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61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: 61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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ist dicht mit Reitern besetzt. In den letzten zwölf Jahren haben sich jede Menge Leute für Sie interessiert.«
    »Auch von hier? In den letzten zwei Tagen?«
    »Eine Zusammenfassung ist an Thomas Holland vom Bolton PD gegangen.«
    »An den Polizeichef. Vermutlich eine Routineanfrage. Er wollte wissen, ob ich qualifiziert bin, weil er mich um Hilfe bitten wollte. Als er noch geglaubt hat, das Steingebäude gehöre der Army. Hat er nachgefasst?«
    »Nein.«
    »Weil ich mich anständig aufführe.«
    Eine lange Pause.
    Zeit, das Gespräch zu beenden.
    Reacher fragte: »Wie heißen Sie?«
    »Ist das wichtig?«
    »Ich könnte Ihren Namen rauskriegen. Bei den heutigen Zuständen in der Army steht er vermutlich auf irgendeiner Website.«
    »Soll das ein Witz sein? Das Hundertzehnte? Ausgeschlossen! Uns gibt es nicht.«
    »Wie heißen Sie also?«
    »Susan.«
    »Netter Name.«
    »Das finde ich auch.«
    Wieder eine lange Pause.
    Zeit, das Gespräch zu beenden.
    Reacher fragte: »Ist Ihr Mann bei der Air Force in Lackland?«
    »Ja. Er redet mit einem Registrator in Colorado.«
    »Bitten Sie ihn, es noch mal zu versuchen. Das Zeug ist offenbar eingeflogen worden. Irgendwo muss es eine Frachtliste dafür geben.«
    »Ich will’s versuchen.«
    »Rufen Sie mich wieder an?«, fragte er.
    »Klar«, sagte sie.
    Reacher ging wieder in die Küche und holte sich einen weiteren Becher Kaffee. Im Haus war es still. Von draußen kamen keine bedeutsamen Geräusche. Auch von innen nicht, wenn man die unterschwelligen Schwingungen von äußerlich ruhigen, hellwachen Leuten, die sich auf ihre Aufgabe konzentrierten, außer Acht ließ. Diese Art Stille hatte Reacher schon hundertmal erlebt. Er ging mit seinem Becher in die Bibliothek, in der er Janet Salter lesend antraf. Sie sah von ihrem Buch auf und sagte: »Sie trinken Kaffee.«
    Reacher erwiderte: »Sie haben hoffentlich nichts dagegen.«
    »Durchaus nicht. Aber hält er Sie nicht wach?«
    Er nickte. »Bis ich einschlafen will.«
    »Wie geht’s ihr?«
    »Wem?«
    »Der Frau in Virginia.«
    »Ihr geht’s gut.« Reacher trat ans Fenster und blickte auf die Straße hinaus. Schnee, Eis, der geparkte Streifenwagen, gefrorene Tannenzweige, die sich im Wind bewegten. Fahles Mondlicht, einige hohe Wolken, ein ferner orangeroter Widerschein von Natriumdampflampen im Norden und Osten. Er sagte: »Alles still dort draußen.«
    Janet Salter fragte: »Glauben Sie, dass die Bundes- und Staatsgefängnisse dieselbe Einschlusszeit wie das Bezirksgefängnis haben?«
    »Ich denke schon.«
    »Dann sind wir vorübergehend sicher, nicht wahr? Die Anwesenheit ist festgestellt, und bis morgen früh kann’s keine Unruhen geben.«
    »Im Prinzip nicht.«
    »Aber.«
    »Hoffe aufs Beste, plane fürs Schlimmste.«
    »Ist das Ihr Motto?«
    »Eines von vielen.«
    »Und die anderen?«
    »Niemals vergeben, niemals vergessen. Mach’s einmal, und mach’s richtig. Was man sät, erntet man. Pläne sind nichtig, sobald der erste Schuss fällt. Beschützen und dienen. Niemals außer Dienst.«
    »Sie sind sich selbst gegenüber so hart wie gegenüber anderen.«
    »Grausam, aber fair.«
    »Ich kann diese Art Anspannung nicht mehr lange ertragen.«
    »Das müssen Sie hoffentlich nicht.«
    »Ich habe zum ersten Mal in meinem Leben Angst. Das ist ein sehr elementares Gefühl, stimmt’s?«
    »Man entscheidet sich dafür oder dagegen«, sagte Reacher. »Das ist alles.«
    »Bestimmt fürchtet doch jeder den Tod.«
    »Das wäre ein weiteres Motto. Ich fürchte den Tod nicht. Der Tod fürchtet mich.«
    »Das klingt, als wollten Sie sich selbst etwas vormachen.«
    »Das wollen wir alle. Ständig. Glauben Sie mir.«
    »Also fürchten Sie den Tod doch.«
    »Irgendwann muss jeder abtreten. Auf die Umstände kommt’s an, denke ich.«
    Janet Salter schwieg einen Augenblick. Dann sagte sie: »Vor zwei Jahren habe ich meinen Nachfolger in Yale kennengelernt. Auf einer Tagung für Bibliothekare. Das war eine interessante Erfahrung. Ich stelle mir vor, dass es Ihnen mit dieser Frau in Virginia ähnlich geht.«
    »Sie ist nicht meine Nachfolgerin. Nicht direkt. Zwischen ihr und mir kann es ein halbes Dutzend Leute gegeben haben. Vielleicht sogar mehr. Die Verbindung reicht sehr weit zurück. Sie ist fast archäologisch.«
    »Ist sie besser als Sie?«
    »Wahrscheinlich.«
    »So habe ich’s auch empfunden. Anfangs war ich deswegen niedergeschlagen. Dann ist mir klar geworden, dass ich mich im Gegenteil ermutigt fühlen sollte. Es gibt weiterhin

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