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61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: 61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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bestimmte Unternehmen haben über längere Zeit hinweg erfordert, was in den Dienstvorschriften als Wachsamkeit, Konzentration, Motivation und klares Denken beschrieben war. Dafür hatten die Stabsärzte alle möglichen Aufputschmittel. Als ich Soldat geworden bin, war reines Meth nicht mehr erste Wahl, aber es ist jahrzehntelang benutzt worden.«
    Janet Salter nickte. »Das Zeug hieß Pervitin. Eine deutsche Verfeinerung eines japanischen Präparats. Im Zweiten Weltkrieg wurde es in Form von Fliegersalz, Panzerschokolade oder Stukapillen in großen Mengen eingesetzt. Auch die Alliierten hatten es. Vielleicht in noch größeren Mengen. Mich überrascht, dass überhaupt noch jemand schlafen konnte.«
    »Dafür hat’s dann Morphium gegeben.«
    »Aber jetzt ist das auch als Crystal bekannte Methamphetamin verboten. Weil es bei Missbrauch schreckliche Schäden verursacht. Also muss es illegal hergestellt werden, was in kleinen Heimlabors relativ einfach ist. Aber für die Herstellung jedes Produkts werden Rohstoffe benötigt. Für Meth braucht man Ephedrin oder Pseudoephedrin. Das kann man im Großen beziehen, wenn es gelingt, die Vorschriften zu umgehen. Oder man stellt es aus frei verkäuflichem Hustensaft mit abschwellender Wirkung her. Dafür braucht man Jod und roten Phosphor – oder Lithium aus Batterien eines bestimmten Typs. Das ist dann eine Alternativmethode, die sogenannte Birch-Reduktion.«
    »Oder man kann es in Westtexas direkt aus Akazien gewinnen«, erklärte Reacher. »Dazu Meskalin und Nikotin. Ein wunderbarer Baum, die Akazie.«
    »Aber wir befinden uns hier nicht in Westtexas«, sagte Janet Salter. »Dies ist South Dakota. Ich will darauf hinaus, dass man ohne Stroh keine Ziegel machen kann. Verschiffen sie große Mengen des fertigen Produkts, müssen sie zuvor große Mengen Rohstoffe beziehen. Und die sind sichtbar, weil es sich um Last wagenladungen handeln muss. Wieso kann Chief Holland sie nicht so überführen, ohne mich in die Sache hineinzuziehen?«
    »Keine Ahnung.«
    »Ich glaube, dass Chief Holland faul geworden ist.«
    »Peterson behauptet, man hätte Ihnen die Möglichkeit geboten, sich zurückzuziehen.«
    »Aber sehen Sie das nicht? Das ist keine ernsthafte Option. Ich könnte mich selbst nicht mehr ertragen. Das ist eine Frage des Prinzips.«
    »Peterson sagt, die Feds hätten angeboten, Ihren Schutz zu übernehmen.«
    »Und ich hätte ihr Angebot vielleicht annehmen sollen. Aber ich wollte viel lieber in meinem eigenen Haus bleiben. Das Justizsystem soll Verbrecher bestrafen, nicht unschuldige Zeugen. Auch das ist eine Frage des Prinzips.«
    Reacher schaute zur Küchentür hinüber. Eine Beamtin in der Eingangshalle, eine Uniformierte an der Terrassentür nach hinten hinaus, zwei weitere, die oben der Nachtschicht entgegenschliefen, ein Wagen vor dem Haus, ein weiterer in der nächsten Querstraße, ein dritter am Ende der Seitenstraße. Dazu wachsame Bürger und eine nervöse Polizei. Und über allem eine dicke Neuschneedecke.
    Alles wunderbar, solange die Sirene nicht losheulte.
    Reacher fragte: »Sind Sie Großmutter?«
    Janet Salter schüttelte den Kopf. »Wir hatten keine Kinder. Wir wollten noch warten, und dann ist mein Mann gestorben. Er war Engländer und viel älter als ich. Wie kommen Sie darauf?«
    »Peterson hat über Ihre Glaubwürdigkeit im Zeugenstand gesprochen. Er sagte, Sie sähen wie eine Großmutter aus dem Bilderbuch aus.«
    »Tue ich das?«
    »Weiß ich nicht. Wahrscheinlich hatte ich keine Bilderbücher dieser Art.«
    »Wo sind Sie aufgewachsen?«
    »Auf Stützpunkten des Marine Corps.«
    »Auf welchen?«
    »Dem Gefühl nach auf allen.«
    »Ich bin hier in South Dakota groß geworden. Mein Vater war der Letzte einer langen Reihe von Räuberbaronen. Wir haben Handel getrieben und den Indianern ihr Land für fünfundzwan zig Cent pro Hektar abgekauft. Wir haben über Strohmänner Tausende von Siedlerparzellen erworben, nach Gold gegraben und in die Eisenbahn investiert. Natürlich zu Vorzugskonditionen.«
    Reacher sagte: »Daher dieses Haus.«
    Janet Salter lächelte. »Nein, hier sind wir hergekommen, als wir unser Vermögen größtenteils verloren hatten.«
    Draußen in der Eingangshalle läutete die Türglocke: dezent und zivilisiert. Reacher stand auf, trat an die Tür und blickte hinaus. Die diensthabende Polizeibeamtin stand von ihrem Stuhl auf, durchquerte den Raum und öffnete die Haustür. Chief Holland trat ein, brachte eine Pulverschneewolke und einen

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