61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)
Weltkrieg überflüssig?«
»Soll das ein Witz sein? Alles mögliche Zeug. Die Atombombe hat alles verändert. Statt vieler Flugzeuge mit kleinen Bomben hat die Air Force jetzt wenige Flugzeuge mit großen Bomben. Sie könnte allein vierzig Tonnen überflüssiger Unterwäsche für Piloten haben. Außerdem hat sie von Propellermaschinen auf Jets umgestellt. Die Piloten tragen jetzt Helme. Das könnten vierzig Tonnen dieser altmodischen Lederhauben sein.«
»Ich wollte, ich hätte eine von denen.«
»Hören Sie auf zu jammern.«
»Wie kalt ist’s hier?«
Eine Pause. »Minus sechsundzwanzig Grad.«
»Fühlt sich schlimmer an.«
»Es wird noch schlimmer. Das Radarbild im Weather Channel sieht grauenhaft aus.«
»Danke für die Information.«
»He, Sie haben danach gefragt.«
»Lederhauben und Unterwäsche?«
»Es muss irgendwas mit der Umstellung auf neue Flugzeuge oder die verringerte Anzahl von Piloten zu tun haben. Oder mit beidem.«
»Irgendwas über Größe und Architektur der Anlage selbst?«
»Die Pläne sind lange verschollen.«
»Okay«, sagte Reacher. »Danke.«
»Der Typ hat ausgepackt. Der aus Fort Hood.«
»Das freut mich.«
»Dafür bin ich Ihnen was schuldig.«
»Nein, wir sind quitt.«
»Nein, ich bin Ihnen was schuldig. Das war mein erster großer Erfolg.«
»Wirklich? Wie lange sind Sie auf diesem Posten?«
»Zwei Wochen.«
»Das wusste ich nicht. Ich hätte gewettet, Sie seien schon ewig dabei.«
»War das als Kompliment gemeint?«
»Es war eines«, antwortete Reacher.
»Dann danke ich Ihnen.«
»Sie sollten unterwegs sein, um das zu feiern.«
»Ich habe meine Leute losgeschickt.«
»Kluger Schachzug. Überlassen Sie alles Lob ihnen. Dafür sind sie Ihnen dankbar, aber die Bonzen wissen immer, wer die ei gentliche Arbeit gemacht hat. So sind Sie bei beiden gut angeschrieben.«
»Haben Sie so gearbeitet?«
»Immer. Ich habe so getan, als hätte ich nicht viel gemacht. Das hat natürlich oft gestimmt.«
»Ihre Akte besagt etwas anderes.«
»Lesen Sie noch immer in diesem alten Ding?«
»Es ist ein Sagenbuch.«
»Das ist nicht fair. Was Informationen betrifft, ist dies eine sehr unsymmetrische Beziehung.«
»Dude, das Leben ist unfair.«
»Wie haben Sie mich eben genannt?«
»Ich habe versucht, wie eine blonde Kalifornierin zu reden.«
»Ich verstehe.«
»Wirklich?«
»Sie sind nicht blond und keine Kalifornierin.«
»Ist das okay?«
»Ich tippe auf brünett. Braune Augen?«
»Erraten.«
»Langes Haar, richtig?«
»Länger, als es sein sollte.«
»Ausgezeichnet.«
»Möchten Sie auch die Körbchengröße A revidieren?«
»Ich will ehrlich sein. Ich hör’s einfach nicht.«
Sie lachte. »Okay, ich geb’s zu. Sie haben recht.«
»Größe?«
»Ein Meter siebzig.«
»Heller oder dunkler Teint?«
»Ziemlich in der Mitte. Aber ich werde leicht braun.«
»Möchten Sie South Dakota im Winter sehen?«
Sie lachte wieder. »Mir ist der Strand lieber.«
»Mir auch. Woher sind Sie?«
»Montana. Aus einem Nest, das Sie nicht kennen.«
»Versuchen Sie’s mal. Ich war schon in Montana.«
»Hungry Horse?«
»Nie davon gehört.«
»Sehen Sie«, sagte sie. »Es liegt bei Whitefish.«
»Gefällt es Ihnen in der Army?«
»Hat es Ihnen gefallen?«
»Sie haben meine Akte«, sagte Reacher.
»Und ich denke oft: Mann, wenn du sie so gehasst hast, hättest du ausscheiden sollen, solange du Gelegenheit dazu hattest.«
»Ich habe sie nie gehasst. Keine Minute lang. Ich wollte nur in Ordnung bringen, was in ihr falsch läuft.«
»Nicht mit Ihrem Dienstgrad.«
»Das habe ich zuletzt auch gemerkt.« Reacher sah sich in der Eingangshalle um. Die geschlossene Tür, die dunkle Wandvertäfelung, die Ölgemälde, der Orientteppich. Die Edelhölzer, das Wachs, die Politur, die Patina. Er hatte alle Informationen, die er je von oder durch die Hundertzehnte bekommen würde. Kein wirklicher Grund, dieses Gespräch fortzusetzen.
Die Stimme fragte: »Was hat Sie überhaupt nach South Dakota verschlagen?«
Er sagte: »Ich befand mich in einem Bus, der einen Unfall hatte. Ich bin hier hängengeblieben.«
»Das Leben ist ein Glücksspiel.«
»Aber die Karten sind gezinkt. Kein Bus, in dem ich war, ist jemals in einer warmen Gegend verunglückt.«
»Führen Sie sich dort oben anständig auf?«
»Wieso denn nicht?«
»Diese Akten bekommen einen Reiter, wenn andere Dienststellen sie einsehen wollen. Sie wissen schon: das FBI oder eine Polizeibehörde oder sonst wer. Und Ihre
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