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64 - Der verlorene Sohn 05 - Jäger und Gejagte

64 - Der verlorene Sohn 05 - Jäger und Gejagte

Titel: 64 - Der verlorene Sohn 05 - Jäger und Gejagte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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in wahrhaft reiner, heiliger Liebe vereinigt hatten.
    Da öffnete sich die vordere Tür. Lichtschein drang heraus in das Kabinett, und eine Stimme fragte:
    „Valeska, bist du da?“
    Es war Petermann. Sie erkannte ihn sogleich an der Stimme.
    „Ja, lieber Vater“, antwortete sie.
    Dabei wollte sie sich der Umarmung des Leutnants entwinden; dieser aber hielt sie fest und flüsterte ihr zu:
    „Bleib, Geliebte! Er soll erfahren, was geschehen ist.“
    Petermann trat, mit dem Licht in der Hand, näher. Er fragte:
    „Du wolltest Toilette machen. Bist du fertig? Ah, du hast ja noch gar kein Licht!“
    Er leuchtete in das Kabinett und erblickte seine Tochter in den Armen des Geliebten.
    „Was ist das?“ fragte er, mehr erschrocken als erstaunt. „Du bist nicht allein? Kind, was muß ich sehen!“
    „Sie sehen nichts Unrechtes, Herr Petermann“, antwortete Edmund von Randau.
    Jetzt erst erkannte der Genannte, wen er vor sich hatte.
    „Sie, Herr Leutnant?“ sagte er. „Darf ich vielleicht um eine Erklärung bitten?“
    Er hatte die Stirn gerunzelt. Er konnte ja diesem vermeintlichen Gegenüber nur eine ihm nicht willkommene und nicht wünschenswerte Deutung geben. Da aber machte seine Tochter sich aus den sie umschlingenden Armen los, trat auf ihn zu, faßte seine Hände und sagte bittend:
    „Du darfst nicht bös sein, lieber Vater. Edmund meint es so ehrlich, wie du nur wünschen kannst.“
    „Edmund? Ah, ihr nennt euch bereits beim Vornamen! Und ich habe nicht die mindeste Ahnung gehabt!“
    „Ich auch nicht. Es ist ja so plötzlich gekommen.“
    „Plötzlich? Du hast auch keine Ahnung gehabt? Desto unbegreiflicher ist es mir. Herr Leutnant, meine Tochter ist mir so lieb und so wert, wie nur jemals eine Tochter ihrem Vater sein kann. Sie ist aber das Kind eines armen Mannes, und Sie sind der Sohn eines vornehmen, reichen Hauses. Ernsthafte Wünsche sind also wohl kaum vorauszusetzen, und zu einer vorübergehenden Unterhaltung darf ich mein –“
    „Bitte, bitte“, fiel ihm Edmund in die Rede. „Ich will mich nicht selbst verteidigen; aber hier steht mein Anwalt, dem Sie denselben Glauben schenken können wir mir.“
    Er griff nach der Hand seiner Mutter, welche seitwärts im Dunkel gestanden hatte, und zog sie in den Kreis des Lichtes.
    „Wer ist diese Dame?“ fragte Petermann.
    „Meine Mutter, welche soeben so freundlich gewesen ist, die Hand Ihrer Tochter in die meinige zu legen.“
    „Die Frau Baronin von Randau?“ fragte der Erstaunte. „Wie soll ich mir erklären –“
    „Die Erklärung ist sehr leicht und sehr einfach, Herr Petermann“, antwortete die Freifrau. „Mein Sohn liebt Ihre Tochter, und sie erwidert seine Liebe. Ich habe keinen Grund, dem Herzenswunsch meines Kindes entgegenzutreten, und so ist ihnen meine Einwilligung geworden.“
    „Mein Gott! Höre ich recht?“
    „Es ist, wie ich sage.“
    „Der Herr Leutnant will –“
    Er brachte das richtige Wort nicht hervor. Es war ihm unmöglich, an die Wahrheit der Tatsache zu glauben. Die Baronin ergänzte seinen angefangenen Satz:
    „Mein Sohn will sich erlauben, Sie um die Einwilligung zu seiner Verlobung mit Valeska zu bitten.“
    „Wie? Verlobung? Wirklich Verlobung?“
    „Ja.“
    „Sie sprechen im Ernst?“
    „Natürlich.“
    „Sie meinen eine offizielle, gesetzliche Verbindung?“
    „Gewiß!“
    Mutter und Sohn weideten sich an dem glücklichen Erstaunen des braven, so viel geprüften Mannes.
    „Aber das ist doch eine Unmöglichkeit!“ rief er aus.
    „Warum?“
    „Kennen Sie meine Verhältnisse, gnädige Frau?“
    „So viel wie es nötig ist, ja.“
    „Und Sie halten es nicht nur für möglich, sondern wünschen es sogar von ganzem Herzen, daß – mir ist wahrhaftig, als ob ich träume!“ setzte Petermann, immer noch zweifelnd, hinzu.
    „Glauben Sie immerhin an die Wirklichkeit! Sie sind ein Mann, dem meine volle Achtung gehört. Und was Ihre Tochter betrifft, so hat sie sich mein Herz im Sturm erobert. Ich überraschte diese beiden, als sie eben den Stimmen ihrer Herzen Gehör schenkten. Valeska wollte entsagen. Sie wollte ein Opfer bringen, dessen Größe das beste Zeugnis von dem Adel ihrer Gesinnung ist. Sie hatte die mutige Selbstüberwindung, meinen Sohn an seine vermeintlichen Pflichten zu erinnern. Sie hat sich damit würdig gemacht, meine Tochter und als solche die Trägerin unseres Namens zu werden. Ich habe mich beeilt, ihr zu sagen, daß Edmund ein solches Opfer nicht annehmen wird und auch

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