Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
66 - Der Weg zum Glück 01 - Das Zigeunergrab

66 - Der Weg zum Glück 01 - Das Zigeunergrab

Titel: 66 - Der Weg zum Glück 01 - Das Zigeunergrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
hast aber ja Noten hier!“
    „Die hat in voriger Zeit ein Badegast zurückgelassen, der in der Mühlen gewohnt hat. Ich hab sie hier einischmuggelt; aber was die vielen Notenköpfen und Stricherln zu bedeuten haben, das weiß ich nicht und bring's auch nicht.“
    „Ja, diese Noten wirst du niemals spielen lernen.“
    „Meinst wirklich?“ fragte der Fex mit der Miene eines Menschen, der auf alles verzichtet.
    „Ja, niemals. Wer diese Stücke geigt, der ist ein Virtuos.“
    Dabei blätterte der König in den Noten herum und fügte hinzu:
    „Wenigstens ist er der Virtuosität sehr nahe. Aber wenn du solche Lust zur Musik hast, so gehe doch zum Kantor oder zum Lehrer. Vielleicht zeigt er dir die nötigen Griffe.“
    „Oh, das hat er ja auch tan.“
    „Und hat es nichts genützt?“
    „Nix. Du sagst ja selber, daß ich diese Sachen nimmer spielen lernen werd.“
    „Nun, es müssen nicht grad solche schwere Stücke sein. Vielleicht kannst du einen Lehrer erhalten, unter dessen Leitung du es mit der Zeit so weit bringst, daß du in ein Musikkorps treten und dir dein Brot verdienen kannst. Wir werden über diesen Gegenstand noch sprechen. Einstweilen aber wollen wir uns gegenseitig das tiefste Schweigen geloben. Nicht?“
    Er lächelte den Fex so gütig an, daß diesem das Herz aufgehen wollte. Dennoch aber drängte er die Mitteilungen, welche ihm auf die Zunge traten, zurück und antwortete:
    „Ja, ich sag nix, daß du heut versaufen wolltst, aber du mußt auch schweigen!“
    „Ja, ich verrate deine Kapelle nicht. Wenigstens werde ich keinem Menschen etwas darüber mitteilen, bis ich nicht vorher mit dir gesprochen habe. Jetzt aber wird es mir kalt. Meinst du, daß wir noch lange hier warten müssen?“
    „Ich werd einmal nachschaun. Als ich vorhin wiederkam, ist das Holz beinahe schon vorüber gewest.“
    Er verschwand im Wasser, kehrte aber sehr bald zurück und meldete:
    „Du kannst mitkommen. Es schwimmt zwar noch zuweilen ein Stamm vorüber, aber das hat schon nix zu sagen; dem weichen wir halt aus. Jetzt werd ich vorerst meine Kapellen in Ordnung bringen. Es war sehr ungut von dir, daß du da hereinidrungen bist. Man muß seine Nasen nicht überall hinstecken, denn es ist leicht möglich, daß man mal einen Klaps drauf bekommt.“
    Er pochte die Krampe wieder fest und nahm dann die Lampe, um sie auszulöschen; sagte jedoch vorher:
    „Nun kann's fortgehen. Also jetzt tauchen wir da hinab. Du brauchst nur das Maul zuzumachen und mir die Hand zu geben. Nachher bring ich dich schon dahin, wo du hingehörst.“
    „Schwimmst du wieder unter dem Wasser?“
    „Nein; das ist jetzund nicht mehr nötig. Wann wir hinaus in den Fluß sind, tauchen wir gleich empor. Nachher kannst neben mir aufwärts schwimmen bis dahin, wo das Richardl ist.“
    „Richardl? Wer?“
    „Nun, der Wagner, der Komponist.“
    „So kennst du auch den?“
    „Ja, ich hab sein Bild gesehen, und der Sepp hat's mir auch gesagt, wer er ist. Also komm!“
    Er blies die Lampe aus und setzte sie auf den Tisch. Dann schritt er dem König voran nach der Stelle, an welcher das Wasser begann. Er stieg hinein, und der König folgte.
    „Jetzt nun noch das Maul zu“, sagte er, „und hol nimmer Atem, als bis wir oben sind.“
    Er faßte ihn beim Arm und zog ihn hinab. Das Wasser schloß sich über ihnen. Der König fühlte, daß er durch die Felsspalte hinaus in den Fluß und dann empor zur Oberfläche dirigiert wurde.
    „Jetzt kannst wieder Luft schnappen“, hörte er den Fex neben sich sagen.
    Er öffnete die Augen. Der Mond war über den Horizont emporgestiegen, und sein Strahl drang zwischen den Wipfeln der Bäume und zwischen den Felsen herein und auf den Fluß, so daß dessen Oberfläche glitzerte und flimmerte wie flüssiges Silber. Es war Vollmond wie an jenem Herbstabend, an welchem Ludwig bei Leni auf der Alp gewesen war.
    Beide schwammen rüstig aufwärts, bis dahin, wo die Felswand endete und die Fähre lag. Der Fex war dem König voran. Als er aus dem Wasser stieg, sagte Wagner erschrocken:
    „Du kommst doch wieder allein! Wo ist der König?“
    „Schau da hinab! Da kommt er.“
    Jetzt sah man auch die Gestalt des Königs, welcher gleich darauf das Ufer erreichte und an das Land stieg.
    Wagner war so ergriffen, daß er fast niedersank.
    „Dem Himmel sei Dank, Majestät!“ sagte er mit bebender Stimme. „Was ich in dieser Zeit gefühlt habe, das ist unbeschreiblich.“
    Der Italiener aber war ganz still. Er fand in diesem

Weitere Kostenlose Bücher