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616 - Die Hoelle ist ueberall

Titel: 616 - Die Hoelle ist ueberall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Zurdo
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Erkenntnis ließ ihn schwindeln. Ab jetzt würde er kei-nen kühlen Kopf mehr bewahren können. So war es sicherlich auch Dr. Barrett in ihren Sitzungen mit Daniel ergangen. Auch wenn die von dem seelenlosen Diktiergerät aufgenom-mene Stimme anders klang, so war es doch dieselbe, die wäh-rend des Exorzismusrituals immer wieder aus dem alten Da-niel gesprochen hatte. Nun rief diese Stimme nach ihm. Kein Zweifel.
    Er musste sofort zurück zum Vendange Building. Musste seine Angst überwinden und sich mitten hinein in das Rätsel stürzen wie in den Rachen eines Ungeheuers. Tonbandstimmen nannte man dieses Phänomen, allerdings gab es in diesem Fall einige ungewöhnliche Aspekte. Die Qualität der Aufnahme war zu gut. Bestürzend gut, ausgezeichnet zu verstehen. Sie war weit mehr als ein Hörereignis, das für den Menschen unhörbar ist, wenn es sich ereignet, von einem Tonauf-nahmegerät aber aufgezeichnet werden kann. Das Phänomen als solches war 1959 von dem schwedischen Maler und Film-produzenten Friedrich Jürgenson offiziell entdeckt worden. Und zwar zufällig. Jürgenson nahm mit einem Tonbandgerät Naturgeräusche und Vogelzwitschern für eine Reportage auf. Als er die Aufnahme später abhörte, stellte er fest, dass sich auf dem Band eine Stimme »eingeschlichen« hatte – eine Stimme, die er während der Aufnahme nicht gehört hatte. Jürgenson erkannte sie als die Stimme seiner verstorbenen Mutter. Sie rief ihn, wie nur sie es getan hatte: »Friedel, Friedel, kannst du mich hören?«
    Diese Entdeckung war unter Parapsychologen allgemein anerkannt. Möglicherweise waren jedoch bereits zu Beginn der 1920er Jahre in der gerade gegründeten Sowjetunion Tonbandstimmen aufgezeichnet worden. Zur selben Zeit, im Oktober 1920, gab der genialste Erfinder der Moderne, Tho-mas Alva Edison, der angesehenen Zeitschrift Scientific Ameri-can ein Interview, in dem er bestätigte, er arbeite an keinem geringeren Projekt als der Entwicklung eines Apparats, der die Kommunikation mit den Seelen der Verstorbenen ermöglichen sollte. Er hielt dieses Projekt für wissenschaftlich und vernünftig. Er glaubte daran, dass die Persönlichkeit eines Menschen nach dem Tode weiterbestand. Er glaubte sogar, dass die Seelen der Verstorbenen fähig seien, aus dem Jenseits heraus mit Materie zu interagieren.
    Wie auch immer, Tonbandstimmen waren eine Tatsache, auch wenn es keine unbestreitbar plausible Theorie über ihren Ursprung gab. Für die einen handelte es sich um Stimmen von »der anderen Seite«; manche glaubten, sie seien Echos der Vergangenheit, die an einem konkreten Ort gefangen waren; wieder andere erklärten sie zu mentalen Projektionen der Forscher. Doch bisher gab es keine befriedigende wissenschaftliche Erklärung.
    Albert Cloister kannte das Phänomen gut. Er hatte einmal mit seinen Kollegen von den Wölfen Gottes Nachforschungen dazu angestellt. Insbesondere erinnerte er sich an ein gro-ßes, düsteres Haus in Südengland, in dem übersinnliche Phä-nomene den Bewohnern das Leben zur Hölle gemacht hatten. Es war ein altes Haus, das die Besitzer von entfernten Ver-wandten geerbt hatten. Die neuen Mieter, die Taylors, waren zu viert: ein Ehepaar mittleren Alters mit zwei Kindern – ei-nem vierzehnjährigen Mädchen und einem neunjährigen Jun-gen. Sie waren zutiefst katholisch und hatten sich in ihrer Verzweiflung um Hilfe an die Kirche gewandt. Im Keller fand man menschliche Überreste. Das junge Mädchen, Claire, verursachte Poltergeistphänomene, wenn sie ihre Menstruation hatte. Insgesamt ereigneten sich in dem Haus verschiedene Merkwürdigkeiten, unter anderem hatte man mehrfach Tonbandstimmen aufgenommen. Eine Aufnahme würde Cloister nie vergessen; sie hatte sich ihm ins Gedächtnis eingebrannt. Es war der herzzerreißende, untröstliche Schrei eines Kindes, schrecklich anzuhören. Als er ihn zum ersten Mal hörte, erweckt er tiefste Trauer in ihm. Das Kind weinte, und dann sagte es: »Mama, Mama! Warum begräbst du mich lebendig?«
    Viele von denen, die über die Tonbandstimmen lachten oder sie für Betrug hielten, hätten wohl nicht den Mut, in ihrem eigenen Haus ein Aufnahmegerät aufzustellen, es allein zu lassen und sich später die Aufzeichnungen anzuhören. Mit Humor und Verachtung kann man Gespenster vertreiben, aber nur scheinbar. Nein, die Tonbandstimmen waren kein Scherz eines Schwindlers. Sie waren eine beunruhigende, manchmal auch erschütternde Tatsache, mit der sich selbst die NASA und der Vatikan

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