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616 - Die Hoelle ist ueberall

Titel: 616 - Die Hoelle ist ueberall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Zurdo
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arbeitete.
    »Könnte ich bitte mit Señor Cecilio Gracia sprechen?«
    »Wer möchte ihn denn sprechen?«, fragte eine Frauen-stimme.
    »Sein Freund Albert Cloister.«
    Der Jesuit sprach perfekt spanisch, allerdings mit einem ganz leichten Akzent, wie er noch beim besten angelsächsi-schen Spanischsprecher kaum auszumerzen war.
    »Albert! Was für eine Überraschung!«
    »Schön, dass du noch im Büro bist, Cecilio.«
    »Na ja, ich bin im Restaurierungsraum und beaufsichtige die Restaurierung eines sehr wertvollen Beato, aber man hat mir deinen Anruf durchgestellt. Was kann ich für dich tun?«
    Gracia bestätigte Cloisters Vermutung. Die Nummernfolge 4-45022-4 konnte tatsächlich eine Signatur der Nationalbibliothek sein.
    »Wenn du einen Augenblick Zeit hast oder in ein paar Minuten noch einmal anrufst, Albert, sehe ich schnell in der Datenbank Ariadne nach. Dann kann ich dir sagen, zu welchem Buch die Nummer gehört.«
    »Ich warte gern, wenn es dir nichts ausmacht.«
    »Ganz und gar nicht … Mal sehen … Ich öffne die Datenbank auf einem Computer hier im Raum … Gleich haben wir’s, 4-45022-4 … Da: Bericht über den Empfang, welchen Seine Heiligkeit Papst Paul V. und die übrigen Kardinäle dem Botschafter der japanischen Lande in Rom bereitet haben.«.
    »Danke, Cecilio«, sagte Cloister, während er sich den Titel des Buches notierte. »Das ist mir eine große Hilfe. Ich muss leider gleich wieder Schluss machen. Bitte halte mich nicht für unhöflich. Ich rufe dich ein andermal an, dann reden wir.«
    »Bis bald, mein Freund. Ich habe natürlich Verständnis da-für, wenn du viel zu tun hast. Pass auf dich auf. Ruf an, wann immer dir danach ist, ich würde mich freuen, wenn wir uns wieder einmal unterhalten können.«
    Nun wusste Cloister, was die 4-45022-4 bedeutete, er kannte den Titel des dazugehörigen Buches und seinen Standort. Gut und schön, aber … was sagte ihm dieser Titel? Nichts. Rein gar nichts. Offensichtlich würde er herausfinden müssen, was er zu bedeuten hatte. Das würde sicherlich nicht ganz einfach sein. Er sollte sich dieses Buch besorgen. Nach Spanien fahren. Er war bereit, alles Nötige zu tun, wenn es dazu diente, die versprochene Wahrheit ans Licht zu bringen. Die größten Entdeckungen verbergen sich stets im Unbekannten.
    Cloister mit der Wahrheit zu locken bedeutete, ihn bei seinem Ehrgeiz zu packen. Schon immer war er bereit gewesen, sich für die Wahrheit zu opfern oder Risiken dafür einzugehen. Einmal hatte ihm seine Wahrheitsliebe mehrere Ohrfeigen von einem gewalttätigen Lehrer eingetragen, den die Schule später entlassen hatte. Der Mann hatte ihn dazu bringen wollen, etwas zu gestehen, was er gar nicht getan hatte. Ironischerweise hieß dieser Lehrer ausgerechnet Goodman. Wenn Cloister damals schon wegen einer letztlich unbedeutenden Angelegenheit ohne zu zögern Schläge einge-steckt hatte, so würde er jetzt gewiss nicht auf die verheißene Wahrheit verzichten, wegen der so viele merkwürdige Dinge geschehen waren, auch wenn sie sich hinterher als Fata Mor-gana oder Täuschung eines Spötters herausstellen mochte. Er wusste, er würde sich kopfüber in dieses Rätsel mit ungewissem Ausgang stürzen. Er konnte nicht anders. Vielleicht hatte ihn das Wesen aus der alten Krypta deshalb – gerade deshalb – ausgewählt.
    Er würde nach Spanien reisen, selbst auf die Gefahr hin, dass das, was dieses Wesen die Wahrheit nannte, sich als dreis-te Lüge entpuppen sollte. Er würde es tun, auch wenn die Ungewissheit, die dieses Rätsel umgab, ihm wie ein ungeheurer Ozean erschien.

29
    Fishers Island
    Joseph trat die Bremse bis zum Anschlag durch. Das Auto geriet ins Schleudern, doch er bekam es wieder unter Kontrolle. Diese verdammte Landstraße war keine Autobahn, und er fuhr hier mit Höchstgeschwindigkeit! Er musste die Zeit aufholen, die er in New London auf die Fähre gewartet hatte – er hatte die letzte Vormittagsfähre um zehn Minuten verpasst, und die nächste Fähre war erst Stunden später abgefah-ren, als es schon beinahe dunkel wurde. Die ganze Überfahrt hindurch war er mit einer unheilvollen Vorahnung an Deck hin und her gelaufen, unfähig, sich ruhig hinzusetzen.
    Je später es geworden war, desto dringender war auch das Bedürfnis geworden, Audrey zu finden. Er hatte bereits gegen das Gesetz verstoßen und bei einem alten Freund, der bei der Polizei war, einen Gefallen eingefordert: Joseph hatte ihn ge-nötigt, seine Amtsgewalt und seine Kontakte zu

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