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61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: 61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Anweisungen?«
    »Ich dachte, es gäbe vielleicht Komplikationen, die ich nicht überblicke.«
    Plato atmete mühsam beherrscht aus. »Wie kann ich Sie verletzen?«
    Der Mann wusste, was er zu sagen hatte. »Auf eine Weise, die ich unbedingt vermeiden möchte.«
    »Korrekt«, sagte Plato. »Aber Sie müssen sich genauer ausdrücken. Ich will, dass Sie sich darauf konzentrieren, was auf dem Spiel steht.«
    Der Mann sagte: »Sie würden den Menschen ermorden, den ich auf der Welt am meisten liebe.«
    »Ja, das täte ich zuletzt. Aber davor gäbe es eine Verzögerung – etwas, mit dem Sie sehr vertraut zu sein scheinen. Ich würde sie verkrüppeln und verstümmeln und noch ungefähr ein Jahr leben lassen. Erst dann würde ich ihrem Leiden ein Ende machen. Haben Sie mich verstanden?«
    »Ja, völlig.«
    »Dann sehen Sie aus eigenem Interesse zu, dass Sie Ihren Auftrag ausführen. Zufällige Anwesende sind mir gleichgültig. Liquidieren Sie die ganze Stadt, wenn’s sein muss. Meinetwegen den ganzen Staat. Wie viele Einwohner hat South Dakota überhaupt?«
    »Ungefähr achthunderttausend.«
    »Okay. Das ist Ihre Obergrenze für Kollateralschäden. Nun aber los!«
    »Ich tue, was ich kann. Ehrenwort.«
    Plato beendete die Verbindung und goss sich Kaffee nach.
    Auch bei dem neutralen Dienstwagen handelte es sich um einen Crown Vic. Sein Inneres roch staubig, als wäre er lange nicht mehr gefahren worden. Die Heizung war auf zweiundzwanzig Grad eingestellt, und der Ventilator versuchte ratternd, diese Marke zu erreichen. Das Wetter hatte eine ganz neue Qualität angenommen. Die Temperatur sank stetig weiter. Der Erdboden war steinhart gefroren, und in der Luft flirrten winzige Eiskristalle, die der Wind mit sich trug. Sie sammelten sich auf der Frontscheibe und hinterließen rätselhafte Eisspuren. Die Scheibenwischer konnten sie nicht entfernen, sie glitten nutzlos über sie hinweg. Reacher stellte auf Scheibenheizung um und wartete, bis der warme Luftstrom zwei ovale klare Löcher freigeblasen hatte.
    Dann fuhr er los.
    Er wendete auf der Fahrbahn vor Janet Salters Haus. Die Spurrillen waren zu Eis gefroren. Die Reifen des Crown Vic holperten darüber hinweg. Der Streifenwagen an der Einmündung zur Hauptstraße stieß zurück, damit er sich vorbeiquetschen konnte. Er bog rechts ab und fuhr aus der Stadt. Die am Tag zuvor noch weichen Spurrillen waren jetzt hart wie Beton. Reacher hatte das Gefühl, auf Gleisen zu fahren. Zu lenken brauchte er kaum. Die Schneeketten, unter denen das Eis zersplitterte, sorgten für Vortrieb, und die Vorderräder mit Winterreifen stießen links und rechts an Eiswälle und ließen ihn von allein geradeaus fahren. Die Welt vor ihm war ganz weiß, der Himmel fahl, die Sonne nicht zu sehen. Der Wind wehte in Fahrtrichtung von rechts nach links. In der Luft schien Eisnebel zu hängen. An Zaunpfosten und Strommasten hatten sich stromlinienförmige kleine Verwehungen gebildet, die ganz aus Eis zu bestehen schienen. Die seltsamen Gebilde an den Strommasten waren nach Osten gewandert, als stünde die ganze Welt schief.
    Reacher fand die Abzweigung eine Meile vor der Einfahrt zur Interstate. Es war gar nicht so einfach, aus den gefrorenen Spurrillen herauszukommen. Er musste auf Schrittgeschwindigkeit abbremsen und das Lenkrad scharf einschlagen, damit alle vier Reifen nacheinander die eingefahrenen Rillen verlassen konnten. Er fand neue Spurrillen, die nach Westen führten, und wusste, dass er fünf Meilen weit praktisch nicht würde lenken müssen. An der nächsten Abzweigung wiederholte er das Abbiegemanöver und fuhr dann nach Norden in Richtung Bikerlager.
    Die neue Straße war anders. Hier gab es nicht viel Verkehr – und folglich auch keine Spurrillen. Sie war nur ein schmales Band aus gefrorenem Schnee. Die Vorderräder des Crown Vic wollten immer wieder ausbrechen. Die vom Wind getriebenen Eiskristalle trafen knisternd das Fahrerfenster. Die Straße hob und senkte sich und machte ohne erkennbaren Grund Links- und Rechtskurven. Auch auf geraden Teilstücken fiel sie scheinbar willkürlich nach links oder rechts ab. Keine Meisterleistung der Straßenbauer. Reacher fuhr etwas langsamer und konzentrierte sich darauf, auf der Fahrbahn zu bleiben. In den Straßengraben zu rutschen wäre tödlich gewesen. Keine Chance, einen Abschleppwagen zu bekommen, bevor man erfror. Schon eine Reifenpanne konnte katastrophal sein. Die Radmuttern waren vermutlich festgefroren.
    Fünf langsame, vorsichtige

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