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66 - Der Weg zum Glück 01 - Das Zigeunergrab

66 - Der Weg zum Glück 01 - Das Zigeunergrab

Titel: 66 - Der Weg zum Glück 01 - Das Zigeunergrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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‚Jetzunder, Woglinde, jetzt!‘ Und nun sang sie zum Schwimmen.“
    „Leni hat er doch gesagt!“
    „Nein. In diesem Stucken heißt sie alleweil Woglinde, und da hat sie gesungen:
    ‚Weia! Waga!
Woge, du Welle,
Walle zur Wiege!
Wagalaweia!
Wallala weiala weia!‘“
    „Himmelsakra! Das ist doch eine Dummheiten, wie's gar keine zweite nimmer gibt.“
    „Was?“
    „Das kann doch nur ein ganz verrückter Kerl singen. Das sind doch gar keine richtigen Versen!“
    „Na, behüt dich Gott, Anton! Bist du und dumm! Wann eine schwimmt, soll sie auch noch richtige Versen singen! Spring doch mals ins Wasser und sing ein Gestanzel mit einem Jodler, wann dir dabei das Wasser ins Maul läuft und zur Nasen wieder heraus! Da verstehst du halt gar nix von! Der Wagner Richard ist ganz toll gewesen vor Freuden, daß sie's so schön gemacht hat. Er hat ihr auf die Wang klopft und dabei –“
    „Der Teufel soll ihn holen!“ rief Anton aus.
    „So? Warum dann?“
    „Was hat er ihr an die Wang zu klopfen!“
    „Geht's dich etwas an vielleicht?“
    „Nein.“
    „Und wann er sie auf den Buckel klopft oder noch tiefer drauf, so kann's dir ganz egal sein! Verstehst mich! Und gelobt hat er sie. Und nachher mußt sie die Saloppen wieder anders umtun und ein Schnupftücherl in die Hand nehmen und damit wedeln und etwas dazu singen. Das klang so mächtig und prächtig, daß die Fenstertafeln klirrt haben. Und als sie nachher fertig war, da hat er sie wieder auf die Wange klopft –“
    „Donnerwetter!“
    „Halt's Maul! – Und zu ihr sagt: das war richtig; das war gut; so ist's recht! Das ist die richtige Isolden!“
    „Isolden? Was isi das?“
    „Isolde heißt eine, die auch im Theater abgesungen wird. Ihr Liebster heißt entweder Tristan oder Christian; ich hab's nicht ordentlich verstanden. Ja, der Wagner ist ganz verschossen in die Leni, sag ich dir und wann –“
    „Verschossen? Da soll doch gleich ein Donnerwetter dazwischen schlagen, daß alles kracht!“
    „Willst gleich ruhig sein, Einfaltspinsel! Was geht's dich an! Übrigens mußt mich richtig verstehen. Wann ein Kompernist sich in eine Sängerin hineinverschießt, so ist das nicht etwa eine Liebelei sondern es ist nur – nur – nur ein Kunstgenuß. Er ist nicht in das Maderl verliebt, sondern in die Noten, die sie trillert.“
    „So mag er doch auf das Notenpapier klopfen und nicht auf ihre Wangen, der Haxerl, der!“
    „Schweig dich aus, sag ich dir! Alles, was du heut sprichst, das sind Dummheiten. Du tust ja grad so, als ob du der Leni ihr Schulmeister wärst und als ob sie dir zu gehorchen hätt! Daraus wird nix! Wärst nicht so zuwider gewest, so wärt ihr einig blieben und du wärst nachher der Mann von der größten Sängerin worden; nix arbeiten, sondern die Hand in die Hosentaschen stecken und Kaviar und Pumpernickel essen, das war deine Zukunft gewesen. Nun aber hast's nicht so haben wollen, bist fortgelaufen, und nun kannst dir nimmer eine andere suchen. Mit der gehst hausieren, und wann ihr Hunger habt, so kocht ihr euch den Kragen von einem alten Reisepelzerl und trinkt ein gekochtes Gummiarabigummerl dazu. Das hält den Magen auch zusammen, daß er nimmer auseinandergeht.“
    „So schlimm wird's nicht werden!“
    „Wie sonst? Die Leni kriegst nun nicht mehr!“
    „Hab ich etwa gesagt, daß ich sie noch will?“
    „Na, daß du sie noch willst, das sieht man dir doch ganz deutlich an dera Nasenspitzen an!“
    „Bekümmer dich um deine eigene Nasen, und wart, ob ihr, nämlich du und die Leni, einmal Kaviar und Pumpernickel zu essen habt. Du hast auch nur das große Mundwerk, weißt. Und wann das Singen gar so viel Geld macht, so hab ich auch noch eine Stimme und kann ebensogut ein Künstler werden.“
    „Du? Das bild dir nicht ein!“
    „Wart's ab! Jetzt aber hat's mich schon gereut, daß ich so freundlich mit dir gewesen bin. Wannst mir weiter nix erzählen kannst, als daß der Richardl, das Wagnerl, der Leni an die Wangen greift, so kannst mich nur bloß dauern. Du als Pat' sollst darauf sehen, daß kein Mann ihr so im Gesicht herumtätschelt, verstanden? Das schickt sich nicht für ein Dirndl, und das schickt sich auch nicht für einen Paten!“
    Er war vom Stuhl aufgestanden und ganz zornig geworden.
    „Oho!“ meinte der Wurzelsepp. „Was begehrst dann auf einmal so auf! Du hast gar nix zu befehlen, gar nix! Verstanden!“
    Da drehte sich der Wirt von seinen Karten ab und rief herüber:
    „Jetzt, wann ihr nicht endlich

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