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64 - Der verlorene Sohn 05 - Jäger und Gejagte

64 - Der verlorene Sohn 05 - Jäger und Gejagte

Titel: 64 - Der verlorene Sohn 05 - Jäger und Gejagte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Zwar wollte er ihn nicht hier töten, sondern ihn erst sehen. Das andere hätte sich ganz von selbst gemacht. Blick dem Kerl einmal nach, ob er sich wirklich entfernt, und hole mir dann die rote Garnitur, welche ich als Maler Brenner anzulegen pflege!“
    Als halb drei Uhr der brave Schlosser wiederkehrte, wurde er in dasselbe hintere Zimmer geführt und fand dort den rotköpfigen und rotbärtigen Maler, welchen er suchte.
    „Ah, Sie, lieber Freund? Was wollen Sie?“ fragte der Fürst mit stotternder Stimme, wie er es stets machte, wenn er sich für den Maler Brenner gelten ließ.
    „Ich wollte fragen, ob Sie heute mit dem Fürsten des Elends zusammentrafen?“
    „Ja, gewiß.“
    „Bitte, sagen Sie ihm, daß die amerikanische Tänzerin Miß Starton bestohlen werden soll!“
    „Woher wissen Sie das?“
    „Ich habe die Schlüssel machen müssen.“
    „Wie ist das möglich?“
    „Ich habe einen Tag lang als Reisender im Hotel gewohnt und da die Abdrücke genommen.“
    „Gut, ich werde es melden. Wann soll die Tat vorgenommen werden?“
    „Ich weiß es nicht, es soll noch bestimmt werden.“
    „Vielleicht heute. Sie werden heute Versammlung haben, wie ich vermute.“
    „Wie können Sie das vermuten?“
    „Ich habe zufälligerweise ein Gespräch belauscht.“
    „Wo werden diese Zusammenkünfte abgehalten?“
    „Sie wissen, wie gern ich Ihnen diene, aber den Ort kann ich nicht verraten. Ich halte meinen Schwur nicht nach dem Sinn, sondern genau wörtlich. Die Schlüssel muß ich natürlich dem Hauptmann geben.“
    „Ja. Aber von heute an stellen Sie sich drei Tage lang krank, wenn Sie nicht verloren sein wollen.“
    „Ist etwas gegen uns los?“
    „Ich ahne etwas. Übrigens haben Sie nichts zu fürchten. Nur schweigen Sie. Hier haben Sie etwas!“
    Er reichte ihm einige Geldstücke, und dann entfernte sich der Schlosser.
    Der Fürst hielt es jetzt für seine Pflicht, Alma von Helfenstein zu besuchen. Die Warnung, welche er ihr geschickt hatte, war ganz dazu geeignet, sie mit Besorgnis zu erfüllen. Er mußte sie beruhigen oder doch wenigstens ihr die Gründe mitteilen, welche ihn veranlaßt hatten, den Diener zu ihr zu senden.
    Er kehrte also ins Palais zurück und legte seine Verkleidung ab. Dann ließ er anspannen und fuhr zu ihr. Sie kam ihm erfreut entgegen. Ihre erste Frage war, ganz wie er vermutet hatte, auf die Warnung gerichtet, die sie erhalten hatte.
    „Droht mir denn irgendeine Gefahr, wenn ich meine Wohnung verlasse?“ erkundigte sie sich.
    „Vielleicht. Mit Gewißheit vermag ich es zwar nicht zu behaupten, aber dennoch halte ich dafür, daß du vorsichtig sein mußt. Ich habe nämlich den Baron Franz in eine Lage versetzt, welche für ihn förmlich verzweifelt ist. Er hat nur die Wahl zwischen seinem Tod und demjenigen seiner Widersacher.“
    „Dann befindest du dich aber doch in ganz derselben Gefahr!“
    „Allerdings. Die Gefahr, in welcher ich mich befinde, ist sogar bedeutender, denn er sieht jetzt ein, daß ich es bin, den er am allermeisten zu fürchten hat.“
    „Und dennoch wagst du dich aus der Wohnung!“
    „Oh, am Tag habe ich nichts zu fürchten, und dann besteht mein bester Schutz in der Verkleidung, welche ich anlege.“
    „Wodurch hast du ihn denn in solche Verzweiflung getrieben?“
    „Die Schmiede sind aus Brückenau entflohen. Sie sind zu ihm gekommen, und ich habe sie festnehmen lassen. Dann bin ich zu ihm gegangen und habe ihm drei Tage Zeit gegeben, alles zu gestehen. Ich habe ihm gesagt, daß ich ihn nach Ablauf dieser Frist arretieren lassen werde.“
    „War das nicht gewagt von dir?“
    „O nein. Ich habe meine Berechnung dabei und glaube nicht, daß ich mich in ihm täusche.“
    „Er wird das Äußerste wagen!“
    „Das weiß ich und das will ich. Er weiß, daß der Fürst des Elends mit mir identisch ist, er weiß ferner, daß seine Frau sich bei mir befindet, daß Gustav Brandt hier ist und daß ihm noch ganz andere Schlingen gelegt sind. Er wird beabsichtigen, binnen dieser drei Tage alle Personen, welche nach seinem Verderben trachten, sich aus dem Weg zu räumen.“
    „Also auch mich?“
    „Ja. Darum ist es besser, du gehst nicht aus.“
    „Das allein kann mich nicht schützen. Wie nun, wenn er mich überfallen läßt, wie damals durch den Riesen Bormann?“
    „Das ist unmöglich. Es könnte nur des Nachts geschehen, und ich werde es anordnen, daß dein Haus polizeilicherseits bewacht wird.“
    „Dann bin ich beruhigt. Aber wird er seine

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