Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
66 - Der Weg zum Glück 01 - Das Zigeunergrab

66 - Der Weg zum Glück 01 - Das Zigeunergrab

Titel: 66 - Der Weg zum Glück 01 - Das Zigeunergrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
dir, das wird eine Künstlerin, wie noch gar keine dagewesen ist auf dera Welt.“
    „So hat sie keine Lust, zu verzichten?“
    „Auf was?“
    „Aufs Theater.“
    „Das fällt ihr gar nimmer ein. Sie wird ja in den nächsten Tagen bereits ein Konzert geben.“
    „Ein Konzerten?“
    „Jawohl!“
    „Bist gescheit!“
    „Sehr.“
    „Wo soll dieses Konzerten denn sein?“
    „Das ist dir ja gleich.“
    „Warum?“
    „Weilst sowieso nimmer an sie denkst.“
    „Aber hören möcht ich sie doch mal.“
    „So! Ach so! Das bringst nicht fertig.“
    „Warum?“
    „Das kostet Geld.“
    „Nun, was das wohl kost, das hab ich.“
    „Wieviel denkst?“
    „Fünf Groschen. Das ist doch nobel.“
    „Dank sehr für dera Nobleß! Fünfzehn Mark kostet's im Stehn, und wer sitzen will, der muß gar zwanzig zahln.“
    „Fünfzehn – zwanzig Markerln! Dafür kann ich mir daheim eine Stuben mieten fürs ganz Jahr! Du machst mir was weis!“
    „Fällt mir gar nicht ein. Weißt, das Konzertl ist nur für reiche Leuteln, für Kenner, welche oft auch noch mehr zahlen. Und die Leni ist nicht allein dabei, sondern es kommt noch einer, der schlägt das Klavier, ein berühmter Mann, der die ganze Brust voller Orden hat und den Buckel hinten auch. Er hat vor allen Potentaten bereits gespielt und heißt entweder Gescheit oder Kluge oder List, ich weiß es nimmer genau. Grad wegen dem ist's so teuer. Und der König kommt auch.“
    „Wirklich?“
    „Ja, es ist bestimmt. Die Leni sagte mir's.“
    „So geh ich auch.“
    „Mensch! Fünfzehn Markerln.“
    „Ich zahl sie; ich zahl sie. Ich will sie hörn.“
    „Du hörst sie nicht. Das Konzertl ist nicht für alle Leutln. Es bekommt nicht ein jeder ein Biletten.“
    „So! Wo ist's denn?“
    „Hier im Bad.“
    „Hier, hier? Und wann?“
    „Am Sonnabend abend. Es spielt auch noch einer mit, der die Vigolinen hat; das hab ich nicht gewußt, sondern erst heute erfahren. Bist denn am Sonnabend noch immer hier?“
    Anton blickte sinnend nieder. Es schien ihm geratener, dem Sepp gar nicht merken zu lassen, was er vorhabe. Darum antwortete er ihm:
    „Nein. Am Sonnabend bin ich schon lang wieder fort.“
    „Siehst, daß du sie also nicht sehen kannst.“
    „Ja leider! Aber sag, wie wird sie denn angezogen sein?“
    „Meinst, was für ein Kleid sie hat?“
    „Ja.“
    „Das kann ich doch nicht wissen.“
    „Hat sie denn ein schönes Gewandel zu so einem Konzerterl, Sepp?“
    „Gewandeln hat s' schon genug.“
    „Von wem?“
    „Vom König. Der zahlt alles.“
    „O Jerum! Und in welchem Gewandeln singt sie daheim, wann sie Stund hat?“
    „In einem Gewandel, das wird ein Hausrock geheißen.“
    „Singt sie nicht auch manchmal in einem Kleiderl, wo – wo – wo keine Ärmel dran sind?“
    Er ist ganz rot im Gesicht geworden.
    „Keine Ärmel? Was bist für ein talketer Kerl!“
    „Und – und auch vorn kein Kleid und kein Hemd?“
    „Auch vorn nicht? Jetzt hör mal auf! Was denkst eigentlich von mir. Sie muß zwar manchmal ein ganz besonderbars Habiterl umtun, aber vorn ist doch allemal ein Gewand und das Hemderl erst recht.“
    „So, also ein besonderbares gibt's doch manchmal? Wie dann, Sepp?“
    Er war ganz Feuer und Flamme. Das, ja besonders das mußte er erfahren. Grad der Umstand, daß eine Sängerin entblößt erscheinen muß, wenn die Rolle es mit sich bringt, was ja der Grund gewesen, daß er so zornig gewesen war.
    „Nun“, antwortete der Sepp, „ich hab's einmal gesehen, als ich am letzten Mal bei ihr war. Weißt, es ist da ein Kompernist, der heißt Wagner und Richard auch. Auf den hält der König sehr große Stucken. Er soll ein vielgescheiter Kerl sein und ein Musiken kompernieren, wie noch niemals ein anderer eine komperniert hat. Der verinteressiert sich sehr für die Leni und kommt oft, um zu hören, was sie indes wieder gelernt hat. Und am letzten Mal war ich in der andern Stub und konnt durch die Glastüren hineinblicken. Da muß die Leni eine Saloppen umtun und dann band er sie mit dem Leib an den Türknauf, daß sie nicht fallen konnt. Nachher mußt sie den Oberkörper weit vorwerfen und mit den Armen so hinausschlagen und battalgen, als ob sie schwimmen wollt.“
    „Das ist doch verrückt!“
    „Nein. Es gibt ein Theaterstucken, worin das vorkommt.“
    „Wie heißt das?“
    „Rheingold heißt's. Und nachher, als sie so in der Stuben schwamm, aber freilich ohne Wasser, da setzte er sich ans Klavier und begann zu spielen. Nachher rief er laut:

Weitere Kostenlose Bücher