Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
64 - Der verlorene Sohn 05 - Jäger und Gejagte

64 - Der verlorene Sohn 05 - Jäger und Gejagte

Titel: 64 - Der verlorene Sohn 05 - Jäger und Gejagte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
holen, und dann schießt er mich nieder wie einen Hund. Millionen teilt dieser Mann nicht mit mir. Bin ich nur erst überzeugt, daß wirklich solche Kostbarkeiten da sind! Erst bekommt die Tänzerin ihren Hieb, und dann schlage ich ihn vor den Kopf, daß ihm der Atem mit einem Mal ausgeht. Den Hammer habe ich ja noch bei mir.“
    Nach längerer Zeit flüsterte der Baron:
    „Jetzt können wir es versuchen. Nicht?“
    „Meinetwegen! Also, wenden wir Gewalt an, wenn es notwendig ist?“
    „Natürlich! Ohne Beute gehe ich nicht.“
    „Ich auch nicht.“
    „So wollen wir anbrennen.“
    Er zündete seine Laterne an, die er aus dem Reiseköfferchen genommen hatte, und steckte sie in die Tasche. Dann öffnete er leise die Tür und blickte forschend hinaus.
    „Wie ist's?“ fragte Bormann hinter ihm.
    „Alles gut. Eine einzige Gasflamme brennt. Vorwärts!“
    Sie traten auf den Korridor hinaus und begaben sich zur nächsten Tür, welche in das Vorzimmer führte. Der Baron zog den Schlüssel hervor; steckte den Bart desselben in den Mund, um ihn mit Speichel anzufeuchten, damit er im Schloß kein Geräusch verursache, und schob ihn dann unhörbar in das Schlüsselloch.
    „Geht es?“ flüsterte Bormann.
    „Warten!“
    Er drehte langsam, leise, leise. Ein ganz geringes, kaum wahrnehmbares Knirschen, dann sagte er:
    „Die Tür geht auf. Da!“
    Er zog sie mit einem raschen Ruck herüber und blickte in das Zimmer. Es war dunkel.
    „Machen Sie wieder zu!“ warnte Bormann.
    Der Baron tat es und zog dann die Laterne hervor, um einen raschen Lichtblitz umherfallen zu lassen. Sie erblickten nur die nackten Möbel.
    „Hier gibt es nichts“, flüsterte er. „Weiter.“
    Die Tür, welche in das Wohnzimmer führte, stand offen. Der Baron hatte das Glas der Laterne wieder verhüllt und huschte weiter. Bormann folgte leise.
    „Leuchten Sie!“ raunte er dem Baron zu.
    Dieser befolgte die Weisung, steckte aber die Laterne sofort wieder ein.
    „Haben Sie gesehen?“ fragte er.
    „Ja. Tisch, Sofa, Stühle, einen Schrank. Weiter nichts. Die Kostbarkeiten sind jedenfalls da drinnen.“
    Dabei deutete er, trotzdem es dunkel war, nach dem Schlafzimmer.
    „Natürlich!“ antwortete der Baron. „Horchen Sie einmal! Hören Sie etwas?“
    „Nein“, antwortete Bormann nach einer Pause angestrengten Lauschens.
    „Man hört keinen Atemzug. Sie scheint sehr leise zu schlafen. Da wird sie leicht erwachen.“
    „Ich trete sofort ans Bett. Sie leuchten sie an. Sehe ich, daß sie mit der Wimper zuckt, erwürge ich sie. Das ist das sicherste, denn dabei geht es ruhig zu.“
    „Schön! Also vorwärts.“
    Bormann schlich voran, durch die zweite ebenso offene Verbindungstür. Er stand mitten im Schlafzimmer, und der Baron war ihm bis an die Tür desselben gefolgt.
    „Leuchten!“ raunte der Riese zu ihm zurück.
    Der Baron enthüllte die Glastafel der Laterne. Ein ganz und gar leichtes Räuspern ließ sich in diesem Augenblick im Zimmer vernehmen; aber obgleich es nur wie ein Hauch geklungen hatte, hörte das feine, vorsichtige Ohr des Barons doch, daß dies nicht eine weibliche Kehle gewesen sei. War hier ein Mann?
    Ein plötzlicher Verdacht kam über den Baron. Er ließ das Licht in das Zimmer fallen und warf, während das Auge des Riesen nur auf das eine Bett gerichtet war, den Blick scharf forschend in die Ecken. Dort, links, hatten sich zwei Männer niedergeduckt, er bemerkte deutlich ihre Köpfe.
    Die Erkenntnis der Situation durchzuckte ihn mit der Schnelligkeit des Blitzes. Er konnte sich nur retten, wenn er Bormann opferte. Im Nu hatte er die Laterne wieder verdunkelt und huschte in höchster Eile auf den Strümpfen zurück bis an die Eingangstür des Vorzimmers, öffnete sie leise, trat in sein Zimmer, zog den Schlüssel ab, steckte ihn von innen an und schloß zu.
    In derselben fieberhaften Eile zog er die Laterne hervor, so daß sie leuchtete, fuhr in die vorhin vorsichtigerweise ausgezogenen Stiefel, setzte den Hut auf, zog den Regenmantel an, steckte den Arm in die Henkel seiner Koffertasche, riß das Fenster auf, ließ das noch immer an dem Bettbein befestigte Seil hinunter, stieg auf die Fensterbrüstung und ließ sich hinab.
    Bormann war mitten im Zimmer stehengeblieben und wartete. Er konnte nicht begreifen, warum der Baron die Laterne wieder verschlossen hatte. Er wendete sich zurück und flüsterte:
    „Im Bett lag ja niemand!“
    Er bekam keine Antwort.
    „Leuchten!“ sagte er.
    „Hauptmann!“
    Keine

Weitere Kostenlose Bücher