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61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: 61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Stadt und waren alle innen und außen beleuchtet. In ihre wuchtigen Fassaden waren kleine Fenster wie die Bullaugen eines Schiffs eingelassen. Alle Dächer verschwanden unter einer gleichmäßig hohen Schneedecke.
    »Der geschenkte Gaul«, erklärte Peterson. »Der große Jobmotor.«
    »Eindrucksvoll«, meinte Reacher.
    Und das war das Gefängnis auch, riesig und mehrere hundert Hektar groß. Diese Insel aus Licht vor der nachtdunklen Prärie sah wie ein Raumschiff von einem anderen Stern aus, das dort zu schweben schien, als wüsste es nicht recht, ob es landen oder in eine freundlichere Gegend weiterfliegen sollte.
    Die Straße endete auf einem großen quadratischen Platz vor dem Haupttor, der von Bänken für wartende Busreisende und Abfallkörben gesäumt war. Peterson überquerte ihn rasch. Das Tor war in Wirklichkeit ein mit Bandstacheldraht gesicherter Tunnel: hoch genug für Gefängnisbusse und breit genug, nämlich zweispurig, für ein- und ausfahrende Fahrzeuge. Jede Spur wurde durch drei Tore in zwei Boxen unterteilt. Peterson fuhr in die erste, deren Tor sich sofort hinter ihm schloss, sodass sie zwischen zwei Toren eingeschlossen waren. Ein Wachmann in Winteruniform trat ins Freie, kontrollierte sie kurz, verschwand wieder und öffnete das Tor. Peterson fuhr zehn Meter weiter, wo die Prozedur sich wiederholte. Dann ging das letzte Tor auf, und der Streifenwagen rollte auf einer Zufahrt weiter, deren Eisrillen von unzähligen Füßen geglättet waren. Anscheinend setzten die Pendelbusse ihre Fahrgäste vor dem Tor ab. Reacher stellte sich vor, wie die Frau und das Kind, die er vor dem Coffeeshop gesehen hatte, in ihre geliehenen Motelsteppdecken gehüllt durch den Schnee zum Gefängnis und später wieder zum Tor zurückgestapft waren.
    Peterson parkte so nah neben dem Besuchereingang wie möglich. Hinter der Tür lag der leere Empfangsbereich, trist wie in jeder Behörde, mit glänzendem PVC -Boden, mintgrünen Wänden und Leuchtstoffröhren an der Decke. Hier gab es einen Gepäckscanner, dessen Förderband stand, einen Metalldetektor und drei Gefängniswärter, die untätig herumstanden. Peterson kannte sie. Sie kannten ihn. Eine Minute später wurden sie durch eine Seitentür in den Bereitschaftsraum geführt. Der Bau schien neu zu sein, aber dieser Raum wirkte schon etwas abgenutzt. Er war überhitzt und roch nach altem Kaffee, frischem Schweiß, feuchten Wollmänteln und billigen Polyesteruniformen. Die Einrichtung bestand aus fünf Stahlrohrsesseln und einem Schreibtisch, auf dem ein Computer stand. Der Wärter schaltete ihn an, tippte ein Passwort ein und verließ den Raum.
    »Bundesgefängnis, Bundesdatenbanken«, sagte Peterson. Mit diesen Datenbanken war er offenbar nicht sehr vertraut, denn er musste lange die Maus benutzen, herumklicken und Befehle eintippen, bevor er fündig wurde. Irgendwann nahm er die Hände jedoch von der Tastatur und lehnte sich zurück, um den Text zu lesen.
    »Anfangs steht hier das Gleiche«, sagte er. »Südamerikanischer Abstammung, genaue Herkunft unbekannt, richtiger Name unbekannt, genaues Alter unbekannt, geschätzt Mitte vierzig, soll in Mexiko leben, besitzt Pfandhäuser in Chicago, Minneapolis, Milwaukee, Des Moines und Indianapolis, vermutlich Drogenhandel in diesen fünf Städten, vermutlich auch Prostitution.«
    Reacher fragte: »Irgendwas Neues?«
    »Die Namen dieser Großstädte hatten wir bisher nicht.«
    »Außerdem?«
    »Nichts Handfestes. Die Standardwarnung, dass er gefährlich ist. Er hat’s bis ganz oben geschafft, und das kriegt kein Sängerknabe hin. Wahrscheinlich hat er Hunderte von Morden auf dem Gewissen. Das scheint die Zugangsvoraussetzung zu sein. Des Moines imponiert niemandem, aber Chicago umso mehr. Er ist kein Amateur.«
    Dann begann Peterson wieder zu klicken und zu scrollen. Geschürzte Lippen, stoßweises Atmen. Er sagte: »Der Kerl hat ein eigenes Flugzeug.«
    »Das haben viele Leute.«
    »Er hat eine Boeing 737. Eine zum Privatflugzeug umgebaute Verkehrsmaschine. Angeblich von einer bankrotten mexikanischen Fluggesellschaft gekauft.«
    Reacher schwieg.
    Peterson klickte und scrollte.
    »Er ist auffällig klein«, sagte er. »Einen Meter einundfünfzig.«
    »Wirklich?«
    »Wie groß sind Sie?«
    »Knapp zwei Meter.«
    »Dann sind sie fast einen halben Meter größer.«
    »Er ist praktisch ein Zwerg.«
    Peterson sagte: »Jemand, der ihn mal einen Zwerg genannt hat, ist mit amputierten Füßen im Krankenhaus gelandet.«
    Susan

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