenfalls. Vielleicht wirst du ihn noch erfahren. Was aber gedenkst du anzufangen? Ein Spitzbube wärest du beinahe geworden. Ein Glück, daß der Grund und Boden bei dir so gut bearbeitet ist! Da kann moralisches Unkraut nicht gut haften. Oder willst du unter die Pascher gehen?“
    „Das fällt mir nicht ein, Herr Förster. Ein Verbrecher werde ich nicht. Lieber verhungere ich. Ich habe mir vorgenommen, morgen früh zum Obersteiger zu gehen. Vielleicht gibt er mir Arbeit.“
    „Kohlenarbeiter willst du werden, Junge?“
    Der alte, biedere Mann pflegte erwachsene Burschen, wie Eduard einer war, wohl mit ‚Sie‘ anzureden; hier aber ging ihm die Sprache mit dem guten Herzen durch und mit dem Interesse, welches er für diesen Fall hegte.
    „Ja; es bleibt mir doch nichts anderes übrig“, antwortete der Gefragte.
    „Aber du wirst nur als Anfänger bezahlt werden, das heißt, schlecht genug, da du von der Sache noch nichts verstehst!“
    „Das muß ich mir allerdings gefallen lassen. Besser ist es immer, wöchentlich wenig zu verdienen, als monatlich gar nichts.“
    „Hm! Auch das ist richtig. Es freut mich, daß du aus eigenem Antrieb heute von dem falschen Weg wieder abgewichen bist, und darum möchte ich mich gern deiner annehmen. Leider aber habe ich dazu gar keine Gelegenheit. Im Winter wird im Revier nicht gearbeitet; Personal habe ich mehr als genug. Es geht nicht, beim besten Willen nicht! Also Holz wolltest du holen? Habt Ihr etwa kein Brennmaterial?“
    „Gar keins. Der Vater ging vorhin zum Nachbar Hofmann, um sich ein bißchen Holz und ein paar Stück Kohlen zu borgen.“
    „Zu dem? Hm! Dem steht auch der Kopf höher, als du denkst und als er Veranlassung hat. Er scheint bei dem Seidelmann in einiger Gunst zu sein, und das treibt ihm die

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