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61 - Der verlorene Sohn 02 - Der Schmugglerkönig

61 - Der verlorene Sohn 02 - Der Schmugglerkönig

Titel: 61 - Der verlorene Sohn 02 - Der Schmugglerkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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diesem Schnee! Das ist selten. Na, Pascher werden es nicht sein, denn die hängen keine Schellen und Klingeln an die Pferde.“
    Sie schritten weiter. Die Straße ging bergan; dennoch wurden sie von dem Schlitten sehr bald eingeholt. Es schien ein Extrapost-Fuhrwerk zu sein. Der Kutscher hielt an und sagte:
    „Guten Abend, Leute! Sind Sie hier bekannt?“
    „Das will ich meinen“, antwortete der Förster.
    „Nicht war, diese Straße führt nach dem Forsthaus?“
    „Ja.“
    „Wie weit ist es noch bis dahin?“
    „Wollen Sie etwa nur bis zur Försterei?“
    „Ja. Dieser Herr will zum Förster Wunderlich.“
    „Zum alten Wunderlich? Der bin ich ja selber!“
    Als der tief in Pelzwerk gehüllte Herr, welcher im Schlitten saß, dies hörte, schlug er den Kragen vorn auseinander, so daß er sprechen konnte, und sagte:
    „Sie selbst sind der Herr Förster? Das ist mir sehr angenehm. Sind Sie vielleicht auf dem Heimweg begriffen?“
    „Ja. Hier ist's kalt und zugig, und meine Alte wird mir eine warme Suppe in den Kachelofen gestellt haben.“
    „Darf ich mich zu dieser Suppe einladen?“
    „Warum nicht, Herr? Löffel haben wir genug, und wenn der Suppentopf etwa nicht sehr groß sein sollte, so wird Wasser zugegossen, dann wird's wohl ausreichen.“
    „Schön! Wie lange fahren wir noch?“
    „Nur fünf Minuten.“
    „So steigen Sie mit ein!“
    „Danke! Ich kann laufen. Die Straße ist steil und der Schnee tief; ich will die Pferde nicht malträtieren.“
    „Die sind kräftig genug. Steigen Sie nur beide ein!“
    Der Fremde lüftete die Schlittendecke, und so meinte der Alte:
    „Na, wie Sie wollen! Ich habe warme Stiefel an und kann mich hinten auf die Pritsche setzen. Dieser Bursche aber hat seine Sommerhosen an. Nehmen Sie ihn hinein, wenn Sie wollen.“
    Eduard zögerte; aber der Fremde faßte ihn beim Arm und zog ihn hinein. Der Förster stieg hinten auf, und nun setzte sich der Schlitten wieder in Bewegung. Da wendete sich der Herr nach rückwärts und sagte:
    „Sie werden sich wundern, was so spät ein Reisender bei Ihnen will!“
    „Hm, ich werde es wohl erfahren.“
    „Allerdings. Doch warten wir, bis wir bei Ihnen sind.“
    Die fünf Minuten vergingen, und nun sahen sie, nur ein klein wenig abseits der Straße, das Forsthaus unter hohen, mit Schnee beschwerten Tannen stehen. Der Kutscher lenkte hinüber, und noch ehe sie anhielten, öffnete sich die Tür, unter welcher eine behäbige Frauengestalt erschien, eine Laterne in der Hand haltend.
    „Guten Abend, Bärbchen!“ grüßte der Förster. „Hat dich das Schellengeläut herausgezogen? Ja, du hast wohl nicht gedacht, daß dein Alter heute so vornehm mit Extrapost ankutschiert kommt!“
    Sie trat auf die Stufen heraus und antwortete:
    „Das habe ich freilich nicht gedacht; aber die Extrapost habe ich doch erwartet.“
    „Du?“ fragte der Förster erstaunt. „Was hast denn du mit solchen Extragelegenheiten zu schaffen?“
    „Grade als du fort warst, brachte ein Lohnfuhrmann aus der Stationsstadt zwei Koffer und sagte, daß der Herr, dem sie gehören, im Extraschlitten nachkommen werde.“
    Der Alte warf einen Blick auf den Fremden, welcher soeben hinter Eduard ausgestiegen war, und sagte:
    „Da ahnt und schwant es mir, daß Sie der Besitzer dieser Koffer sind.“
    „Ich bin es. Doch bitte, lassen Sie uns vor allen Dingen eintreten!“
    „Halt!“ rief da Wunderlich. „Sie sehen aus wie ein vornehmer Herr. Vielleicht sind Sie Kaufmann oder so etwas, und mein Haus liegt nahe bei der Grenze. Sie haben zwei Koffer mit. Sollte es sich etwa um eine Schmuggelei handeln, so muß ich mich sehr verwahren. Meine Tür steht einem jeden braven Kerl offen; aber wenn Sie in solcher Absicht kommen, so nehmen Sie nur gleich die Beine wieder unter die Arme!“
    „Alter, Alter!“ warnte seine Frau in bittendem Ton.
    „Keine Sorge!“ fiel der fremde Herr ein. „Ich komme in der ehrlichsten Absicht von der Welt. Sie brauchen mich nicht von sich zu weisen.“
    Er gab dem Postillion ein Trinkgeld. Dieser mochte fühlen, daß es ein sehr ungewöhnliches sei, und machte ein außerordentliches Honneur. Dann trat er mit seinem Schlitten den Rückweg an.
    „Sie sehen, mein lieber Herr Förster, daß ich die Schiffe hinter mir verbrenne“, sagte der Fremde. „Ich kann nun nicht retour, und Sie müssen mir wohl oder übel den Zutritt gestatten.“
    „Wenn Sie wirklich nicht in der erwähnten Absicht kommen, dann von Herzen gern. Gehen Sie voran!“
    Die

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