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616 - Die Hoelle ist ueberall

Titel: 616 - Die Hoelle ist ueberall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Zurdo
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Möglichkeit abgeschlossener Räume im Haus gerechnet hatte. In dem verzweifelten Versuch, ins Zimmer zu spä-hen, kniete Audrey sich vor die Tür und sah durchs Schlüssel-loch. Doch in ihrem beschränkten Blickfeld befand sich nur ein Fenster. Sie packte den Türknauf und drückte kraftvoll mit der Schulter gegen die Tür. Sie hoffte, das Schloss schlie-ße nicht richtig und werde aufgehen, ohne dass sie die Tür aufbrechen müsse. Doch das geschah nicht.
    »Verdammt!«
    Nervös ging sie zurück ins Erdgeschoss und machte sich daran, die übrigen Räume zu durchsuchen: die Küche, das Esszimmer, eine kleine Vorratskammer und einen Raum, der als Waschküche diente. Sie entdeckte nichts Verdächtiges. Nun blieb noch der Keller, doch auch den konnte sie nicht betreten, weil er wie Maxwells Zimmer abgeschlossen war.
    Audrey war wütend und enttäuscht. Die vergebliche Durchsuchung des Erdgeschosses hatte ihre Zeit aufgebraucht. Schlimmer noch: Sie hatte ihr Zeitlimit bereits um zwanzig Minuten überschritten. Sie musste sofort gehen. Mit vor Wut brennenden Augen ging sie ins Wohnzimmer, um ihren Mantel zu holen. Erst nachdem sie die Eingangstür geöffnet hatte, fiel ihr ein, dass sie überhaupt nicht überprüft hatte, ob es eine Alarmanlage gab. Es gab keine – Glück für Audrey. Sie trat auf die Veranda hinaus. Alles sah aus wie eineinhalb Stunden zuvor, bloß dass es nicht mehr so hell war. Bald würde die Sonne untergehen. Tief atmete Audrey die klare, eisige Luft ein. In ihrem Rücken fiel die Tür langsam ins Schloss. Doch im letzten Augenblick drehte Audrey sich um und packte den Knauf.
    »Niemals!«, rief sie.
    Wie der Blitz schoss sie durch den Eingangsbereich in die Küche. Mit einem riesigen Messer kam sie wieder heraus. Das Messer in der Hand, rannte sie die Treppe hinauf und blieb keuchend vor Maxwells Zimmertür stehen.
    »Niemals!«, wiederholte sie.
    Lautes Knirschen mischte sich in ihren Schrei, denn nun rückte sie der Holztür mit dem Messer zu Leibe.
    »NIEMALS!«
    Ein ums andere Mal hieb sie auf das Holz um das Schloss herum ein. Schließlich fiel das Schloss klirrend zu Boden, doch Audrey hackte weiter auf die Tür ein.
    »DARFST DU MIT FREMDEN LEUTEN MITGEHEN!«
    Es war der Satz aus der Geschichte von Bobby Bop, die Audrey gelesen hatte: »Niemals, niemals, niemals darfst du mit fremden Leuten mitgehen.«
    Die nunmehr schlossfreie Tür ging von selbst auf – so mü-helos, als wäre sie nie abgeschlossen gewesen. Endlich konnte Audrey in Anthony Maxwells Zimmer sehen.
    Es war das Zimmer eines Perversen. Es sei denn, es gehörte wirklich einem Kind … Das Kopfende des für Maxwells Grö-ße viel zu kleinen Bettes zierten Mickymausohren. Die Seiten des Bettes waren schwarz wie die Arme des Disneyschen Na-getiers und endeten in zwei wie weiß behandschuhte Hände gestalteten Holzstücken. Unter dem Bett lag ein bunter Teppich voller fröhlicher Zeichentrickfiguren: Donald Duck und seine Neffen, Minnimaus, Daisy Duck. Von der Decke hing ein Mobile von der Sorte, wie man sie über das Bett eines Säuglings hängt. Nach einigen Fehlversuchen gelang es Aud-rey, ein Vorführgerät in Gang zu setzen, das auf dem ebenfalls winzigen Nachttisch mit Motiven von Pooh, dem Bären, stand. Die Melodie eines Kinderlieds erklang, und im Takt der Musik drehten sich an der Decke Bilder von Hunden und Katzen, vom Mond und den Sternen, von lächelnden Kühen und Schafen. Die Vorstellung, dass ein fünfzigjähriger Mann im Dunkeln in diesem winzigen Bett lag und verzückt die leuchtenden Bilder an der Decke betrachtete, bis er einschlief, war erschreckend. Noch erschreckender war das, was an den Zimmerwänden zu sehen war. Audrey erinnerte sich noch an die Symbole, die Daniel mit blutroter Tinte an die Wand des Therapieraums im Altenheim gemalt hatte. Jetzt wusste sie, dass das kein Zufall gewesen war. Es musste sich um einen makabren Scherz des Teufels handeln, denn auch hier waren die Wände bemalt. Nicht mit den Symbolen der Zener-Karten, sondern mit etwas unvergleichlich Schlimmerem. Es waren Bilder, die Maxwell selbst gemalt hatte, aber sie hätten auch von einem Kind stammen können. Es gab viele verschiedene Szenen, alle mit dem unregelmäßigen Pinselstrich und den falschen Proportionen gemalt, wie sie für Kinder-zeichnungen typisch sind. Es dauerte ein Weilchen, bis Aud-rey erkannte, dass es ein Muster in dem gab, was ihr zunächst als Chaos erschien, dass es möglich war, aus den unzähligen Bildern eine

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