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66 - Der Weg zum Glück 01 - Das Zigeunergrab

66 - Der Weg zum Glück 01 - Das Zigeunergrab

Titel: 66 - Der Weg zum Glück 01 - Das Zigeunergrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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aufhört, nehm ich die Peitschen und prügel euch alle beid hinaus! Das war mir eine Sachen, hier in meiner ruhigen Stuben einen solchen Skandöps aufzuführen! Ich rat euch Guts! Schlängelt euch zur Tür hinaus, sonst setzt's was Gepfeffertes! Ich spiel hier Skat, und da habt ihr so still zu sein, als ob ihr in der Kirchen wärt!“
    „Na, beten wirst auch nicht dabei, Matthes!“ antwortete Anton. „Aber weil du mit dere Peitschen kommen willst, so kann ich halt schon gehn, sonst könnt's kommen, daß du deine eigene Peitschen zu schmecken bekommst.“
    „Du!“ drohte der Wirt. „Mach mir kein Geschimpf, sonst werf ich dir alls an den Kopf, was ich find!“
    „Versuch's doch!“
    „Was! Glaubst etwa, daß ich nicht Wort halt? Hier schau, da kommt's bereits.“
    Die drei Skatspieler hatten drei Blechbüchsen vor sich stehen, in denen sich das Geld befand. Der Wirt ergriff die seinige und warf sie mitsamt dem Geld dem Anton an den Kopf.
    „So! Hast genug?“ fragte er zornig.
    „Immer weiter!“
    „Gut! Hier und hier auch! Gefällt’s dir so?“
    Er nahm auch die Büchse seines Sohnes und seiner Frau und warf beide nach Antons Kopf, so daß die Geldstücke in der Stube herumkollerten.
    „Ja, das gefallt mir sehr gut!“ lachte der Tabulettkramer.
    „So kannst auch noch die Karten haben.“
    Er schleuderte ihm auch noch die Karten ins Gesicht, stand dann auf und griff zum ersten besten Gefäß, welches auf dem Büffet stand.
    „Hast nun genug oder willst auch noch den Bierkrug haben und das Wasserschäffel dazu?“
    „Nein, ich dank, Matthes! Jetzt hab ich genug!“
    „So mach dich hinaus, und zahl erst dein Bier.“
    „Was kost's?“
    „Zehn Pfennige.“
    „Hier hast! Wann ich Wiederkehr, werd ich Zeit haben, dir dein Geldl mit aufzuheben. Bis dahin kannst's liegen lassen.“
    Er ging lachend fort, und auch der Wirt lachte, daß er sich zu der Dummheit, Geld und Karten in der Stube herumzuschleudern, hatte verleiten lassen.
    Jetzt nun begann Anton zu hausieren. Da sich das Geschäft heut beim Baron von Stauffen so gut angelassen hatte, so hoffte er, daß es wohl auch nicht unbefriedigend endigen werde.
    Er hatte sich nicht getäuscht. Er fand zahlreiche Käufer, so daß er noch nie einen so günstigen Tag gehabt hatte, wie heut. Als der Abend bereits hereinzudunkeln begann, kam er noch in ein sehr anständiges Haus, wo er in der Parterrewohnung nichts verkaufte. Er stieg zur Treppe empor, da war an die Tür eine Visitenkarte befestigt, auf welcher zu lesen war ‚Professor Weinhold‘.
    Er beachtete den Namen gar nicht und klingelte. Ein Dienstmädchen öffnete. Als sie hörte, was er zu verkaufen habe, ließ sie ihn in die Küche treten, um sich seine Raritäten anzusehen. Beide waren bald in voller Tätigkeit und mochten dabei etwas lauter sein, als sich's gehörte, denn es wurde eine Tür geöffnet, eine feine Dame trat halb heraus und sagte mit gedämpfter Stimme:
    „Nicht so laut, Anna! Du weißt ja, daß mein Mann komponiert!“
    Anton hatte ihr den Rücken zugekehrt. Schon wollte sie sich wieder zurückziehen, da drehte er sich um. Ihr Blick fiel auf ihn. Da rief sie laut im Ton freudiger Überraschung:
    „Was? Ist's möglich? Der Krickel-Anton!“
    Er sah sie forschend an. Sie sah viel anders aus als damals, wo er sie halb tot und verschmachtet oben auf dem Felsen gefunden hatte; dennoch aber erkannte er sie sofort auch.
    „Du bist's!“ antwortete er, ihr die Hand entgegenstreckend. „Das hätt ich nicht gedacht. Grüß Gott auch!“
    „Grüß Gott und willkommen, Anton! Wie geht es denn?“
    „Immer gut. Schau, was ich geworden bin! Ein Tabulettenkramer. Kannst mir auch was abkaufen!“
    „Natürlich! Aber komm herein zu meinem Mann, der sich ebenso wie ich freuen wird.“
    „Natürlich, natürlich!“ erklang es hinter ihr. „Ich hörte den Namen Krickel-Anton und bin natürlich gleich auch herausgekommen. Laß deine Sachen da in der Küche, Anton, und komm herein!“
    Bald saßen die drei beisammen in der Wohnstube. Der Professor befand sich mit seiner Frau hier im Bad. Beide waren aufrichtig erfreut, den Retter wiederzusehen, und machten ihm die größten Vorwürfe, daß er nichts hatte von sich hören lasen.
    „Und wie steht es mit der Anweisung?“ fragte der Professor. „Hast du sie benutzt?“
    „Nein“, antwortete der Gefragte. „Ich hab halt glaubt, du führst mich an der Nas herum.“
    „Dich? Den Retter meiner Frau? Was traust du mir zu!“
    „Ich hab den

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